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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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konnte sie eine Zeitlang verwirren, da meine Magie aber zu schwach war, haben sie uns wieder aufgespürt.“
    „Sind es nur die Wölfe? Oder auch Menschen?“
    „Die Krieger sind zurückgeblieben, allerdings ist ein Sonnenpriester bei den Wölfen. Seine Magie mag lächerlich sein, es genügt ihm dennoch, uns zu folgen. Sollte er uns finden, werde ich zwar die Wölfe besänftigen können, gegen ihn kann ich im Augenblick nicht bestehen.“ Ihre Stimme klang völlig ruhig, beinahe unbeteiligt.
    „Pi…mandy ...“ Ihr komplizierter elfischer Name wollte nicht so recht über seine Lippen.
    „P’Maondny. Pe-Ma-Ont-Ni. Kurzes e, kurzes o. Das bedeutet Die Träumende in deiner Sprache. Die meisten wollen mich Maondny nennen, aber das würde nur Träumerin bedeuteten.
    Der Unterschied ist immens, es ist eine Beleidigung für mich. Verstehst du? Ich habe mich mittlerweile leidlich daran gewöhnt, du kannst mich also Maondny nennen, wenn es sein muss.“
    Verwirrt dachte Thamar darüber nach, entschied jedoch, dass es die Kopfschmerzen nicht wert war.
    „P’Maondny, ich wollte fragen ... ich weiß nicht recht ...“ Sie muss mich für einen völligen Dummkopf halten, dachte er müde.
    „Du erinnerst dich an mich?“ Sie blieb stehen, und war ihm nun so nahe, dass er ihre Augen unmittelbar vor seinem Gesicht schimmern sehen konnte. Wie groß sie war! Thamar galt als ungewöhnlich hochgewachsen, doch die Elfe überragte ihn sogar um einen Fingerbreit.
    „Es war ein Traum. Deine Stimme, und die Art, wie du mich ansiehst, ich bin nicht sicher – was meinst du mit erinnern?“
    „Ich war bei dir, Thamar, in deiner Gefängniszelle. Ich war es, die dafür sorgte, dass deine Freunde sich zu deiner Rettung entschlossen haben.“
    „Aber – warum?“ Fassungslos schüttelte er den Kopf. „Du hattest in meinem Traum gesagt, ich hätte dich gestört, oder?“
    „Nicht jede Störung ist unwillkommen, mein Freund. Sieh, mein Leben ist einzig der prophetischen Vision gewidmet, ich lebe mehr in der Zukunft als der Gegenwart. Es war interessant, von der körperlichen Welt gerufen und gestört zu werden. Dass ich in den Fluss fiel, um dir zu begegnen, scheint ein Scherz der Götter gewesen zu sein, sonst hätte ich es voraussehen müssen.“
    Thamar dachte auch über diese Worte einen Moment lang nach, ohne sie zu begreifen. Währenddessen zog Maondny ihn sanft weiter durch die Dunkelheit.
    „Würde der Sonnenpriester dir etwas antun?“, fragte er dann. „Ich meine, er ist hinter mir her. Vielleicht sollte ich mich ihm stellen? Er würde mich nicht töten, sondern zurück nach Roen Orm bringen. Meine Freunde könnten unterwegs versuchen, mich zu befreien, und du hättest Gelegenheit zu entkommen.“
    Innerlich krampfte er sich bei seinen eigenen Worten zusammen. Zurück nach Roen Orm zu gehen, sich seinem Bruder zu stellen, seinen Eltern – das war undenkbar. Noch einmal würde er die Folter nicht überleben!
    Aber wenn dies Maondny retten könnte, wäre sein Tod nicht sinnlos, es würde ihm jahrelange Flucht und Exil ersparen, die tiefe Sehnsucht nach Roen Orm, seiner Heimat ...
    Maondny blieb wieder stehen, versehentlich stieß er gegen sie.
    Er spürte, wie sie zitterte, sie war wohl ebenso erschöpft wie er selbst. Erschrocken wich er vor ihr zurück, nicht, dass sie ihn für diese Unverschämtheit angriff! Doch Maondnys Stimme war unverändert ruhig, als sie sprach.
    „Nein. Der Priester ist nicht mein Freund, er würde versuchen mich zu töten. Die Feindschaft zwischen unseren Völkern reicht zu tief, selbst, wenn ich ihm wehrlos zu Füßen läge, würde er mich vernichten wollen. Im Gegensatz zu dir.“ Sie hob die Stimme nicht an bei diesen Worten, doch es lag nun eine ganze Welt von Gefühlen darin verborgen: Dankbarkeit, Erstaunen, Wärme.
    „Woher ... Warum greifen die Elfen uns seit so langer Zeit an?“
    Maondny lachte leise, ein freundlicher, silberheller Laut, der ihm einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.
    „Der Tag mag kommen, an dem ich dir den Grund für diesen Krieg erklären kann. Ich fürchte, niemand versteht ihn so deutlich wie ich, obwohl Elfen und vor allem mein Vater nicht dazu neigen, wichtige Dinge zu vergessen. Komm, müssen wir weiter. Es dauert nicht mehr lange, schon bald ...“
    Etwas stieß in Thamars Rücken, er stürzte hart zu Boden. Hände drückten sein Gesicht unnachgiebig in die feuchte Walderde, eine kalte Stimme zischte: „ Eine Bewegung, und es wird deine letzte

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