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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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wurde. Ich kannte ihn vor allem als Wäscheständer und Großmeister der Mode.«
»Finlay als Trauzeuge«, sagte Adrienne. »Wer hätte gedacht,
dass man ihm mal trauen könnte …«
    In einem weiteren Nebenzimmer, das an den Plenarsaal angrenzte, saß Konstanze Wolf ganz allein. Den ganzen Vormittag lang hatten andere Menschen sie umgeben und Theater gemacht wegen ihres Kleides und der Blumen und des ganzen
Aussehens, bis ihre Stimmen zu einer unerträglichen Nörgelei
zusammenliefen, aber schließlich hatten die Leute alles getan,
was in ihrer Macht stand, und Konstanze schickte sie weg. Sie
brauchte Zeit für sich allein, Zeit, um nachzudenken. Sie saß
auf einem Stuhl mit gerader Lehne, war perfekt gestylt, das
Haar hochgesteckt, und trug das reizendste und teuerste Hochzeitskleid, das man jemals gesehen hatte. Verschiedene Komitees hatten versucht, ihr diverse Stile aufzunötigen, während
die führenden Designer Golgathas alle damit drohten, sich die
Pulsadern aufzuschneiden, falls sie nicht sie wählte, aber Konstanze hatte alle Bestechungsgelder abgelehnt, sich jedem
Druck widersetzt und ihr eigenes Design gestaltet. Sie wusste,
was ihr am besten stand. Und sie brauchte das Gefühl, dass sie
wenigstens einen Teil der Zeremonie selbst entwarf. Sie machte sich nicht die Mühe, sich im Wandspiegel zu betrachten. Sie
war wunderschön und wusste es, aber es tröstete sie nicht. Sie
hatte über vieles nachzudenken.
    Das Zimmer wirkte so viel größer, wenn man ganz allein darin war. Die wunderbare Stille war Balsam für ihre Nerven, und
sie zeigte sich entschlossen, ruhig und gelassen zu sein, sobald
die Zeremonie endlich begann. Wenigstens ein Teil des glücklichen Paares musste so auftreten, und sie bezweifelte sehr,
dass es Robert sein würde. Der arme Schatz lief wahrscheinlich
gerade in seinem Zimmer auf und ab, schwitzte ganze Eimer
voll und band sich die Krawatte laufend neu, nur damit die
Hände etwas zu tun hatten. Wenigstens musste er sich nicht
von einer langen Junggesellen-Abschiedsparty erholen. Die
Sicherheitsleute hatten bei der bloßen Vorstellung kollektive
Herzkranzbeschwerden erlitten und lautstark nein gesagt. Es
wäre ohnehin keine große Party geworden; die meisten Angehörigen von Roberts Familie waren tot, und die meisten seiner
Freunde … waren draußen im Weltraum und kämpften gegen
die Feinde der Menschheit. Konstanze machte ein finsteres
Gesicht und brachte ihre Gedanken entschlossen wieder auf
Kurs. Sie hatte über vieles nachzudenken und wollte alles im
Kopf geregelt haben, ehe sie den Schleier herunterklappte und
zum Altar schritt. Sie ließ das bisherige Leben zurück, um eine
viel wichtigere Rolle zu übernehmen, und sie wollte keine alte
Last dabei mitschleppen.
    Sie war die letzte einer einst großen Familie. Der Clan Wolf
war die führende Familie des Imperiums gewesen, reich und
mächtig und absolut unangreifbar, und obwohl Konstanze nur
eingeheiratet war, hatte es sie stets mit großem Stolz erfüllt,
eine Wolf zu sein. Dieser Stolz war jetzt befleckt und die Familie herabgewürdigt von dem ins Exil verbannten und verachteten Valentin. Der einzige andere Wolf von Bedeutung war ihr
zweiter Stiefsohn Daniel gewesen, aber auch er hatte sich als
Verräter erwiesen. Sowohl Valentin wie Daniel waren in dem
Augenblick, in dem man sie entdeckte, so gut wie tot. Und Daniels Schwester Stephanie war schon tot, ermordet von Jakob
Ohnesorg bei seinem letzten wahnsinnigen Massaker. Konstanze runzelte die Stirn. Sie hatte Stephanie nie gemocht. Verdammt, die alberne Göre hatte die meiste Zeit mit Intrigen zugebracht, um Konstanze die Leitung des Clans zu entreißen,
aber sie war nun mal Jakobs Tochter gewesen und hatte es
nicht verdient gehabt, von der Hand eines Wahnsinnigen zu
sterben. Jakob Ohnesorg hatte sich vorsätzlich selbst aus der
Gesellschaft ausgeschlossen und musste dafür bezahlen. Damit
niemand anderes Tochter mehr sterben musste wie Stephanie.
    Sie fragte sich, was ihr verstorbener Gatte Jakob von der erneuten Heirat halten würde. Ihr gefiel es, sich vorzustellen,
dass er damit einverstanden war, dass er sie glücklich sehen
wollte. Mit Jakob war sie glücklich gewesen, und sie hatte ihn
so sehr geliebt! Sie hatte vorbehaltlos erwartet, den Rest ihres
Lebens an seiner Seite zu verbringen, und sich nichts weiter
gewünscht. Als er starb, starb sie beinahe mit ihm. Jeder Grund
zum Leben war für sie dahin. Auf jeden Fall hatte

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