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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Kampfstäben erhalten? Immerhin habt Ihr einen aus der Luft fangen können. Eure Reflexe sind hervorragend.“
    Das Grinsen vertiefte sich, mit einem Anflug von schlechten Gewissen zuckte Thamar die Schultern.
    „Mich hat niemand gefragt und Shinobja war so eifrig bei der Sache.“
    „Wollt Ihr eigentlich Hilfe, um Shinobja aufzuwecken, oder sucht Ihr jemanden, der Euch in ein sicheres Versteck bringen kann?“, fragte Corin plötzlich.
    „Bitte, redet mich mit du an, ja? Hier bei euch bin ich kein Prinz von Roen Orm, sondern nur Thamar von nirgendwo. Und, ähm, ein Versteck wäre jetzt vielleicht kein Fehler.“
    Sie lachten gemeinsam, als Corin vorwärts sprang und sie tiefer in den Wald hinein führte. Sie konnte alles finden, was sie wollte, sogar ein Versteck, in dem Kythara sie nicht binnen zweier Herzschläge finden würde – das war ihr größtes Talent. Vielleicht war die Königin ja ausnahmsweise gnädig und wartete mit der Suche, bis sich Shinobjas unausweichlicher Zorn abgekühlt hatte.
     

20.
     
    „Die Jugend mag unsere Hoffnung sein, doch wenn es zur Wahl kommt, ob die Jungen oder Alten überleben sollen, wähle stets das Alter. Hoffnung wächst leicht nach, Wissen und Erfahrung nicht.“
    Das häufigste gebrochene Gebot unter den Kriegern und Heilern der Nola
     
     
     
    Ruhelos stapfte Osmege in seiner Sandsteinfestung auf und ab.
    „Sie ist dort, sage ich“, zischte er sich selbst zu. „Das weiß ich selbst!“, erwiderte er sofort voller Zorn, gefangen im Zwiegespräch zwischen den beiden Seelen, die diesen Körper beherrschten. Die unzähligen anderen Seelen, die im Laufe der Jahrhunderte dazu gekommen waren, konnten nur im Schatten dieses Wahnsinns niederkauern und lauschen.
    „Wir wussten schon immer, dass die Gefährtin der Steintänzerin dort ist. Wozu haben wir sonst die Seuche geschickt? Spielzeug zerstört?“
    „Ich schmecke ihr Blut so deutlich! Der letzte Junge im Wald von Navill, den unsere Chimäre geholt hat, er war nah mit ihr verwandt.“
    „Lass sie uns töten! Sie sind Spielzeug! Alle töten! Ich will ihr Blut!“
    „Hör auf zu jammern, du widerst mich an! Ich will kein ganzes Dorf vernichten, nur um die Gefährtin zu töten. Die Orn sterben aus, daran ist das Famár-Gezücht schuld, mit diesen dummen Schutzwällen! Ich hätte unser Volk niemals so eingesperrt. Sie hocken da, ein Leben lang auf wenige Schritt Erde gefesselt und fürchten sich, statt meine Schöpfung zu bewundern!“ Osmege kreischte schrill vor Wut, lehnte sich dann kurz mit der Stirn an die kühlen Steine der Mauer. Im Mittelpunkt seiner Festung befand sich der riesige Saal mit himmelhoher Decke, durch den er gerade geschritten war. Im Zentrum des Saals befand sich der Siegelstein. Marjcheog, der letzte Drache Anevys, lag angekettet daneben und schlief. Es war harte Arbeit gewesen, dieses uralte Geschöpf aufzuspüren und mit einer magischen Kette zu fesseln. Sie war vollkommen unzerstörbar, solange Osmege lebte. Zufrieden tätschelte er den Kopf des schlafenden Drachens, der seit Jahrhunderten kaum jemals erwacht war. Vielleicht vergaß er so den Hunger, denn Osmege fütterte ihn nicht. Vielleicht war es auch die Art der alten Wesen, wer wusste das schon?
    Wir sollten ihn töten.
    Unwillig schob Osmege diesen Gedanken beiseite. Tausende Male hatte er das bereits versucht, doch jegliche Magie prallte an Marjcheog ab und keine Waffe durchdrang die dichten, schwarzen Schuppen.
    Unsinn. Die Kette konnte er nicht abwehren. Ich will ihn eigentlich nicht töten, er ist eine schöne Kreatur. Man könnte denken, ich würde mich vor der lächerlichen Prophezeiung fürchten, wenn ich ihn vernichte.
    Wütend fuhr er zu dem Siegelstein herum, starrte ihn an, wie nahezu jeden Tag. Es war nicht mehr als eine graue unförmige Kugel aus Stein, kaum einen halben Schritt im Durchmesser, die ein wenig über dem Boden schwebte und sich kaum wahrnehmbar langsam drehte. Der Mittelpunkt seiner Festung.
    Ein Labyrinth von Tunneln, Wohnräumen und Kerkern umgab den Saal, bevölkert von Osmeges Armeen, Sklaven, Gefangenen und neu geschaffenen Kreaturen. Als die Elfen ihm damals entwischt waren und diesen verfluchten Granitbrocken zurückgelassen hatten, war Osmege so wütend gewesen, dass er den gesamten Sand der Salzwüste von Arpen zu dieser Festung vereinigt hatte. Diese scheinbar so sinnlose, von Zorn gesteuerte Tat gehörte heute zu den Leistungen, auf die er besonders stolz war. Was könnte würdiger für ein solch

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