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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Jeremy."
    Eine lange Sekunde glaubte sie, dass es nicht klappen würde und dass er sie gar nicht mehr hören würde. Aber dann hob er den Kopf. Sie sah das Blut an seinem Kinn.
    Nicht schreien, du darfst nicht schreien, sagte sie sich hektisch. Zeige kein Entsetzen. Du musst es schaffen, dass er redet und sich von Ash fern hält.
    Hinter ihrem Rücken arbeiteten ihre Hände wie automatisch, als wäre es etwas ganz Alltägliches für sie, sich von Fesseln zu befreien. Die Nässe half tatsächlich. Mary-Lynnette konnte fühlen, wie das Seil ein wenig nachgab.
    „Bitte, hilf mir zu verstehen", wiederholte sie atemlos und versuchte, seinen Blick festzuhalten. „Ich bin deine Freundin, das weißt du. Wir kennen uns doch schon so lange."

    Jeremys weißliches Zahnfleisch war rot befleckt. Er besaß immer noch seine menschlichen Züge, aber es lag nichts Menschliches mehr in seinem Gesicht.
    Ganz langsam zog er die Lippen wieder über die Zähne. Er sah jetzt mehr wie ein Mensch und weniger wie ein Tier aus. Als er sprach, war seine Stimme verzerrt, aber jetzt erkannte Mary-Lynnette sie als Jeremys Stimme wieder.
    „Ja, wir kennen uns schon lange", sagte er. „Ich habe dich beobachtet, seit wir Kinder waren, und ich habe gemerkt, dass du mich auch beobachtet hast."
    Sie nickte. Sprechen konnte sie nicht.
    „Ich habe immer geglaubt, dass wir einmal ein Paar sein werden, wenn wir älter sind. Ich dachte, es könnte mir vielleicht gelingen, dein Verständnis zu bekommen. Dafür, was ich bin, und für all das andere. Ich dachte, dass du die Einzige bist, die keine Angst hat..."
    „Ich habe keine Angst", sagte Mary-Lynnette und hoffte, dass ihre Stimme nicht zu sehr zitterte. Sie sprach zu einem Wesen in einem blutdurchtränkten Hemd, das über einem Verwundeten kauerte wie eine Bestie, die immer noch bereit zum Angriff ist. Sie wagte nicht, zu Ash hinzuschauen, um festzustellen, wie schwer er verletzt war. Sie blickte Jeremy weiter starr in die Augen. „Und ich glaube, ich kann verstehen. Du hast Mrs. Burdock getötet, nicht wahr? Weil sie sich ja deinem Revier befand."
    „Nicht sie selbst", antwortete er, und seine Stimme klang scharf vor Ungeduld. „Sie war nur eine alte Dame. Sie ging nicht mehr jagen. Mir war es egal, dass sie sich auf meinem Gebiet befand. Ich habe ihr sogar bei einigen Dingen geholfen. Zum Beispiel habe ich ihr gratis den Zaun und die Veranda reparieren wollen. Bei der Gelegenheit hat sie mir erzählt, dass sie kommen werden. Diese Mädchen."
    Genau, wie sie es mir erzählt hat, dämmerte es Mary-Lynnette plötzlich. Und er hat ihr den Zaun repariert. So wie er Hilfsarbeiten für alle macht.
    „Ich habe ihr gesagt, dass es nicht funktionieren wird." Sie hörte, dass er wieder mit dem drohenden Knurren begann. Jeremy war angespannt und zitterte, und sie merkte, dass sie selbst auch anfing zu zittern. „Drei weitere Jäger in diesem kleinen Gebiet - ich habe es ihr ausdrücklich erklärt, aber sie wollte nicht hören. Sie konnte es nicht einsehen, und da bin ich in Wut geraten."
    Schau nicht zu Ash hin, erwähnte sie sich verzweifelt. Lenke keine Aufmerksamkeit auf ihn.
    Jeremys Lippen zogen sich wieder zurück, als brauchte er etwas, was er angreifen konnte.
    Also deshalb hat er den Zaunpfahl benutzt, dachte sie gleichzeitig. Ash hatte Recht. Es war aus einem Impuls heraus geschehen.
    „Nun, jeder kann mal die Kontrolle über sich verlieren", sagte sie. Obwohl ihre Stimme fast brach und ihr Tränen in die Augen traten, schien Jeremy sich ein wenig zu beruhigen.
    „Nachher dachte ich, es war so vielleicht am besten", fuhr er fort und hörte sich müde an.
    „Wenn die Mädchen ihre Leiche fanden, würden sie wissen, dass sie wieder wegfahren mussten. Ich wartete darauf, dass sie es taten. Ich kann sehr gut warten."
    Er starrte an ihr vorbei in den Wald. Mit klopfendem Herzen nutzte Mary-Lynnette die Gelegenheit, einen Blick auf Ash zu werfen.
    Oh, nein. Er bewegt sich gar nicht mehr. Und da ist so viel Blut... Ich habe noch nie so viel Blut gesehen, dachte sie entsetzt Sie bewegte ihre Handgelenke hektisch, um sich von dem Strick zu befreien.
    „Ich wartete, aber sie gingen einfach nicht fort", redete Jeremy weiter, und sie sah ihn sofort wieder an. „Stattdessen kamst du. Ich hörte, wie Mark sich im Garten mit Jade unterhielt. Sie sagte ihm, dass es ihr hier gefällt. Und dann ... bin ich schrecklich wütend geworden. Ich machte ein Geräusch, und sie haben mich gehört."
    Sein Gesicht

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