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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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ihnen einverstanden bist, oder so?"
    „Im Grunde, ja." Er lächelte wieder, dieses Mal mit mehr Erfolg. „Wir sind eine altmodische Familie. Sehr altmodisch."
    Mary-Lynnette fasste es nicht. So ein blöder Macho. Und plötzlich war sie froh. Jetzt brauchte sie nicht mehr über Mörder, rosafarbene Zimmer oder darüber nachzugrübeln, was der Typ wusste. Sie musste sich nur noch überlegen, was sie ihm antun sollte.
    „Ihr seid also eine altmodische Familie." Sie trat einen Schritt näher. Ash nickte.
    „Und du bist der Boss."
    „Na ja, hier draußen. Zu Hause hat mein Vater das Sagen."
    „Und du willst deinen Schwestern vorschreiben, welche Freunde sie haben dürfen. Vielleicht entscheidest du auch über die Freunde deiner Tante."
    „Tatsächlich habe ich gerade mit ihr darüber gesprochen." Er machte eine Handbewegung zu Claudine hin.
    Ja, das hast du, dachte Mary-Lynnette. Sie machte einen weiteren Schritt auf Ash zu, der immer noch lächelte.

    „Oh, nein", stöhnte Claudine und schlug das Handtuch aus. „Nicht lächeln."
    „Ich mag Mädchen mit Temperament", sagte Ash in einem Ton, als hätte er sich angestrengt, das Abscheulichste zu finden, was er sagen konnte. Dann blinzelte er ihr zu, streckte wagemutig die Hand aus und kraulte ihr Kinn.
    Funken sprühten. Mary-Lynnette sprang zurück, Ash ebenfalls. Er betrachtete seine eigene Hand, als hätte sie ihn verraten.
    Wie konnte er es wagen! Mary-Lynnette spürte den unerklärlichen Drang, Ash zu Boden zu werfen und sich auf ihn zu stürzen. So etwas hatte sie noch nie bei einem Jungen gefühlt.
    Sie ignorierte es und trat ihm stattdessen hart vors Schienbein.
    Er schrie auf und humpelte zurück. Wieder war die schläfrige Überlegenheit aus seinem Gesicht verschwunden. Er sah jetzt beunruhigt aus.
    „Ich glaube, du gehst besser", schlug Mary-Lynnette freundlich vor. Sie war von sich selbst überrascht, denn sie war nie gewalttätig gewesen. Anscheinend verbargen sich tief in ihr Dinge, die sie nie geahnt hätte.
    Claudine schüttelte hilflos den Kopf. Ash humpelte immer noch, aber er machte keine Anstalten zu gehen. Mary-Lynnette kam wieder auf ihn zu. Obwohl er einen halben Kopf größer war, sah er zu ihr hoch. Grenzenlose Verwunderung lag in seinem Blick.
    „He, hör mal, du weißt nicht, was du da tust", sagte er. „Wenn du es wüsstest ..." Da sah Mary-Lynnette es wieder. Ein Ausdruck huschte über sein Gesicht, und er wirkte plötzlich gar nicht mehr freundlich oder schläfrig. Wie das Glitzern einer Messerklinge im Licht, war es etwas, das Gefahr ausstrahlte ...
    „Ach, geh und nerve jemand anderen", sagte Mary-Lynnette. Sie machte Anstalten, ihn wieder zu treten.
    Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er hielt sich immer noch das Schienbein, schaute Claudine an und schenkte ihr ein Mitleid erregendes Lächeln. „Vielen Dank für alle Ihre ..."
    „Verschwinde!"
    Sein Lächeln schwand. „Das werde ich." Er humpelte zur Haustür. Sie folgte ihm.
    „Wie nennt man dich eigentlich?" fragte er auf den Stufen, als hätte er endlich den Grund gefunden, um wiederzukommen. „Mary? Marylin? M'Iin? M. L.?"
    „Man nennt mich Mary-Lynnette", sagte sie hochmütig. „Viel Spaß bei deinen Schwestern."
    Sie schloss die Tür, lehnte sich dagegen und versuchte zu Atem zu kommen. Ihre Finger und ihr Gesicht waren taub, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.
    Wenn diese Mädchen ihn umbringen, dann verstehe ich das, dachte sie. Aber sie sind alle so merkwürdig - die ganze Familie.
    Merkwürdig auf eine Art, die ihr Angst machte. Wenn sie an Vorahnungen geglaubt hätte, dann hätte sie noch mehr Furcht gehabt. Sie hatte ein schlechtes Gefühl - ein Gefühl, dass sich schwarze Wolken über ihr zusammenzogen.
    Claudine starrte sie aus dem Wohnzimmer an. „Na toll", sagte sie. „Du hast gerade einen Gast getreten. Was sollte das alles?"
    „Er wollte nicht gehen."
    „Du weißt schon, was ich meine. Kennt ihr beiden euch?"
    Mary-Lynnette zuckte mit den Schultern. Das Schwindelgefühl war verflogen, aber tausend Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum.
    Claudine musterte sie scharf, dann schüttelte sie den Kopf.
    „Das Ganze erinnert mich an meinen kleinen Bruder. Als er vier Jahre alt war, warf er ein Mädchen mit dem Gesicht zuerst in den Sandkasten. Er tat es, um ihr zu zeigen, dass er sie mag."
    Mary-Lynnette ignorierte es. „Claudine, was wollte Ash hier? Worüber habt ihr gesprochen?"
    „Über nichts", antwortete Claudine aufgebracht

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