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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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eine echte Dokumentation der hässlichen Aspekte zu bringen,
die jedermann die Augen öffnete.
Mal vorausgesetzt, es gab noch ein Später …
Auf Toby Shrecks zahlreichen Monitoren kamen die Einflussreichen und Aristokraten und Stars zusammen, verbannten
für wenigstens einen Tag alte Feindschaften und warteten geduldig auf eine Hochzeit, die das ganze Imperium ein weiteres
Mal umwälzen würde.
    In einem riesigen Vorraum, der buchstäblich von Wand zu
Wand voller Menschen war, wurde die Mengeallmählich unruhig. Überwältigt vom Anlass und den zunehmend saunahaften
Bedingungen, stürzten sie seit einiger Zeit den kostenlosen
Champagner so schnell hinunter, wie die Kellner ihn liefern
konnten. Gesichter wurden allmählich rot, Stimmen lauter,
Meinungen nachdrücklicher vorgebracht. Auf alles, was auch
nur ansatzweise interessant zu sein versprach, stürzten sich die
Gäste, um sich von ihrer Langeweile, der Hitze und den unmöglich langen Schlangen vor den Toiletten abzulenken. Der
Schauspieler, der inzwischen die Rolle des draufgängerischen
Espers Julian Skye in der weiter laufenden Holoserie spielte,
hatte eine fantastische Zeit. Die Serie war erfolgreicher denn je
und der Star ein weit besserer Schauspieler als der echte Julian
jemals. Die meisten Leute vermuteten, dass der plötzliche, tragische Tod des Espers einem Selbstmordpakt mit SB Chojiro
zuzuschreiben war und die beiden Turteltauben sich entschieden hatten, lieber gemeinsam zu sterben, als durch Julians
schlimmer werdende Krankheit getrennt zu werden. Andere
munkelten düster von Verschwörungen der Chojiros oder gar
des Schwarzen Blocks und deuteten an, Julian wäre ermordet
worden, weil er zu gefährlichen öffentlichen Äußerungen über
seine Zeit mit SB bereit gewesen wäre. So oder so, das war
alles sehr romantisch. Die Öffentlichkeit liebte einen tragischen
Helden so sehr, und Julian Skye gewann laufend an nobler und
heroischer Reputation, jetzt, wo er sicher dahingegangen war
und nicht mehr widersprechen konnte. Die besten Legenden
hatten sich schon immer um die Toten gedreht.
    Reineke Bär und der Seebock, diese beiden bedeutendsten
Spielzeuge und Botschafter von Haceldamach , waren ebenfalls
zugegen. Evangeline hatte dafür gesorgt, dass man sie einlud –
zum Teil nur eine Ausrede, alte Freunde wiederzusehen, und
zum Teil, um dem Imperium zu zeigen, dass die berüchtigten
Killerspielsachen von Haceldamach inzwischen viel zivilisierter waren. Leider hatte man die meisten von Toby Shrecks
Filmen über Haceldamach übersehen, weil damals die drohende Rebellion immer mehr Sendezeit beanspruchte, und in der
Folge waren nur die schlechten Nachrichten haften geblieben.
Das führte auch dazu, dass die meisten Hochzeitsgäste vor
Angst erstarrten, wenn sie Reineke Bars und des Seebocks ansichtig wurden. Bär merkte davon wirklich nichts und begegnete jedermann mit Höflichkeit und Charme, selbst wenn die
Leute inhaltslose Entschuldigungen hervorplapperten und vor
ihm flüchteten. Dem Seebock fiel dieses Verhalten jedoch auf,
und er bemühte sich nach Kräften, seiner Reputation gerecht zu
werden, indem er betont Äußerungen von sich gab, die auf den
ersten Blick ganz; freimütig wirkten, die man aber auch sehr
leicht als verschleierte Drohungen auffassen konnte. Darüber
hinaus fand er Gefallen am Champagner und an der Möglichkeit, die Kellner zu erschrecken. Reineke Bär bemühte sich
weiter beharrlich darum, als guter Botschafter des neuen Haceldamach aufzutreten, während der Seebock dabei blieb, mit
furchtbarem Lächeln die riesigen eckigen Zähne zu zeigen,
wobei er so tat, als bemerkte er nicht, wie die Leute vor ihm
zurückschreckten. Zur Zeit hatten die beiden Spielsachen Donna Silvestri in eine Ecke gedrängt, und sie starrte sie aus großen, entsetzten Augen an, während Reineke Bär ganz unschuldig bemüht war, mit ihr zu plaudern.
    Toby nahm alles auf, aber nach einer Weile wurde er
schwach und schickte Flynn los, um mit den Spielsachen ein
Interview zu führen. Donna Silvestri ergriff die Gelegenheit
beim Schopf, raffte ihr Röcke und rannte um ihr Leben. Reineke Bär winkte ihr verdutzt nach, während der Seebock in sein
Champagnerglas kicherte. Flynn schwatzte glücklich mit den
beiden Spielsachen und tauschte mit ihnen Erinnerungen an die
gemeinsamen Reisen über den aufgegebenen Vergnügungsplaneten aus, und alle anderen in der Vorhalle gaben sich offen
beeindruckt von der ruhigen

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