Todtstelzers Schicksal
investiert, damit ich als Trauzeuge ausgewählt wurde.«
Robert runzelte leicht die Stirn. Wie alle anderen hatte er
keine Idee, wer hinter der Ledermaske steckte, aber soweit er
sich erinnerte, hatte er nie viel mit Klonen zu tun gehabt. Bigotterie war nicht der Grund; er hatte sich einfach nie in diesen
Kreisen bewegt. Und dann schnappte er nach Luft, als der Unbekannte Klon langsam die Hände hob, die Maske abnahm und
die sehr vertrauten Züge von Finlay Feldglöck freilegte.
»Lieber Gott!«, sagte Robert und wich einen Schritt weit zurück.
»Verdammt!«, sagte Adrienne und fuhr wieder hoch.
Baxter blieb ruhig und ungerührt, wie es sich für einen Leibdiener gehörte, aber selbst er konnte nicht umhin, eine Braue
hochzuziehen.
»Man hält dich für tot«, sagte Robert. »Verdammt, ich habe
sogar dein Begräbnis bezahlt!«
»Ich weiß«, sagte Finlay. »Ich war da und habe aus sicherer
Entfernung zugesehen. Nette Zeremonie, dachte ich mir. Keine
große Beteiligung, aber mehr Leute, als ich verdient hatte.
Schön von dir, dass du dich um alles gekümmert hast, Robert!«
Robert Feldglöck zuckte unbehaglich die Achseln. »Wir sind
schließlich eine Familie. Du hättest das Gleiche für mich getan.«
»Ja«, sagte Finlay. »Deshalb bin ich gekommen. Es ist nur
richtig, wenn jemand aus der alten Familie dein Trauzeuge ist.«
Er streckte die Hand aus, aber Robert ignorierte sie und nahm
Finlay stattdessen in die Arme.
»O Scheiße!«, sagte Adrienne voll Inbrunst, als sich die beiden Männer wieder voneinander lösten und zurück traten.
»Heißt das, dass ich immer noch mit dir verheiratet bin, du
Mistkerl?«
Finlay grinste. »Wahrscheinlich nicht. Finlay Feldglöck ist
tot und ruht in der Gruft seiner Familie, und es wäre mir nur
recht, es dabei zu belassen. Ich führe jetzt ein neues Leben ohne all die … Komplikationen des früheren. Sollen die Toten in
Frieden ruhen. Ich habe meine Identität nur euch offenbart,
damit Robert weiß, dass er an seinem großen Tag die Unterstützung der Familie genießt.« Er nickte Robert zu. »Du hast
einen weiten Weg zurückgelegt. Hast dich gut geschlagen. Die
alte Familie wäre stolz auf dich gewesen.«
»Du könntest zurückkommen«, meinte Robert. »Sobald ich
König bin. Ich denke, du könntest für den Mord an Gregor amnestiert werden. Und du hast weit mehr Recht als ich, der Feldglöck zu sein.«
»Ich wollte das Amt nie«, entgegnete Finlay. »Soll Finlay
Feldglöck in Frieden ruhen. Ich habe ihn ohnehin nie besonders
gemocht.«
»Endlich haben wir mal etwas gemeinsam«, bemerkte
Adrienne, und alle lachten. »Verstehe ich das richtig, dass
Evangeline eingeweiht ist?«
»Natürlich. Wer, denkst du, hat arrangiert, dass ich der Unbekannte Klon wurde?« Er hielt die Ledermaske hoch. »Ich
scheine den größten Teil meines Lebens hinter der einen oder
anderen verdammten Maske verbracht zu haben. Eine weitere
ist also keine große Sache. Wenigstens steht diese hier für etwas Wichtiges.« Er lächelte Robert an. »Du und Konstanze, ihr
solltet eine Menge Kinder haben. Wir müssen den Clan wieder
aufbauen.«
Und dann setzte er sich wieder die Maske auf, und der Unbekannte Klon verbeugte sich einmal respektvoll vor Robert, ehe
er das Nebenzimmer verließ. Robert schüttelte langsam den
Kopf, und Adrienne setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
»Na ja«, sagte sie mühsam. »Das erweist sich wirklich als
außerordentlicher Tag, nicht wahr? Ich frage mich, wer wohl
sonst noch von den Toten wieder aufersteht.«
»Solange es nicht Owen Todtsteltzer ist …«, sagte Robert.
»Das wäre nun wirklich eine Bescherung.« Er seufzte und sah
Baxter an, der immer noch auf die Tür starrte, die Finlay hinter
sich geschlossen hatte. »Stimmt irgendwas nicht, Baxter? Ihr
scheint ein wenig … geistesabwesend.«
»O nein, Sir. Es ist nur so … Ich bin Finlay Feldglöck noch
nie begegnet. Ich war ein großer Fan von ihm, als er noch als
Maskierter Gladiator in der Arena kämpfte. Ich habe sämtliche
Holodokumentationen, die über ihn gemacht wurden, und ich
kenne die Gesamtstatistik seiner Karriere auswendig. Ich
wünschte nur, ich hätte den Mut aufgebracht, ihn um ein Autogramm zu bitten.«
»Ich bitte ihn später darum«, versprach ihm Robert. »Ihr solltet jedoch lieber sehr verschwiegen sein, wenn Euch jemand
fragt, woher Ihr es habt. Ich muss schon sagen, dass ich verdammt überrascht war, als nach seinem Tod diese zweite Identität bekannt
Weitere Kostenlose Bücher