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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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etwas anderes ist, in Düsenmaschinen in dreißigtausend Fuß Höhe zu fliegen als in den üblichen Maschinen in achtzehntausend Fuß Höhe. Es war großartig für die Passagiere, aber für die Besatzung war es entschieden anstrengender. Die Düsenmaschinen flogen so schnell, daß man bei der Arbeit gewissermaßen mit dieser Geschwindigkeit Schritt halten mußte. Zum Beispiel dauerte der Flug Miami—New York nur zweieinhalb Stunden, und in dieser Zeit mußten vier Mädchen Mahlzeiten für hundertzwölf Passagiere zubereiten, sie mit Alkohol und anderen Getränken versorgen, Zeitschriften verteilen, Fragen beantworten, Babys beruhigen, Annäherungsversuche ab wehren und darauf achten, ob irgend jemand leuchtend blau wurde.
    Betty Schwartz hielt uns einen langen Vortrag über die medizinischen Gesichtspunkte des Fliegens in großen Höhen; und ehe sie zu ihrer Rede ansetzte, erwähnte sie, daß einige der Punkte, die sie durchnehmen werde, eigentlich in Doktor Duers Gebiet fielen, aber leider sei er in Südkalifornien wegen einiger Forschungsarbeiten. Und während sie das sagte, wandte sie mir für den Bruchteil einer Sekunde den Blick zu, und ich spürte, wie ich ziegelrot wurde und wie mir der kalte Schweiß ausbrach. Jeder Mensch, der nicht geradezu blind war, konnte sehen, daß ich noch immer diesem verdammten Menschen verfallen war; aber wohin soll es führen, wenn man einem Mann verfallen ist, mit dem man endgültig und unwiderruflich gebrochen hat?
    Ein paar Tage nach Beendigung des Kurses stiegen wir auf Düsenmaschinen um. Sie waren ein Traum. Die Arbeit war hart, wie man es uns prophezeit hatte, aber das machte uns nicht allzuviel aus; denn einerseits ging sie uns von Tag zu Tag leichter von der Hand, andererseits konnten Jurgy und ich zusammen fliegen. Die Düsenmaschinen, in denen wir flogen, waren in der Hauptsache Zwei-Kabinen-Maschinen; sie hatten eine vordere und eine Heckkabine, jede mit eigener Kombüse und eigenen Waschräumen und ihren eigenen beiden Stewardessen. >A< und >B< übernahmen die vordere Kabine, die gewöhnlich erster Klasse war, während >C< und >D< für die Heckkabine verantwortlich waren, die meistens Touristenklasse war. Jurgy und ich waren selbstverständlich die beiden Junior-Stewardessen >B< und >D<.
    Wir flogen die Strecke Miami—New York, und das fanden wir herrlich. In New York konnten wir in die Theater am Broadway gehen und in den großen Kaufhäusern einkaufen; in Miami hatten wir unser Appartement und die Sonne und das Meer und unsere Freunde. Ich nehme an, es war das erste richtige Heim für Jurgy, und sie war völlig aus dem Häuschen darüber, genau wie über den Corvette. Wenn sie nicht gerade unterwegs war und jede Geschwindigkeitsbegrenzung in Florida überschritt, war sie zu Hause und backte Kuchen und machte himmlische Speisen und briet ungeheure Braten; und manchmal war es ein Problem, genug Münder zu finden, die alles verzehrten, was sie kochte. In Miami Beach lungern nicht gerade halbverhungerte Menschen auf den Bürgersteigen herum, und man begegnete selten jemandem, dem man ein Roastbeef von sechs Pfund in die Hand drücken konnte mit den Worten: »Hier, Kumpel, vielleicht hilft das weiter.«
    Wenn wir zu den Wochenenden zu Hause waren, konnten wir uns auf Luke verlassen; er aß für zehn. Hin und wieder brachte er Freunde mit, riesige Männer, alle aus der Viehbranche; und, mein Gott, es war sehenswert — sie verschlangen alles, bis zu den Tischbeinen. Auch die Garrisons kamen ein paarmal zum Abendessen, und Peg Webley und ihr Verlobter — ein reizender Bursche, genau der Richtige für sie. Janet Pierce besuchte uns und Ann Shearer und Betty Schwartz, mit der ich mich sehr eng angefreundet hatte; und so weiter. Es machte mir Spaß, aber für Jurgy war es mehr als ein Spaß — es war ein Traum, der Wirklichkeit geworden war, und sie genoß ihn in vollen Zügen. Hie und da tauchten alte Bekannte auf. Bob Keeler, der junge hübsche Luftwaffenleutnant, mit dem ich damals das Jai-Alai-Spiel besucht hatte, war eines Morgens auf meinem Flug. Jurgy und ich tranken in Kennedy eine Tasse Kaffee mit ihm, und er erzählte uns, Elliott habe Donna ein paarmal in New York gesehen, aber dann hätte sie ihn sitzenlassen wegen eines anderen Mannes (oder Männer). Das letzte, was Bob von ihr gehört hatte, war, daß sie im Cherry Netherland wohne, mehr wüßte er auch nicht. Es klang ein wenig bitter. Als ich am Nachmittag im Cherry Netherland anrief, sagten sie, es wohne

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