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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Sekunde vor einem Sturz in einen Minenschacht gerettet worden zu sein.
    „Okay", meinte Claudine mit ihrem netten Akzent. „Hmm." Sie wand sich eine Strähne ihres lockigen Haars um den Finger, ein Zeichen dafür, dass sie sehr nervös war. „Kennt ihr beiden euch schon?"
    Schweigen entstand.
    Ich sollte etwas sagen, dachte Mary-Lynnette benommen und starrte auf den offenen Kamin.
    Ich benehme mich unmöglich und bringe Claudine in eine peinliche Situation.
    Aber was ist da gerade passiert?
    Es ist egal. Zerbrich dir später den Kopf darüber. Sie schluckte, rang sich ein Lächeln ab und fragte: „Und, wie lange willst du bleiben?"
    Sie machte den Fehler, ihn anzusehen. Und alles wiederholte sich. Nicht ganz so heftig wie vorhin, vielleicht lag das daran, dass sie ihn nicht berührte. Aber der elektrische Schlag war derselbe.
    Und auch er sah aus wie eine Katze, die einen Stromschlag erlitten hatte. Unglücklich.
    Erstaunt. Zumindest ist er aufgewacht, dachte Mary-Lynnette. Sie starrten sich an, während das Zimmer um sie herumwirbelte und wieder rosa wurde.
    „Wer bist du?" fragte Mary-Lynnette und scherte sich nicht mehr um Höflichkeiten.
    „Wer bist du?" fragte er in genau demselben Tonfall.
    Beide sahen sich böse an.
    Claudine machte kleine, klickende Geräusche mit der Zunge und räumte den Tomatensaft weg, den Ash getrunken hatte. Sie tat Mary-Lynnette ein wenig Leid, aber sie konnte sich jetzt nicht um ihre Stiefmutter kümmern. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Typen vor ihr.
    Sie wollte ihn bekämpfen, ihn aus ihrem Gedächtnis streichen und das bizarre Gefühl wieder loswerden, dass sie eins von zwei Puzzleteilchen war, die gerade ineinander gesteckt worden waren.
    „Jetzt hör mal zu", sagte sie angespannt in genau dem Moment, in dem er begann: „Jetzt hör mal zu ..."

    Beide hielten inne und sahen sich wieder böse an. Dann gelang es Mary-Lynnette, ihren Blick loszureißen. Etwas machte ihr zu schaffen.
    „Ash", sagte sie. „Ash. Mrs. Burdock hat etwas über dich erzählt - über einen kleinen Jungen, der Ash heißt. Ich wusste nicht, dass sie von ihrem Neffen redete."
    „Großneffe", verbesserte Ash sie, und seine Stimme schwankte ein wenig. „Was hat sie denn gesagt?"
    „Dass du ein böser, kleiner Junge bist und dass du wahrscheinlich noch schlimmer wirst, wenn du erst einmal erwachsen bist."
    „Nun, damit hatte sie Recht." Sein Gesichtsausdruck entspannte sich ein wenig, als würde er sich auf einem vertrauteren Gebiet bewegen.
    Mary-Lynnettes Herzschlag wurde langsamer. Sie merkte, dass sie das fremde Gefühl zurückdrängen konnte, wenn sie sich konzentrierte. Es half, wenn sie Ash nicht ansah.
    Tief atmen, sagte sie sich. Okay. Jetzt bring die Dinge wieder ins rechte Lot. Vergiss das, was gerade passiert ist. Denk später darüber nach. Was ist jetzt wichtig?
    Wichtig waren folgende Dinge: Der Typ war ein Bruder der drei Mädchen. Er könnte mit ihnen unter einer Decke stecken, was Mrs. Burdocks Verschwinden betraf, und wenn er nicht beteiligt war, konnte er ihr vielleicht mit ein paar Informationen helfen. Zum Beispiel, ob seine Tante ein Testament gemacht hatte und wer den Familienschmuck bekam.
    Sie sah Ash aus dem Augenwinkel an. Er wirkte gelassener. Die Stacheln waren geglättet, sein Atem ging ruhiger. Sie wechselten beide die Gangart.
    „Rowan, Kestrel und Jade sind also deine Schwestern", sagte sie mit so viel höflichem Gleichmut, wie sie aufbringen konnte. „Sie scheinen nett zu sein."
    „Ich wusste gar nicht, dass du sie kennst", wunderte sich Claudine, und Mary-Lynnette merkte, dass ihre Stiefmutter mit einem Geschirrtuch in der Hand im Türrahmen stand. „Ich habe ihm erzählt, dass du sie noch nicht getroffen hast."
    „Mark und ich sind gestern rübergegangen", erklärte sie. Als sie das sagte, flackerte etwas ins Ashs Gesicht auf - etwas, das wieder verschwunden war, bevor sie es analysieren konnte.
    Aber sie fühlte sich, als stände sie im kalten Wind am Rand einer Klippe.
    Warum? Was konnte falsch daran sein, wenn sie erwähnte, dass sie die Mädchen getroffen hatte?
    „Du und Mark. Und Mark ist ... dein Bruder?"
    „Das stimmt", sagte Claudine von der Tür her.
    „Gibt es noch andere Geschwister?"
    Mary-Lynnette blinzelte. „Was? Machst du eine Volkszählung?"
    Ash lächelte. Es war eine schlechte Kopie seines früheren, lässigen Lächelns. „Ich möchte nur über die Freunde meiner Schwestern Bescheid wissen."
    „Warum? Um festzustellen, ob du mit

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