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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Gesicht in den Händen bergen mußte. Als sie endlich wieder zu Atem kam, saß sie da und kicherte, die Augen strahlten, die Wangen waren rosigrot und voller Grübchen wie bei einem ausgelassenen jungen Mädchen. »Oh, Carol!« sagte sie. »Es ist so verrückt! Es ist einfach irrsinnig!«
    »Was denn?«
    »Komm. her«, flüsterte sie.
    Ich ging zu ihr hinüber.
    »Hör zu, Carol. Aber daß du es keiner Menschenseele erzählst. Ehrenwort, du mußt es für dich behalten — Luke plant einen großen Ausflug, nach der Tagung.«
    »Was meinst du damit, einen großen Ausflug?«
    »Ein Wochenende in Paris für alle Abgeordneten. Ein langes Wochenende. Freitag bis Montag.«
    »Jurgy! Oh, Jurgy! Du kommst mit?«
    Sie holte tief Luft: »Mein Herz, wir kommen mit.«
    »Wir? Wieso wir?«
    »Luke chartert eine Düsenmaschine von Magna, verstehst du?« Sie konnte sich nicht helfen, sie mußte lachen. »Es ist ein Luxusflug mit vier Stewardessen an Bord. Zwei davon sind wir.«
    »Mein Gott, Jurgy, ist das wahr?«
    »Es ist wahr.« Ihr Gesicht verzog sich zu einem breiten, selbstzufriedenen Lächeln.
    Ich versuchte, mich zu beherrschen, ich versuchte, einen Augenblick lang vernünftig zu sein. »Aber wie kann Luke das erreichen? Wir sind doch noch nie international geflogen.«
    »Mach dir keine Sorge. Luke wird das erreichen. Luke kann alles erreichen.« Sie strahlte mich an. »Hast du Lust, mitzukommen?«
    »Machst du Witze?«
    »Aufregend, wie?«
    »Und ob es aufregend ist. Ich weiß allerdings wirklich nicht, wie Luke dieses Kunststück fertigbringen will.«
    »Carol, Luke bringt jedes Kunststück fertig. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, gibt es nichts auf der Welt, das ihn hindern könnte. Warst du schon in Paris?«
    »Paarmal.«
    »Sag mal«, fragte sie, »ist das ein guter Ort, um Vorhangstoff zu kaufen?«
    »Du meine Güte, das weiß ich nicht, Jurgy. Ich nehme an, ja. Warum?«
    Sie geriet plötzlich in Hitze. »Dieses Haus von Luke in Kansas. Es hat über sechzig Fenster. Hast du gehört? Über sechzig. Und ich hab’s ihm ohne Umschweife gesagt, wenn ich ihn heirate und in das Haus einziehe, werd’ ich nicht mit den Vorhängen einer anderen leben, ich will meine eigenen Vorhänge. Das ist das einzige, worauf ich bestehe: meine eigenen Vorhänge. Ist das zuviel verlangt? So hab’ ich gedacht, wir könnten vielleicht in Paris Stoff aussuchen und ein paar Dollar sparen. Auch vielleicht hübschere Muster finden. Was hältst du davon, Carol?«
    Ich konnte dazu nichts sagen. Ich setzte mich hin und quietschte vor Vergnügen. Sie war sehr beleidigt.
    Luke erreichte es. Er kam bei uns vorbei, grinsend über sein ganzes langes knochiges Gesicht. »Tja«, sagte er. »Das war ‘n Ringkampf. Mußte all die Einzelheiten mit diesem Burschen da, einem gewissen Barker, regeln, versteht ihr? Kein übler Bursche, der Bezirksflugleiter, so nennt er sich. Ihr wißt, wie das ist mit diesen Burschen, müssen ihre Buchungsquoten erreichen und so, und das wär’n hübscher fetter Brocken, der Barker da in die Hände fiel. Na, wir hatten also den Vertrag gemacht, und ich hol’ mein Scheckheft ‘raus, und leg’s flach auf den Tisch und schreib’ dahin, wo steht >zu zahlen an< Magna International Airlines. Dann schreib ich den Betrag hin. Dann schreib ich meinen Vornamen, Luke. Dann hör ich einfach auf. Dieser Bursche, der Barker, er beobachtet mich, und als er sieht, wie ich zögere, kriegt er es mit der Angst, weil er nicht weiß, was ich im Sinn habe. Also sag ich zu ihm: >Mister Barker<, sag ich, >mir fällt da eben etwas ein, das den Dienst auf diesem kleinen Ausflug nach Paris betrifft, und ich hätt’ da gern Ihre Unterstützung, Sir. Wenn das überhaupt möglich ist.< Na, er springt fast einen Meter hoch in die Luft und sagt: >Aber gewiß doch, gewiß, alles, was ich für Sie tun kann, Mister Lukas. Ich werd’ überglücklich sein, es zu tun, sagen Sie mir nur, um was es sich handelte Also sag’ ich: >Mister Barker, es geht mich nichts an, wen Sie aussuchen, um dies Flugzeug zu steuern, ich bin ganz sicher, daß Sie ‘nen tüchtigen Mann aussuchen. Der Beobachter, der geht mich auch nichts an, ich bin sicher, Sie werden uns einen aussuchen, der den Weg dahin findet, wohin wir wollen. Aber zufällig, Mister Barker, kenne ich da zwei kleine Damen, die, meiner bescheidenen Meinung nach, Sir, dazu beitragen würden, das Unternehmen zu einem wirklichen Erfolg zu machen, und ich wär’ Ihnen mächtig dankbar, wenn

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