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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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sind."
    „Wie hübsch."
    „Ja, es ist hübsch. Okay, jetzt nach Osten. Du müsstest eine schwache Art von Leuchten sehen
    ..."
    „Das rosafarbene?"
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. „Ja, das rosafarbene. Die meisten Menschen erkennen das nicht. Das sind die Trifid-Nebel."
    „Was sind denn die schwarzen Striche darin?"
    Mary-Lynnette erstarrte und trat einen Schritt zurück. Sie starrte ihn an und spürte, wie ihr Atem schneller ging.
    Er senkte das Fernglas und sah sie an. „Ist etwas nicht in Ordnung?"
    „Das sind schwarze Nebel. Staubbahnen vor dem heißen Gas der Sterne. Aber man kann sie nicht sehen."
    „Ich habe es gerade getan."
    „Nein, nein. Die kannst du nicht sehen. Es ist nicht möglich. Nicht mit einem Fernglas. Selbst, wenn deine Pupillen neun Millimeter weit offen wären ..." Sie schaltete die Taschenlampe ein und richtete den Strahl voll auf sein Gesicht.
    „He!" Er sprang zurück, kniff die Augen zu und hielt sich die Hand davor. „Das hat wehgetan!"
    Aber Mary-Lynnette hatte es bereits gesehen. Sie konnte nicht sagen, welche Augenfarbe er im Moment hatte, denn die Iris war zu einem fast unsichtbaren Ring zusammengeschrumpft.
    Sein Auge bestand nur noch aus der Pupille. Wie die Augen einer Katze in der Nacht.
    Oh, mein Gott, die Dinge, die er mit diesen Augen sehen kann, dachte sie. Die Farben in den Sternenwolken - leuchtendes Pink, schimmerndes Grünblau. Und all die anderen unfassbaren Dinge des Universums, die das menschliche Auge nicht einmal mit dem stärksten Teleskop erfassen konnte ...
    „Schnell", drängte sie ihn. „Wie viele Sterne siehst du im Moment am Himmel?"
    „Ich sehe gar nicht mehr", klagte er mit gedämpfter Stimme. „Ich bin blind."
    „Nein, ich meine es ernst", sagte sie - und packte ihn am Arm.
    Das war dumm von ihr. Sie hatte nicht nachgedacht. Aber als sie seine Haut berührte, kam es ihr vor, als würde sie von einem reißenden Fluss verschlungen. Ein Schock überfiel sie. Ash ließ seine Hand fallen und sah sie an.
    Nur eine Sekunde standen sie sich direkt gegenüber, und ihre Blicke trafen sich. Blitze schienen zwischen ihnen durch die Luft zu zucken. Dann zog Mary-Lynnette sich zurück.
    Ich halte das nicht mehr aus, dachte sie. Warum stehe ich überhaupt hier und rede mit ihm?
    Ich habe heute Nacht noch genug vor mir. Ich muss eine Leiche finden.
    „So, Ende der Astronomiestunde", sagte sie und streckte ihre Hand nach dem Fernglas aus.
    Ihre Stimme zitterte ein wenig. „Ich steige jetzt den Hügel hoch."
    Sie fragte nicht, was er machen wollte. Es war ihr auch egal, solange es nur weit genug von ihr entfernt war.
    Er zögerte einen Moment, bevor er ihr das Fernglas gab. Dabei passte er auf, dass sie sich nicht berührten.
    Gut, dachte sie. Wir fühlen beide das Gleiche.
    „Auf Wiedersehen."
    „Tschüs", sagte er lahm. Er wandte sich mit gesenktem Kopf zum Gehen. „Was ich noch sagen wollte ...", begann er und blieb noch einmal stehen.
    „Ja?"
    Ohne sich umzudrehen, sagte er ausdruckslos und völlig beherrscht: „Halte dich von meinen Schwestern fern, okay?"
    Mary-Lynnette war wie vom Donner gerührt. Sie traute ihren Ohren nicht und war so wütend, dass sie keine Worte fand. Dann kam ihr ein anderer Gedanke: Warte mal, er weiß, dass sie Mörderinnen sind, und will mich vor ihnen schützen. Wie Jeremy.
    „Warum?" stieß sie mit zugeschnürter Kehle hervor.
    Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du einen guten Einfluss auf sie hättest. Sie sind sehr leicht zu beeindrucken, und ich möchte nicht, dass sie irgendwelche Flausen in den Kopf bekommen."
    Mary-Lynnette war enttäuscht. Ich hätte es wissen müssen, sagte sie sich. „Ash, weißt du, was? Du kannst mich mal. Und jetzt mach, dass du wegkommst", sagte sie zuckersüß.

8. KAPITEL
    Mary-Lynnette wartete noch eine Stunde, nachdem er die Straße entlang nach Osten verschwunden war. Sie hatte keine Ahnung, was er vorhatte. Auf diesem Weg gab es nichts außer zwei Bächen, einer Menge Bäume und ihr eigenes Haus. Sie hoffte, dass er in die Stadt wollte und keine Ahnung hatte, wie weit es war.
    Gut, er ist weg. Jetzt vergiss ihn, dachte sie. Du hast was zu erledigen, stimmt's? Und zwar etwas, das ein bisschen gefährlich ist. Und er hat damit nichts zu tun. Ich glaube nicht, dass er weiß, was mit Mrs. Burdock geschehen ist.
    Sie nahm die Schaufel und ging die Straße entlang in Richtung Westen. Auf dem Weg merkte sie, dass es ihr gelang, Ash vollständig zu verdrängen. Denn

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