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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Orbit, bis der Clan Wolf plötzlich den Clan Feldglöck stürzte und die überlebenden Feldglöcks um ihr Leben rennen mussten. Adrienne musste jede
Gunst einfordern, die ihr irgendjemand schuldete, nur um zu
überleben, und als man ihren Gatten Finlay zum Gesetzlosen
erklärte, wurde ihre Lage immer prekärer. Alle alten Freunde
ließen sie im Stich. Ihre Feinde spotteten öffentlich, und Gläubiger setzten ihr von einem erbärmlichen Schlupfloch zum
nächsten nach. Soweit es das gesellschaftliche Leben anging,
war Adrienne nicht mehr angesagt, war am Boden, und niemand wollte ihr helfen. Chantelle erzählte überall herum, sie
hätte schon immer gewusst, dass Adrienne nur Ärger bedeutete
und man ohne sie viel besser dran war. Als Adrienne trotzdem
Kontakt zu ihr aufnahm, getrieben von Verzweiflung, Armut
und der Angst, was aus ihren beiden kleinen Kindern werden
mochte, lachte ihr Chantelle ins Gesicht, voller Schadenfreude
über ihren Sturz, und sagte ihr nur, sie solle sich per Express
direkt in die Hölle begeben.
    Natürlich dreht sich das Rad des Schicksals immer weiter,
und jetzt war Adrienne Feldglöck erneut angesagt, wurde mit
offenen Armen wieder auf dem gesellschaftlichen Parkett empfangen, und alle bösen Gefühle waren vergessen. Zum Teil lag
es an ihren sozialen und politischen Verbindungen zu wichtigen Rebellenführern, zum Teil daran, dass sie die Lieblingsverwandte des designierten Königs Robert war. Aristokraten
konnten sich bemerkenswert pragmatisch verhalten, wenn es
sein musste. Und so wurde Adrienne aufs Neue umworben und
gefeiert und in jedem Salon und auf jeder privaten Feier willkommen geheißen. Über alte Verletzungen und Abweisungen
wurde hinweggelacht, man vergaß und vergab sie, denn letzten
Endes wussten sowohl die Gesellschaft als auch Adrienne, was
gespielt wurde. Man wirft Haien nicht das vor, was Haie nun
mal tun. Aber irgendwie hatte Adrienne Chantelle nie vergeben. Denn falls überhaupt jemand sie hätte verstehen und ihr
helfen müssen, dann Chantelle.
    Letztlich war unvermeidlich, dass sich die beiden Frauen nun
wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Sie
nickten sich lächelnd zu, und überall ringsherum wichen die
Leute verstohlen zurück. Die beiden Frauen musterten einander, so konzentriert wie zwei Revolverhelden auf einer leeren
Straße. Die Sicherheitsleute drehten ihnen absichtlich den Rükken zu. Sie wurden nicht annähernd gut genug bezahlt, um sich
mit Adrienne und Chantelle auseinander zu setzen. Im ganzen
Imperium fand man dafür nicht genug Geld. Die Sicherheitsleute waren da, um sich mit geringeren Gefahren zu befassen
wie bewaffneten Terroristen und Invasionen von Fremdwesen.
Damit wurden sie auch fertig. Der Lärm im großen Saal erstarb
fast augenblicklich, während alle mit angehaltenem Atem abwarteten, was geschehen würde. Und dann beugten sich die
beiden Frauen vor und umarmten sich, jede mit starrem Lächeln im Gesicht. Ein lautes Seufzen ertönte, als zahlreiche
Menschen gleichzeitig wieder ausatmeten. So etwas wie Friede
war ausgerufen worden. Der Lärm stieg allmählich wieder auf
sein normales Niveau, als die Leute damit fortfuhren, in Panik
zu geraten, herumzubrüllen und in immer kleineren Kreisen
herumzurennen.
»So«, sagte Chantelle zu Adrienne. »Alles ist vergeben.
    Wieder Freundinnen?«
»Wir waren nie Freundinnen«, erwiderte Adrienne mit süßer
Stimme. »Und wir sind es auch jetzt nicht. Ich möchte nur
nicht, dass irgendetwas Roberts und Konstanzes großen Tag
verdirbt. Danach … gibt es keine Rücksicht auf Verluste mehr.
Ich werde für Eure völlige Vernichtung sorgen, Chantelle, einschließlich Eures Rufes, Eures nachlassenden Äußeren und all
Eures Geldes bis zum letzten Pfennig. Ich werde dafür sorgen,
dass Ihr im Schlamm kriecht und um Wasser bettelt, und ich
werde mich nicht mal dazu herablassen, auf Euch zu pinkeln.«
»Ihr habt die Dinge schon immer zu persönlich genommen«,
fand Chantelle und zuckte zierlich die Achseln. »Ich schwimme einfach mit dem Strom, Liebes. Ihr wart angesagt, dann
nicht mehr und jetzt wieder. So läuft es nun mal im gesellschaftlichen Leben. Eines Tages verliere vielleicht sogar ich für
einige Zeit die Gunst der Gesellschaft, und dann seid Ihr an der
Reihe zu jauchzen. Es ist eine Frage des Stils, versteht Ihr?
Aber andererseits wart Ihr mit Stilfragen nie allzu vertraut,
nicht wahr? Ich meine, dieses silberne Kleid, das Ihr tragt, ist
so

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