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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Handford
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verlassen. Wir aßen sogar darin, hauptsächlich Brot – trotz der Krümel. Wir hatten alles, was wir brauchten. Abend für Abend brachte Tim uns Reste aus dem Restaurant mit und vermied mit dieser protein- und vitaminreichen Kost, dass wir Anzeichen einer Mangelernährung zeigten. Tagsüber ernährten wir uns nur von Teigwaren, denn wenn wir mal das Bett verließen, begaben wir uns in die Küche. Sam durfte mir von ihrem Hochstuhl aus zusehen, Maura von einem Barhocker, wie ich Dutzende verschiedene Plätzchen und Brotlaibe buk, die wir noch heiß mit Butter und Marmelade bestrichen. Ging uns das ganz normale Weizenmehl, Typ 405, aus, buken wir aus doppelgriffigem Wiener Grießler die leckersten Muffins aller Zeiten. Diesen Morgen hatten wir fantastische Muffins gebacken, die wir stolz auf den Namen
Beerentrilogie
tauften.
    Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich warf einen Blick auf meinen schmuddeligen Schlafanzug, fuhr mir durch mein fettiges Haar, das ich zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und dachte mit Schrecken daran, dass ich mir noch nicht einmal die Zähne geputzt hatte. Ich warf mir schnell eine Decke über dieSchulter und sah Larry vor der Tür stehen. Ich machte sie langsam auf.
    »Kann ich reinkommen?«
    »Ja, klar.«
    »Wie geht es dir?«, fragte er mich auf dem Weg ins Wohnzimmer.
    »Das kann ich dir nicht sagen, weil ich es selbst nicht weiß«, sagte ich mit geschlossenen Augen, weil ich so besser die Worte finden wollte, um zu beschreiben, wie sich alles für mich anfühlte – ich musste mich um zwei kleine Mädchen kümmern, ohne Netz und doppelten Boden – ohne Claire.
    »Wie geht’s den Jungvögeln?«
    »Du meinst diese Vögel, die da plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht sind? Eines Tages musst du mir erzählen, wie du das gemacht hast.«
    Larry zuckte mit den Schultern und lächelte nur.
    »Sie sind nicht mehr da. Heute Morgen haben sie ihr Nest verlassen. Einfach so. Kein Abschiedsbrief, nichts dergleichen.«
    Larry nickte. »Es war an der Zeit, sie waren doch schon flügge.«
    »Möchtest du nicht deinen Mantel ablegen?«
    »Lass mich erst noch was von draußen holen. Sind die Mädels da?«
    »Ja, im Wohnzimmer.«
    Larry ging kurz raus, kehrte mit einer großen Kiste im Arm zurück und folgte mir dann ins Wohnzimmer.
    »Mädels, euer Opa Larry ist hier.« Irgendwann, als Claire immer kränker wurde, hatten wir damit begonnen, ihn Opa Larry zu nennen.
    Die Mädchen hatten sich auf dem Boden inmitten von Bergen von Kissen ausgebreitet. Larry kauerte sich neben sie. Dann stellte er die Kiste vor sie hin und öffnete sie. Drinnen saß ein moppeliger kleiner Welpe.
    Maura schrie begeistert. »Oh, ist der süß«, kreischte sie. »Kann ich ihn hochnehmen?« Ihre Hand fuhr ihm bereits durch das weiche Fell.
    »Setz dich mal im Schneidersitz hin«, sagte Larry. »Und deine Hände legst du dir in den Schoß.«
    Maura tat wie geheißen und Sam ahmte ihre Cousine nach. Sie saßen so eng nebeneinander, dass sich ihre Knie berührten.
    Larry legte den Welpen in Mauras Schoß, der ihr sogleich die Hände ableckte. Als sie ihr Gesicht in ihn vergrub, überhäufte er sie mit lauter feuchten Hundeküsschen. Ich kniete mich neben sie hin und konnte den süßlichen Welpenatem riechen. Der kleine Hund sprang vergnügt zwischen Maura und Sam her, leckte sie ab, schnupperte an ihnen herum und vergrub sich in ihre Hände.
    »Kann ich ihn haben?«, flötete Maura. »Er ist der süßeste Hund auf der ganzen Welt. Ist das deiner, Opa Larry? Wie heißt er denn. Was ist das für eine Rasse?«
    »Er ist ein Labrador, in seinen Papieren steht die Farbe Chocolate, weil er ja braunes Fell hat und fast genauso süß ist. Und ja, eigentlich ist er mein neuer Hund.«
    Die Mädels waren hin und weg. Als Vater hatte Larry ja mehr oder weniger versagt, aber als Großvater – Respekt! – machte er seine Sache mehr als gut. Ein brillanter Schachzug – das mit dem Hund! Ich musste schwer schlucken, weil ich mich vor den Mädels nicht gehen lassen wollte, aber diesmal wären es Freudentränen geworden. Es war ein Anblick für die Götter, Maura nach so langer Zeit endlich wieder glücklich zu sehen – mit einem breiten Grinsen quer übers ganze Gesicht. Auch Sam strahlte.
    »Larry, möchtest du eine Tasse Kaffee?«
    »Passt gut auf ihn auf«, meinte Larry zu den Mädels und folgte mir in die Küche.
    Ich setzte Wasser auf und maß die Kaffeebohnen ab.
    »Eigentlich ist er für Maura«, erklärte Larry.

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