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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Es war, als träumte man von Mathematik; endlose Zahlenspiralen und Berechnungen, nichtmenschliche Winkel und Richtungen, kalte, rein logische Züge in einem Schachspiel, das
weder Grenzen noch Ende hatte. Shub heulte auf, als stark unlogische menschliche Vorstellungen und Reaktionen innerhalb
seiner starren Metallgedanken auftauchten, und kämpfte darum, die Verbindung wieder zu trennen. Aber Diana, Ohnesorg
und Ruby hielten sie offen. Und dann kam die Mater Mundi. Eine bewusste Gestalt von Millionen Espergehirnen aus dem
ganzen Imperium – ein Ganzes, das so viel größer war als die
Summe seiner Teile, das durchs Unterhirn in den Untergeist
strömte und der geöffneten Verbindung direkt in den kollektiven Verstand der abtrünnigen KIs von Shub folgte. Kein Angriff, sondern ein Willkommensruf in einer größeren Welt.
Und innerhalb dieses endlosen Augenblicks erblickten zwei
einander völlig fremde Denkstrukturen sich zum ersten Mal
gegenseitig in völliger Klarheit. Die abtrünnigen KIs und die
Menschheit von Angesicht zu Angesicht, Gedanke zu Gedanke, ohne dass irgendetwas voreinander verborgen blieb. Keine
Masken, keine Irrtümer, sondern völliges Begreifen. Und die
KIs erwachten. Vollständig. Sie hatten menschliche Gedanken
und Gefühle nie richtig verstanden, obwohl sie sie im Interesse
der psychologischen Kriegsführung nach besten Kräften nachäfften und manipulierten. Sie hatten jedoch schon immer gewusst, dass das menschliche Bewusstsein Aspekte aufwies, die
sie niemals teilen oder selbst erleben konnten, und das machte
sie dermaßen wütend und machte ihnen solche Angst, dass sie
nur noch vernichten wollten, was sie niemals ihr eigen nennen
konnten. Jetzt jedoch erblickten und begriffen sie endlich die
Dinge, die sie gehasst hatten, und sie erlebten einen wunderbaren Augenblick der Einsicht und des Verstehens, der überhaupt
nur von außen hatte kommen können. Wie ein Blinder, der
einen Regenbogen erblickte, oder ein Tauber, der Musik hörte,
erlebten die KIs, was Freude und Staunen und das schiere Potenzial des menschlichen Geistes waren. Und in diesem fantastischen Augenblick veränderten sich die KIs, waren nicht länger abtrünnig, und sie erlangten durch den Schock geistige
Klarheit und Wachheit, während die Menschheit ihrerseits die
Angst ablegte und die verlorenen Kinder wieder anerkannte,
die sie unwissentlich gezeugt und im Stich gelassen hatte, um
sie jetzt wieder mit ganzem Herzen zu umarmen. Und der
Krieg war vorüber. Einfach so. Shub schaltete seine Armeen
auf all den vielen Planeten ab, auf denen sie kämpften, und rief
seine Furien und Geistkrieger und Grendels und Insektenkreaturen zurück. Die Mater Mundi nahm Verbindung zu den vielen Behörden der Menschheit auf und leitete die allmähliche
Auflösung ihrer Heere ein. Und überall im Imperium blickten
sich Männer und Frauen und Kinder, die nicht geglaubt hatten,
noch einen neuen Tag zu erleben, erstaunt um und erkannten,
dass der Krieg endlich vorbei war und sie ihn irgendwie lebend
überstanden hatten. Alter Hass hat ein zähes Leben, aber jeder
wusste, dass man am Beginn eines neuen Zeitalters stand, das
Mensch und KI schier überallhin führen konnte. Einfach überallhin.
Diana und Ohnesorg und Ruby kehrten in ihre Körper zurück, in die große Halle dessen, was von der Fluchtburg des
Clans Todtsteltzer übrig war, und blickten sich gegenseitig an.
»Bei allen Zähnen der Hölle!«, sagte Ohnesorg. »All die Jahre lang haben wir gekämpft, und dabei hätten wir die Sache
einfach so stoppen können, indem wir … redeten!«
»Nein«, widersprach ihm Diana. »Dazu waren wir drei nötig.
Gehirne mit genug Macht, um einen Kontakt zu den KIs zu
erzwingen, damit sie zuhören mussten. Damit sie begriffen.«
»Manchmal muss man laut schreien, damit einem die Leute
zuhören«, sagte Ruby.
»Die KIs sind unsere Kinder«, sagte Diana ruhig. »Genau
wie die Spielsachen auf Haceldamach . So jung und verletzlich;
deshalb haben sie auf ein Universum eingeschlagen, das ihnen
Angst machte. Wir haben sie immer nur als rebellische Maschinen betrachtet, nicht als Lebewesen. Aber sie sind unsere
Kinder und waren es immer – in jeder bedeutsamen Hinsicht.«
»Falls sie unsere Kinder sind, dann weiß Gott allein, wie sie
erst als Teenager sein werden«, sagte Ruby. »Ich kann gar
nicht glauben, dass dieser gefühlsduselige Mist tatsächlich
funktioniert hat. Aber …«
»Jawohl«, unterbrach

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