Töchter der Luft
Sie’s einrichten könnten, daß diese beiden jungen Damen als offizielle Stewardessen mit uns flögen. Glauben Sie, daß das möglich ist, Mister Barker?< Nun, er war nicht gerade glücklich darüber, er wand sich und drehte sich, er wollte wissen, ob ihr schon je außerhalb des Landes geflogen seid und so’n Zeug; und dann kam er mit der Sprache ‘raus. Er sagt: >Mister Lukas, ich will Sie frei heraus fragen. Ist das zu unmoralischen Zwecken?< Und ich sag’: >Mister Barker, ich bin froh, daß Sie das fragen. Und ich bin nur allzu glücklich, Sie deswegen beruhigen zu können. Die eine ist meine Braut, meine eigene süße Mary Ruth Jürgens, das liebreizendste Mädchen auf der ganzen Welt, ohne jede Ausnahme. Und die andere ist ihre liebste Freundin, Miß Carol Thompson, die anständigste kleine Dame, die je geatmet hat, und ich würd’ denjenigen umbringen, der auch nur versucht, einen Finger an die eine oder die andere zu legen. Beruhigt Sie das, Mister Barker?< Ich nehme an, das tat’s, denn er holte tief Luft und schenkte mir ein klägliches Lächeln und sagte: >Okay, ich will sehen, was ich machen kann.< Und so machte ich weiter und schrieb die zweite Hälfte meines Namens, Lukas. Er war verdammt froh, als er das sah.«
Drei Tage später, als wir von einem Flug aus New York zurückkamen, fanden wir am Nachrichtenbrett im Raum der Stewardessen eine Notiz vor, daß wir uns bei Miß Duprez, unserer Vorgesetzten, zu melden hätten. »Ich glaube, das ist’s«, flüsterte Jurgy aus dem Mundwinkel, und ich sagte: »Hoffentlich, Jurgy.« Wir machten uns frisch, so gut wir konnten, doch ohne Erfolg — in der Sekunde, da Miß Duprez uns erblickte, sagte sie mit ersterbender Stimme: »Mary Ruth! Carol! Um Himmels willen! Sie sind beide so schmuddlig! Was ist geschehen?« Wir versuchten zu erklären, daß wir eben zurückgekommen seien mit einer vollen Ladung ausgelassener Urlauber, inbegriffen achtzehn Babys; aber das war keine Entschuldigung. Dann sagte sie: »Da Sie gerade hier sind, wollen mal sehen, wie Sie Ihr Gewicht halten.« Und offensichtlich hielten wir es großartig — ich wog fünf Pfund zuviel, und Jurgy wog sieben Pfund zuviel, wie üblich. Miß Duprez schnalzte tadelnd mit der Zunge und hielt uns einen Vortrag von fünf Minuten über Gewicht und gepflegtes Aussehen, und nachdem das aus dem Wege geschafft war, kam sie zur Sache. »Nun, Kinder, ich habe hier eine sehr interessante Neuigkeit für Sie. Sie fliegen nach Paris am 1. Mai und kommen zurück am 4. Mai. Es ist ein Charterflug mit vier Stewardessen, und Sie werden selbstverständlich die beiden Junior-Stewardessen >B< und >D< sein. Sind Sie damit einverstanden?«
»Aber, Miß Duprez«, sagten wir. »Das ist großartig!«
Sie schaute mich an. Sie starrte Jurgy eindringlich an. Ihre Stimme fiel um einige Grade. »Lassen Sie mich das offen sagen, Kinder, ich bin nicht einverstanden. Wie Sie wissen, bewerben sich für solche Flüge alle Stewardessen, und sie werden dem Dienstalter entsprechend vergeben. Des weiteren setzen wir aus verständlichen Gründen für Flüge nach Europa nur Mädchen ein, die eine beträchtliche Erfahrung im internationalen Flugdienst haben. Aber Ihr Verlobter ist ein Mann mit großer Überzeugungskraft, Mary Ruth.«
Jurgy schwieg. Ich möchte behaupten, daß sie ebenso verblüfft war über Miß Duprez’ Offenheit wie ich. Wir hatten diese kleine Frau unterschätzt.
Sie fuhr fort: »Mister Barker, unser Flugleiter, wäre wahrscheinlich sehr unglücklich, wenn er mich so zu Ihnen sprechen hörte — immerhin ist es seine Aufgabe, Abschlüsse für die Fluggesellschaft zu tätigen. Meine Aufgabe ist grundlegend anders. Nun, ich habe zu Ihnen beiden großes Vertrauen, sonst hätte ich diese Regelung niemals durchgehen lassen. Dennoch möchte ich Ihnen von vornherein folgendes klarmachen: ungeachtet Ihrer Beziehungen zu irgendeinem der Passagiere haben Sie nicht von Ihren normalen Aufgaben abzuweichen. Ich erwarte von Ihnen einen Dienst und ein Benehmen, die den allerhöchsten Maßstäben genügen, anderenfalls erwartet Sie bei Ihrer Rückkehr eine Disziplinarstrafe. Sie werden sich widerspruchslos den Anordnungen der diensttuenden Senior-Stewardessen fügen. Es darf keine der Maßnahmen hinsichtlich Flugsicherheit und so weiter vernachlässigt werden. Ist das klar?«
Jurgy sagte: »Ja, Miß Duprez.«
»Sehr gut. Sobald ich weitere Einzelheiten erfahre, lasse ich es Sie wissen. Das ist alles.«
Ich hatte gedacht,
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