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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Lippen.
    Oh, nein, ich höre da draußen etwas, dachte sie. Und die Ziege hat es auch gehört.
    Sie konnte das Blut auf ihrer Lippe schmecken. Blut schmeckte nach Kupfer und, das fiel ihr plötzlich auf, nach Angst.
    Die Tür zum Stall ging langsam auf.
    Mary-Lynnette geriet in Panik.
    Etwas Schreckliches war hinter ihr her. Etwas, das wie ein Tier roch, aber Türen wie ein Mensch öffnen konnte. Sie konnte es nicht erkennen. Es war nur ein Schatten gegen die Dunkelheit. Sie dachte nicht daran, die Taschenlampe zu benutzen. Sie wollte nur mit der Schaufel um sich schlagen, es treffen, bevor es sie erwischte.
    Stattdessen zischte sie heiser: „Wer ist da?"
    Eine vertraute Stimme antwortete: „Ich wusste, dass du es tun würdest Ich habe überall nach dir gesucht"
    „Oh, Mark." Mary-Lynnette sackte gegen die Stallwand zusammen und ließ die Schaufel fallen.
    Die beiden Ziegen meckerten wie verrückt Mary-Lynnettes Ohren klangen. Mark schlurfte weiter herein. „Mensch, stinkt das. Was machst du überhaupt hier?"
    „Du Idiot!" fuhr sie ihn an. „Ich hätte dir beinahe den Schädel eingeschlagen."
    „Du hast gesagt, du würdest den ganzen verrückten Plan vergessen. Du hast mich angelogen."
    „Mark, du weißt ja nicht ... Lass uns später darüber reden. Hast du da draußen was gehört?"
    Sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln.
    „Was denn?" Er war so ruhig, dass Mary-Lynnette sich ein wenig albern vorkam. Dann wurde seine Stimme schärfer. „Eine Art Heulen?"
    „Nein. Mehr wie ein Schnüffeln." Langsam ging ihr Atem wieder ruhiger.
    „Ich hab nichts gehört. Wir machen besser, dass wir von hier wegkommen. Was sollen wir sagen, wenn Jade zufällig aus dem Haus kommt?"
    Das konnte sie nicht beantworten. Mark lebte in einer anderen Welt. In einer glücklichen Welt, wo das Schlimmste, was heute Nacht passieren konnte, eine Blamage war.
    „Mark, hör mir mal gut zu", sagte sie schließlich. „Ich bin deine Schwester. Ich habe keinen Grund, dich anzulügen, dir was vorzuspielen oder jemanden schlecht zu machen, an dem dir etwas liegt Ich ziehe keine voreiligen Schlüsse und bilde mir auch nichts ein. Aber ich sage dir ganz im Ernst, etwas ist seltsam an diesem Mädchen."
    Mark öffnete den Mund, aber sie fuhr rücksichtslos fort: .Also, entweder hältst du mich für komplett verrückt, oder du glaubst mir. Hältst du mich wirklich für verrückt?"
    Als sie es sagte, dachte sie an früher. An all die Nächte, in denen sie einander getröstet hatten, als ihre Mutter krank war. An die Bücher, die sie ihm vorgelesen hatte. An die vielen, kleinen Dinge, die sie miteinander geteilt hatten. Obwohl es dunkel war, spürte sie, dass Mark sich auch daran erinnerte. Sie hatten so viel gemeinsam. Sie würden einander immer nahe stehen.
    „Du bist nicht verrückt", sagte er endlich leise.

    „Danke."
    „Aber ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Jade würde niemandem wehtun. Das spüre ich. Und seit ich ihr begegnet bin ..." Er hielt inne. „Plötzlich weiß ich, warum ich lebe. Sie ist so anders als die Mädchen, die ich kenne. Sie ist tapfer und lustig und so ... sie selbst."
    Und ich dachte, es wäre das blonde Haar. Das zeigt mal wieder, wie oberflächlich ich bin, sagte sie sich.
    Sie war berührt und überrascht über die Veränderung in ihm. Aber am meisten hatte sie Angst. Schreckliche Angst Ihr launischer, spöttischer Bruder hatte endlich jemanden gefunden, der ihm etwas bedeutete - und das Mädchen stammte wahrscheinlich direkt von Jack the Ripper ab.
    „Können wir nicht einfach wieder nach Hause gehen?" bat er eindringlich.
    Mary-Lynnette fühlte sich noch mieser.
    „Mark ..." Sie brach ab. Beide fuhren hoch und schauten zum Fenster des Stalls. Draußen war ein Licht angegangen.
    „Mach die Tür zu", flüsterte Mary-Lynnette eindringlich. Mark gehorchte sofort.
    „Und sei leise." Sie packte seinen Arm und zog ihn zur Wand. Vorsichtig wischte sie mit dem Ärmel ein Stückchen der Scheibe sauber und schaute hinaus.
    Rowan kam aus der Hintertür, gefolgt von Kestrel und Jade. Kestrel trug eine Schaufel.
    Das darf nicht wahr sein, dachte Mary-Lynnette.
    „Was ist passiert?" fragte Mark und versuchte, etwas zu erkennen. Mary-Lynnette hielt ihm den Mund zu.
    Die Mädchen gruben wieder den Garten um.
    Diesmal sah sie nichts, was in Müllsäcke gewickelt war. Was machten sie also? Zerstörten sie Beweise? Wollten sie das Ding mit ins Haus nehmen, es zerstückeln und verbrennen?
    Ihr Herz klopfte wie wild.

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