Todtstelzers Schicksal
Hochzeitszeremonie und anschließend die Krönung zu leiten. Er hielt das Gebetbuch wie einen
Schild vor der Brust und bemühte sich, nicht Kid Death anzusehen, der schweigend neben ihm stand.
Im Plenarsaal drängten sich die Menschen bald Schulter an
Schulter, und Robert Feldglöck und Konstanze Wolf leisteten
ihr Ehegelöbnis, während das ganze Imperium zuschaute und
zuhörte. Der Kardinal wickelte die Zeremonie gewandt ab, und
Robert und Konstanze sprachen beide mit fester und gleichmäßiger Stimme. Der Chor sang wunderschön, und Rosenblätter
regneten von den Balkonen herab. Das Licht, das durch die
gefärbten Fenster hereinfiel, bildete zarte Regenbogen. Ein fast
völlig überwältigter Page überbrachte die zeremonielle goldene
Schnur auf einem Teller. Konstanze beruhigte ihn mit einem
Lächeln, und es gelang ihm, den Teller mit ruhigen Händen
dem Kardinal zu überreichen. Brendan nahm die Schnur, wikkelte sie lose um die Hände des Brautpaares und band es so
symbolisch zusammen. Nun trat Krähen-Hanni von den Elfen
vor, kalt und gebieterisch, wie es der Anlass verlangte, um die
Gedanken von Braut und Bräutigam zu sondieren, wie es die
Tradition verlangte, und zu erklären, dass beide genau die waren, die sie zu sein behaupteten. Dabei kam es nur zur Andeutung einer Unterbrechung, aber Robert schien sie ewig zu dauern. Er durchlebte erneut die schrecklichen Ereignisse, die bei
seiner ersten Hochzeit auf diesen Teil der Zeremonie gefolgt
waren. Einen Augenblick lang glaubte er, er würde vielleicht
ohnmächtig. Der Unbekannte Klon bemerkte, wie Robert leicht
schwankte, und packte ihn fest, aber verstohlen am Arm und
brachte ihn wieder ins Gleichgewicht.
Aber alles ging gut. Krähen-Hanni verkündete mit schallender
Stimme die korrekten Identitäten des Brautpaares, und Roberts
stiller Seufzer blieb unbemerkt, als der Kardinal die Stimme hob
und sie zu Mann und Frau erklärte. Robert küsste seine Braut,
nachdem er sich noch im letzten Augenblick daran erinnert hatte, erst ihren Schleier zu heben, und das Publikum sowohl im
Saal wie im ganzen Imperium jubelte. Flynn war mit seiner Kamera zur Stelle und nahm alles auf. Zwei Abgeordnete, die
streng nach Los ausgewählt worden waren, traten mit zwei neu
hergestellten Kronen vor, einfachen Goldreifen, die allerdings
mit den kostbarsten und strahlendsten Edelsteinen des ganzen
Imperiums besetzt waren. Robert und Konstanze knieten vor
ihnen nieder und wurden von der Hand des Volkes gekrönt. Die
beiden Kronen wurden gleichzeitig aufgesetzt, um zu zeigen,
dass König und Königin an Macht und Status gleichrangig waren. Die beiden konstitutionellen Monarchen erhoben sich wieder und lächelten das Volk an, und alle jubelten in einem fort
weiter, als wollten sie nie wieder damit aufhören.
Danach erwies sich das Hochzeitsbankett als laute, lärmende
und insgesamt entspannte Angelegenheit. Platz für Stühle war
nicht vorhanden, also schnappte sich jeder einen Teller und
etwas Besteck und bediente sich selbst. Robert und Konstanze
machten die Runde, lächelten und schüttelten Hände und achteten darauf, dass auch jeder genug zu essen bekam. Natürlich
gab es auch den traditionellen Kuchen, zwölf Etagen hoch, und
genug Champagner, um ein mittelgroßes Schiff damit zu fluten. Ein scheinbar endlos langer Büfetttisch brach fast zusammen unter der Last der Delikatessen von hundert Planeten. Robert und Konstanze brauchten schon einige Zeit, um sich wirklich überall zu zeigen; alle Welt wollte sie als neues Königspaar grüßen und dabei auf Holo gesehen werden. Die Politik
macht nie einen Tag Ferien. Trotzdem war es ein Anlass für
fröhliches Plaudern und lautes Gelächter, mit guter Laune und
guter Geselligkeit für jedermann.
Oder fast jedermann. Kit Sommer-Eiland folgte dem königlichen Paar gerade leise und in diskretem Abstand auf seinen
Runden, als er ein vertrautes, aber unerwartetes Gesicht in der
Menge entdeckte. Er zögerte gerade noch lange genug, um sich
erst davon zu überzeugen, dass Krähen-Hanni und der Unbekannte Klon den König und die Königin bewachten, und bewegte sich dann in aller Stille durch die Menge, um sein erwähltes Ziel abzufangen. Der Mann hatte inzwischen einen
neuen Namen und Titel – Sir Sleyton du Bois –, allerdings
kannte ihn Kit unter einem anderen. Sir Sleyton war einst Verwalter der Burg David Todtsteltzers auf Virimonde gewesen
und auf den Dienst an David vereidigt, hatte seinen
Weitere Kostenlose Bücher