Todtstelzers Schicksal
Verteidiger der
Menschheit an die Front zu gehen, dann findet sich das Parlament dazu bereit, Euch beide für die Verbrechen und Gräueltaten zu amnestieren, die Ihr auf dem Planeten Loki gegen die
dort rechtmäßig eingesetzte Regierung verübt habt.«
»Ich habe sämtliche Befehle erteilt«, erklärte Ohnesorg. »Die
Verantwortung liegt allein bei mir. Aber da ich nichts Falsches
getan habe, ist Euer Angebot einer Amnestie im Wesentlichen
irrelevant. Ich bin stolz auf das, was ich auf Loki getan habe.
So sehr es mir jedoch zuwider ist, in irgendeinem Punkt mit
Euch übereinzustimmen, muss ich Euch in einer Sache beipflichten: Wir werden gebraucht. Wir könnten gerade den Ausschlag geben. Und seit Owens und Hazels Verschwinden sind
wir die letzten Überlebenden aus dem Labyrinth des Wahnsinns. Wir haben die Pflicht, unsere Kräfte für die Verteidigung
der Menschheit einzusetzen.«
»Jetzt mal langsam!«, warf Ruby von der Seite ein. »Was soll
dieses ganze Wir -Gerede? Ich habe mein ganzes Leben lang nie
in irgendeine Verpflichtung eingewilligt, und ich habe nicht
vor, jetzt damit anzufangen.«
»Du meinst, du möchtest nicht gegen die Bösen zu Felde ziehen?«, wandte sich Ohnesorg an sie.
»Natürlich möchte ich kämpfen! Ich möchte immer kämpfen!
Ich habe es nur gern, wenn man mich fragt; das ist alles.«
»Ich frage dich später. Nach mehreren großen Drinks. Zunächst folgst du einfach meinem Beispiel, nickst und lächelst
an den richtigen Stellen und konzentrierst dich darauf, einige
wirklich gemeine Taktiken auszutüfteln, die wir gegen die Bösen einsetzen können; derweil verhandle ich mit Gutmann.«
»Wieso kann ich nicht mit Gutmann verhandeln?«
»Weil du in weniger als zwei Minuten die Beherrschung verlieren und ihn auf grausige Art und Weise umbringen würdest.«
»Das hat etwas für sich.«
Und dann sprang der Monitor wieder an, und ein weiterer
Bericht traf ein. Gutmann runzelte die Stirn, während er sich
etwas anhörte, das über einen abhörsicheren Kanal an sein
Komm-Implantat übermittelt wurde. »Wir erhalten eine LiveÜbertragung von … Virgil III , dem Planeten, der zuletzt von
der neuen Seuche befallen wurde. Kein Schiff darf sich ihm auf
mehr als eine hohe Umlaufbahn nähern, aber man hat Sonden
hinuntergeschickt, um sich einmal anzusehen, was dort geschieht.«
Automatische Sonden flogen die Straßen von etwas entlang,
was einmal eine Stadt der Menschen gewesen war. Überall
ertönte ein Schreien und Kreischen und Heulen. Beförderungsmittel verkehrten kaum noch, außer hier und da ein automatisches System, das ohne erkennbaren Sinn und Zweck weiterfunktionierte. Manche Häuser waren von ihren Bewohnern
angezündet worden, und dicker schwarzer Rauch trieb in der
unruhigen Luft einher. Und auf den Straßen liefen oder stolperten oder krochen Monster. Dinge, die einst Menschen gewesen
waren. Männer und Frauen, von der Seuche transformiert zu
Albtraumgestalten aus vorstehenden Knochen und scheußlich
gespannter Haut. Fremdartige neue Organe hatten sich außen
auf der Haut gebildet, schwarze und pulsierende Dinge von
nichtmenschlichen Eigenschaften und Zwecken. Lange, gekrümmte Hörner mit Strängen von Nervenzellen glänzten auf
langgestreckten Köpfen, und die Beine hatten drei oder vier
Gelenke. Verrückt gewordenes menschliches Wachstum, ohne
Hemmung und Verstand. Monster mit Insektenaugen und zu
vielen Gliedmaßen schwankten und stolperten durch die Straßen, gepeinigt von unmenschlichen Bedürfnissen und Begierden. Sie knurrten und sabberten und schrien in unbekannten
Sprachen, stießen Laute jenseits jeden menschlichen Verstehens aus. Gelegentlich peitschte ein langer Tentakel aus einer
dunklen Seitenstraße hervor, griff eine Sonde aus der Luft und
zerdrückte sie.
Einige der Einwohner von Virgil III hatten sich noch darüber
hinaus entwickelt. Auf die Monster folgte als nächstes das am
meisten gefürchtete Stadium der Seuche: die Schmelze . Der
Körper verlor jede Form und Struktur und verflüssigte sich zu
einer Schmiere aus Protoplasma. Auf verlassenen Planeten traf
man inzwischen ganze Städte an, in denen sich nichts mehr
bewegte als große Fluten und Flüsse von angesammeltem
Schleim; ganze Bevölkerungen waren auf nichts weiter reduziert als riesige Amöben.
Das war die neue Seuche, die Transformationskrankheit, und
das unausweichliche Ende, das sie mit sich brachte. Niemand
kannte eine Heilung oder hatte eine Idee, was ihren
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