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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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ihre Gedanken kreisten nur noch um das, was vor ihr lag.
    Ich habe keine Angst, redete sie sich ein. Ich habe keine Angst - natürlich habe ich Angst.
    Schreckliche sogar.

    Aber das war gut. Dadurch würde sie vorsichtiger werden. Sie würde die Sache schnell und leise erledigen. Rein durch die Lücke in der Hecke, ein wenig schnelle Arbeit mit der Schaufel und wieder raus, bevor jemand sie gesehen hatte.
    Sie versuchte, sich nicht vorzustellen, was sie mit dieser Schaufel finden würde, wenn sie Recht hatte.
    Vorsichtig näherte sie sich der Burdock-Farm. Ich kann kaum glauben, dass ich das überhaupt mache, dachte sie, als sie die Lücke in der Hecke erreicht hatte, die den Garten umgab. Sie würde das Grundstück eines Nachbarn verwüsten und sich vermutlich eine Leiche ansehen müssen - und sie war total cool. Ängstlich, aber nicht in Panik. Vielleicht steckte mehr in ihr, als sie wusste.
    Der Garten war dunkel und roch nach Ziegen.
    Mary-Lynnette blieb im Umkreis der Hecke und hielt den Blick auf das Haus gerichtet Nur zwei der Fenster waren erleuchtet.
    Sie flehte innerlich, dass man sie nicht entdecken würde.
    Leise schlich sie zu der Stelle, wo die Erde frisch umgegraben war. Die ersten zögernden Versuche mit der Schaufel bewirkten fast nichts.
    Okay. Steck mal ein bisschen mehr Überzeugung hinein, ermahnte sie sich. Und starr nicht immer auf das Haus. Wenn sie rausgucken, werden sie dich sehen, und daran kannst du sowieso nichts ändern.
    Gerade, als sie den Fuß fest auf die Schaufel setzte, bewegte sich etwas hinter ihr im Rhododendron.
    Mary-Lynnette erstarrte, über die Schaufel gebeugt.
    Hör auf, dir Sorgen zu machen, dachte sie. Das sind nicht die Schwestern und auch nicht Ash, der zurückgekommen ist. Das ist irgendein Tier.
    Sie lauschte. Ein klagendes Meckern drang aus der Scheune.
    Es ist nichts. Es ist ein Kaninchen. Nun grabe schon endlich! versuchte sie sich einzureden.
    Sie hob eine Schaufel voll Erde hoch. Da hörte sie es wieder.
    Ein schnüffelndes Geräusch. Dann ein Rascheln. Ganz sicher war es ein Tier. Aber wenn es ein Kaninchen war, dann war es schrecklich laut
    Ist doch egal, was es ist, sagte Mary-Lynnette sich. Es gibt hier draußen keine gefährlichen Tiere. Und ich habe auch keine Angst vor der Dunkelheit. Ich liebe die Nacht Aber heute Nacht war es irgendwie anders. Vielleicht hatte die Szene mit Ash sie aus dem Gleichgewicht gebracht Genau in diesem Moment hatte sie das Gefühl, als ob irgendjemand versuchte ihr mitzuteilen, dass die Nacht kein natürliches Umfeld für einen Menschen wie sie war. Dass sie nicht dafür geschaffen war mit ihren schwachen Augen und Ohren und der unsensiblen Nase. Dass sie nicht hierher gehörte.
    Wieder ein Rascheln.
    Ich mag zwar schlecht hören, dachte sie. Aber dafür reicht es noch. Das Ding ist groß. Und es schnüffelt in den Büschen herum.
    Welches Tier konnte hier draußen sein? Es war kein Wild, das machte andere Geräusche. Es hörte sich auch größer an als ein Kojote. Ein Bär vielleicht?
    Dann hörte sie etwas anderes. Die trockenen Rhododendrenblätter wurden heftig durchgeschüttelt. Im Licht des Hauses konnte sie sehen, wie die Zweige sich hin und her bewegten, als ob etwas versuchte, herauszukommen.
    Es kommt heraus!
    Mary-Lynnette schnappte sich die Schaufel und rannte. Nicht hin zu der Lücke in der Hecke und auch nicht zum Haus. Beides war zu gefährlich. Sie rannte zum Ziegenstall.
    Hier drinnen kann ich mich notfalls selbst verteidigen, dachte sie. Es gab zwei Fenster im Stall, aber bei dem Schmutz auf den Scheiben und der Dunkelheit konnte sie nichts erkennen.
    Sie sah nicht einmal die Ziegen, sondern hörte sie nur.

    Du darfst die Taschenlampe nicht einschalten, mahnte sie sich. Dadurch würdest du verraten, wo du bist.
    Mary-Lynnette verhielt sich mucksmäuschenstill und lauschte nach draußen.
    Nichts.
    Ihre Nase juckte vom Gestank der Ziegen. Durch das Stroh auf dem Boden und den Mist der Ziegen war es im Stall viel zu warm. Ihre Handflächen waren ganz verschwitzt, als sie die Schaufel packte.
    Ich habe noch nie jemanden geschlagen, jedenfalls nicht, seit Mark und ich uns als Kinder gestritten haben - aber halt, ich habe heute Morgen einem Fremden vors Schienbein getreten
    ...
    Sie hoffte, dass sie ihr Potenzial an Gewalt zeigen würde, wenn sie es brauchte.
    Eine Ziege stieß sie an der Schulter an. Sie schüttelte sie ab. Die zweite Ziege meckerte plötzlich, und Mary-Lynnette biss sich vor Schreck auf die

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