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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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hätte, die Hundesöhne waren; und beide hielten meine Hände, der eine die Rechte, der andere die Linke, und tätschelten sie liebevoll und sagten: »Nun, nun, alles wird gut werden.« Wir hatten einen angenehmen Flug zurück nach Miami am nächsten Tag, am Mittwoch; und im großen und ganzen war ich sehr zufrieden über mein Erlebnis — ich hatte neue Freunde gewonnen.
    Jurgy kam ein paar Stunden später als ich nach Hause. Auf ihrem Flug hatte es keine Zwischenfälle gegeben, abgesehen davon, daß ein paar männliche Passagiere Annäherungsversuche gemacht hatten. Aber immerhin hatten der Kapitän und die fröhliche Besatzung der Maschine ihr keine Dummejungenstreiche zu spielen versucht, so wie man es mit mir gemacht hatte. Ich nehme an, sie wußten, wann man zurückhaltend zu sein hatte.
    Donnerstag hatten wir frei, und das war ein wahres Glück, denn gleich am Morgen entdeckte ich, daß ich nicht Mutter werden würde. Junge, noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich einen solchen Morgen verbracht. Mir war sterbenselend zumute und gleichzeitig wunderbar. Vor allem brauchte ich, sollte je Doktor Ray Duer wieder auf der Bildfläche auftauchen, keine Erklärungen mehr abzugeben über dieses blauäugige Gör, das sich da im Kinderwagen mit Kartenkunststücken amüsierte.

    Wir flogen sechs Wochen lang auf Maschinen mit Kolbenmotoren, und langsam, aber sicher erlangten wir eine gewisse Reife. Jurgy war mir, was diese Reife anbelangt, meilenweit voraus, aber allmählich holte ich sie ein. Ich fand mich zu einem großen Flugzeug hinausgehen mit forschem, aber gemessenem Schritt, und ich wußte genau, was ich an Bord zu tun hatte, bis zu dem Augenblick, da ich, ehe wir von Bord gingen, meine Tasche wieder hervorzog. Das Faszinierendste an der ganzen Sache war, die Carol Thompson, die ich vor erst zweieinhalb Monaten noch gewesen war, zu vergleichen mit der Carol Thompson, die ich jetzt war. Es war keine moralische Frage. Ich meine, es hatte nichts mit Gutsein oder Bessersein zu tun. Ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll, und doch ist dies die einzige Form, in der man es ausdrücken kann: Thompsons inneres Gefüge hatte sich sozusagen gefestigt. Sie hatte Muskeln entwickelt. Ich hatte jedoch keine Muskeln entwickelt an meinem äußeren Bau, Gott sei Dank nicht; ich schien sie innen entwickelt zu haben wie ein Hummer. Das Ergebnis war, ich fiel nicht so rasch in mich zusammen, ich gab nicht gleich den Geist auf beim geringsten Anlaß. Ich will nicht behaupten, daß es eine Antwort auf alles ist, fünfundsiebzig Stunden im Monat durch den Himmel zu brausen. Ich war nicht gerade toll, toll vor Glück, und ich war zum Teufel noch mal ganz bestimmt nicht vollständig, keine Frau ist vollständig ohne einen Mann am Hals, und ich hatte keinen Mann am Hals. Und es sah sogar so aus, als wäre jede Chance, je einen Mann am Hals zu haben, für immer geschwunden, denn eines Abends kam Jurgy mit der Nachricht nach Hause, Mister Garrison sei an diesem Tag auf ihrem Flug gewesen und habe ihr erzählt, daß Ray Duer zurückgegangen sei an die Universität in Südkalifornien, um Forschungen für das Fliegen mit Überschallgeschwindigkeit zu machen. An diesem Abend, das muß ich zugeben, brach mein inneres Gefüge zusammen, und heulendes Elend packte mich, als ich ins Bett ging. Ich liebte offensichtlich Duer noch immer, aber ich konnte ihm noch immer nicht verzeihen, was er Donna angetan hatte.
    Andererseits war das Leben recht angenehm. Es war großartig, ein Appartement mit dem Blick auf den Indian Creek zu haben, kochen zu können, Musik hören zu können, Freunde zu einem Cocktail einladen zu können; die Sonne von Florida war herrlich und auch das Meer in Florida; und über allem stand natürlich die erhabene Freude am Fliegen. Es war eine Freude, jedesmal.
    Nach den sechs Wochen in Kolbenmotor-Flugzeugen kehrten wir zurück zur Ausbildungsschule, wo wir vier harte Tage in einem Kurs über Düsenflugzeuge schwitzten.
    Wir waren in den letzten zehn Tagen unserer Grundausbildung über die 707 informiert worden, aber nach Ansicht der Magna war das nicht genug. Wir nahmen alles noch einmal in Einzelheiten durch, Bedienung der Kombüse, Dienst in der Kabine und — wieder und immer wieder — das Verhalten bei unvorhergesehenen Zwischenfällen. Wir hatten eine neue Lehrerin, ein wunderschönes dunkelhaariges Geschöpf, Ann Shearer, die seit zwei Jahren in Düsenmaschinen flog; und sie machte uns sehr deutlich klar, daß es

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