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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Annette, und dann weckte sie Alma. Der Aufruhr, der daraufhin losbrach, weckte mich, denn Alma schrie mit voller Lautstärke, sie gehe nirgends hin mit Jurgy und Annette, sie gehe nur mit Carola, denn Carola sei ihre einzige Freundin, ihre Busenfreundin und so weiter. Es ging mir langsam auf die Nerven. Es blieb mir nichts anderes übrig, als aus dem Bett zu springen und sie zu trösten, und schließlich willigte sie unter Tränen ein, dieses einemal mit der ersten Gruppe zu gehen, und ich schwor, mit Miß Pierce zu sprechen und mit Miß Webley und, wenn’s sein mußte, mit dem Präsidenten der Magna International Airlines selber, um unsere Wiedervereinigung zu erwirken. An diesem Morgen gab es ein grauenvolles Durcheinander im Badezimmer, und Jurgy sagte zu mir: »He, Carol, das können wir nicht jeden Morgen durchmachen, wir müssen einen Plan aufstellen.« Ich sagte als unbeteiligter Beobachter: »Jurgy, ich stimme dir voll und ganz zu.« Irgend etwas war an diesem Mädchen, das mir Achtung abnötigte. Nicht Zuneigung, aber Achtung. Sie war kalt wie ein Fisch, aber sie war wach von der Sekunde an, da sie die Augen auftat, sie war flink, sie war tüchtig, sie wußte genau, was sie tat. Annette andererseits war am Morgen ein Schlafwandler. Wenn sie aus dem Bett fiel, hatte sie nicht die leiseste Vorstellung, wo sie sich befand, ob in Miami, Florida oder in Peking, China. Sie mußte an der Hand ins Badezimmer geführt werden, und nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, ertönte eine Reihe beängstigender klirrender Stöße und Aufschreie, als liefe sie in alle möglichen Einrichtungsgegenstände hinein. Sie brauchte wirklich einen Blindenhund für die ersten paar Stunden. Alma war noch schlimmer. Sie gehörte zu der Sorte, die man als verloren aufgibt, sobald sie im Badezimmer verschwindet. Sie war nicht herauszulocken, weder durch Drohungen noch durch süße Versprechungen, bis man es als hoffnungslos aufgab. Fünf Mädchen, die tadellos auszusehen haben, bevor sie ausgehen und sich der Welt zeigen dürfen, und ein einziges Badezimmer bedeuteten ein faszinierendes kleines Problem auf dem Gebiet dessen, was man die Wissenschaft des guten Zusammenlebens nennen könnte. Wenn man dann noch die Tatsache hinzufügt, daß alle Betten gemacht, alle Kleider weggeräumt und alles im Appartement blitzblank hinterlassen werden mußte, dann verwandelte sich das in ein Problem der Wissenschaft des Durcheinanders.
    »Wie sollen wir eigentlich bei alldem, was sich hier abspielt, zu einem Frühstück kommen?« fragte ich Jurgy.
    »Wir werden wohl im Schnellimbiß eine Tasse Kaffee ‘runterstürzen müssen.«
    »Und wo ist hier ein Schnellimbiß?«
    »Oder in einer kleinen Kaffeebar oder so was Ähnlichem. In allen Hotels gibt’s das. Aber ich glaube, wenn sich alles ein bißchen eingespielt hat, können wir uns ein paar Vorräte anschaffen und uns hier ein Frühstück machen.«
    »Uns hier Frühstück machen, in diesem Wirrwarr?«
    »Warum nicht?« Es klang, als wäre sie sich ihrer selbst vollkommen sicher. »Mir macht Kochen nichts aus. Ich hab’ ausreichend Erfahrung als Schnellköchin.«
    »Okay«, sagte ich. »Abgemacht. Du machst das Frühstück. Ich mache das Abendbrot. Auch mir macht Kochen nichts aus. Wir wollen uns heute abend zusammensetzen und einen Küchenzettel auf stellen.«
    Und wahrhaftig, ihre Miene erhellte sich. Sie lächelte sogar. Es steckte also doch eine menschliche Seele unter dieser kalten, ausdruckslosen Maske.
    Der Lärm der anderen, die sich auf den Weg machten, störte Donna nicht im geringsten. Sie schlief sanft unter dem offenen Fenster. Schließlich rüttelte ich sie an der Schulter, und sogleich schlug sie die Augen auf und sagte in allernatürlichstem Ton: »Hi, Carol.« Sie brauchte genau eine halbe Sekunde, um vollständig aufzuwachen — ich faßte es nicht. Ich bin nicht so schlimm wie Annette, aber auch ich neige dazu, erstmal eine Weile umherzutappen.
    Sie langte unter das Kopfkissen nach Zigaretten und Feuerzeug, und kaum brannte ihre Zigarette, da warf sie die Bettdecke zurück, setzte sich auf und schaute aus dem Fenster. Sie war die einzige unter uns, die nackt schlief. Ich fand gar nichts dabei, während Alma am Abend irgend etwas darüber in den Bart gemurmelt hatte.
    Dabei hatte Donna einen geradezu neutralen Körper. Ich meine, sie war ohne Frage ein Mädchen, aber nichts war in besonderem Maße ausgeprägt. Sie hatte kleine Brüste und lange, schlanke Hüften und so

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