Toechter der Dunkelheit
Stimme in seinem Kopf tatsächlich zu Osmege gehörte, diesem Inbegriff des Bösen, vor dem er sich sein Leben lang gefürchtet hatte, oder ob das Fieber ihm einen Alptraum bescherte.
„Ich weiß, wer du bist, Kelan von Navill, ich habe dein Blut gekostet. Es war dein Samen, der die Gefährtin der Steintänzerin zeugte. Gib mir deine Tochter und ich schenke dir das Leben. Dir und ganz Navill. Verweigerst du dich, wirst du sinnlos sterben und das Blut all derer, die dir vertraut haben, fließt über deine Hände. Bedenke, dass die Seuche dein Kind töten wird, egal, was du versuchen solltest.“
„Du bist ein Lügner, jeder weiß das! Du lügst!“ Keuchend fand er sich am Boden wieder. Wann war er gefallen?
„Du wagst es!“, zischte die eisige Stimme in seinem Kopf, doch sofort wurden die Worte wieder einschmeichelnd und sanft. „Beschuldige nicht mich für die Taten anderer. Ich mühe mich seit unendlicher Zeit, mein Volk zu beschützen. Die Elfen konnte ich vertreiben, aber gegen die Pest der Famár ist noch kein Heilmittel gefunden. Ich will nur verhindern, dass die Elfen zurückkehren und Anevy wieder völlig unterjochen. Sieh, ihr Erbe ist mächtig, es ist allein ihre Schuld, dass die Wildnis zu gefährlich für einen aufrechten Orn geworden ist! Wir müssen verhindern, dass die Steintänzerin den Siegelstein vernichtet, mit dem ich Anevy vor der Rückkehr der Elfen beschütze. Du lebst mit einer Schlange unter einem Dach. Deine Tochter ist voll von dem verdorbenem Gift der Elfen. Sie muss sterben, doch nur sie allein. Und damit du mir glaubst …“
Etwas stach in sein Bein. Kelan spürte, wie der Nebel vor seinen Augen sich lichtete, die Schwäche ihn schlagartig verließ. Staunend richtete er sich auf: Die Krankheit war verschwunden. Osmege hatte ihn geheilt.
Noch immer hallten die düsteren Worte des Finsteren in ihm nach. Gehorchte er, würde Pera sterben, sein kleines Mädchen ... Und mit ihr die Hoffnung Anevys. Gehorchte er nicht, würde sein Kind dennoch sterben, und ganz Navill mit ihr. Es sei denn, die Famár käme rechtzeitig. Falls sie überhaupt kam.
Tu es!, flüsterte sein Verstand. Tränen strömten über sein Gesicht, zitternd versuchte er, zurück auf die andere Seite des Schutzwalls zu gelangen, aber seine Füße bewegten sich nicht.
„Deine Tochter stirbt auf jeden Fall. Doch deinen Sohn kannst du retten, wenn dir alle anderen schon gleichgültig sein sollten. Du hast doch einen Sohn, Kelan? Liebst du ihn denn nicht?“
„Hör auf! Hör auf, sei still, hörst du? Sei still!“, schrie Kelan und presste beide Hände gegen die Ohren. Aber er konnte die grausame Stimme nicht aussperren, die unerbittlich in seinem Verstand flüsterte.
„Willst du sie opfern? Sie alle? Gib mir deine Tochter, sie ist es, die Anevy die Hoffnung stiehlt! Hilf mir, die Famár zu besiegen, die Elfen für immer auszusperren! Hilf deinem Volk, das schon viel zu lange belogen und betrogen wird!“
„Ich kann das nicht!“, schrie Kelan gebrochen und sank verzweifelt weinend zu Boden. Seine Familie und Freunde hilflos an eine Krankheit zu verlieren, das war das Eine. Das war Schicksal, dagegen konnte er nicht kämpfen. Seine eigene Tochter willentlich in den Tod zu schicken, selbst wenn dadurch so viele andere leben könnten, das war undenkbar! „Ich kann nicht.“
„Ich verlange viel von einem verängstigten Mann, der glaubte sterben zu müssen. Geh nach Hause, Kelan. Denk nach. Du hast noch einige Tage Zeit. Natürlich wird es mit jedem Tag weitere Tote geben, es werden Freunde und Verwandte von dir erkranken. Aber sobald du mir deine Tochter schickst, wird die Seuche enden. Du kannst mir nicht trotzen. Du wirst uns nicht vorenthalten, was uns gehört!“
Kelan spürte, wie er gepackt wurde. Riesige Pranken schlossen sich um seinen Körper, rissen ihn in die Höhe, ohne ihn zu verletzen. Raubtiergestank hüllte ihn ein. Vor Grauen erstarrt rührte er sich nicht. Er wollte nicht sehen, was für eine Kreatur ihn trug, er wollte es nicht wissen!
Wenn Osmege aber über diese abscheulichen Biester herrscht, dann lügt er, dann ist er es, nicht die Famár, die uns all das antun … oder?
Kelan betete zu allen Göttern und guten Mächten, dass Osmege seine Gedanken nicht lesen konnte, sondern nur zu ihm flüstern. Wenn der Dunkle nun wusste, dass eine Famár zu ihnen unterwegs war? Falls es wirklich so sein sollte. Woher wusste er allerdings von Ivron?
Das Monster ließ ihn unmittelbar vor dem
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