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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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gottgleiches Wesen wie ihn sein als ein Schloss von den Ausmaßen einer endlosen Wüste? Womit sonst hätte er eine Erfüllung der lächerlichen Prophezeiung verhindern sollen?
    „Ich will ihr Blut!“, jaulte Onmes Teil der Chimären-Seele.
    „Du wirst es bekommen. Warte nur ab! Heute, spätestens Morgen gehört sie uns, die kleine Gefährtin ...“
     
    ~*~
     
     
    Kelan versuchte aufzuwachen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Schwerfällig zwang er die Lider, sich zu öffnen, presste sie allerdings sofort wieder zusammen – das schwache Morgenlicht, das durch die hölzernen Fensterläden fiel, brannte in seinen Augen. Das nächste, was ihm bewusst wurde, war der unerträgliche Durst und die Kälte, die ihn durchschüttelte.
    Ich sterbe also, dachte er gelassen. Ihm war bewusst gewesen, dass es auch ihn bald treffen würde und hatte geglaubt, er würde sich vor dem Tod fürchten, wenn er kam. Doch das einzige, was er fühlte, war ein leichtes Bedauern, seinen Kindern Kummer bereiten zu müssen.
    Ob die Famár wohl rechtzeitig kommt? Sie muss Pera retten ….
    Und wenn sie nun nicht rechtzeitig kam? Wenn sie überhaupt nicht kam? Womöglich war der Brief eine Fälschung, oder die Famár schaffte die Reise nicht, weil Osmege sie erwischen würde? Oder vielleicht sogar schon erwischt hatte?
    Bevor Kelan einen klaren Gedanken fassen konnte, war er bereits aus dem Bett gerollt und wankte in Richtung Tür. Pera und Ivron schliefen zum Glück noch, sie hätten ihn aufgehalten.
    Für euch, meine Lieben. Für euch und die Hoffnung …
    Sein Blick fixierte den magischen Schutzwall. Die Grenze, die er sein ganzes Leben lang akzeptiert hatte. Das blauweiße Flimmern, das seine Welt umgab.
    Er erinnerte sich an Sviedras Worte, mit denen sie den Pilz beschrieben hatte, der Heilung bringen konnte:
    „Er wächst an Baumstämmen, dort, wo es feucht und schattig genug ist. Ein braun gesprenkelter, unscheinbarer Pilz, recht häufig zu finden.“
    Alle schliefen noch zu dieser frühen Stunde, nur einige Ziegen waren in den Ställen zu hören. Ohne die Famár würde es kein Vieh mehr geben, oder überhaupt einen Orn, der Nahrung brauchte. Unermüdlich zogen die Blauhäute, wie man sie gerne nannte, durch die Lande, schafften Lebensmittel, Vieh und Heilkräuter in die Dörfer. Immer wieder brachten sie auch junge Leute mit sich, um frisches Blut einfließen zu lassen und der Inzucht entgegen zu wirken. Zu lange allerdings waren sie nicht mehr nach Navill gekommen. Zu lange ...
    Kelan zuckte zusammen. Er hatte gar nicht gespürt, dass er den Schutzwall bereits durchschritten hatte.
    Ich hätte etwas trinken sollen.
    Schon bald würde das Fieber sinken. Danach hatte er ungefähr drei Tage vor sich, bevor die Krankheit mit aller Macht ausbrach.
    Kelan spürte die Mücke, die sich auf seinem Hals niederließ und einen Tropfen seines Blutes stahl, konnte sie aber nicht mehr erschlagen. Sein Blick irrte über die Bäume, die ihn umgaben, denen er noch niemals nah gewesen war.
     
    Ein Vogel schnappte sich die Mücke und flatterte hastig zurück in den Schutz der Baumkronen, doch zu langsam: Der Vogel ging in die Falle, landete in den Tentakeln einer Schlingpflanze. Das Wissen, das die Mücke mit sich getragen hatte, sickerte in das dunkle Bewusstsein ein, das ganz Anevy durchzog.
    Osmege reagierte sofort.
    „Niemand rührt den Orn an!“, befahl er seinen Geschöpfen, die längst auf Kelans Fährte waren. Seine Gedanken krochen auf den Mann zu, der hilflos und halb ohnmächtig von dem schweren Fieber über Baumstämme strich, um einen Pilz zu finden, von dem er die ganze Zeit über murmelte. Osmege war verärgert, dass er die Seuche nicht bemerkt hatte, obwohl ein Orn im Wald gestorben war. Doch er spürte, es war noch nicht zu spät.
    „Du wirst ihn dort nicht finden“, flüsterte Osmege. „Aber wir werden dir den Pilz schenken, wenn du das willst. Dazu dein Leben und Freiheit für dein Dorf. Alle Orn von Navill dürften frei und ungehindert durch Anevy ziehen, keines unserer Geschöpfe würde sie belästigen. Sie könnten andere Dörfer besuchen und den dortigen Orn Geschenke bringen. Ihr würdet nicht mehr so abhängig von der Gnade der Famár sein.“
     
    „Und was willst du für diese Gnade haben?“
    Kelan stolperte weiter voran, er spürte kaum, dass Baumwurzeln sich aus dem Weg zogen, um ihn nicht zu Fall zu bringen, oder wie ein Dornengestrüpp zur Seite wich, als er drohte, hineinzufallen. Er wusste nicht, ob die

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