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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Hörer auf und sagte: »Carol Thompson, gehen Sie ‘rein.« Sie deutete auf die Tür. »Dort.«
    Donna gab mir einen kleinen Schubs. Alma schaute ich gar nicht erst an. Ich ging durch die Tür und erblickte Mr. Garrison hinter einem großen Schreibtisch in einem großen Raum. Außer ihm waren noch zwei im Zimmer: Mrs. Montgomery, die ich in New York, als ich mich vorstellte, gesehen hatte, und der Mann, der am Abend zuvor mit Mr. Garrison zusammengesessen hatte, der Mann mit der Hornbrille. Donna hatte gesagt, er sei bestimmt vom FBI.
    Mrs. Montgomery sagte ruhig: »Guten Morgen, Miß Thompson.«
    »Guten Morgen, Mrs. Montgomery.«
    Mr. Garrison hielt mir ein Blatt hin. »Miß Thompson.« Das hieß so viel wie, nun nimm schon.
    Ich nahm es.
    Er sagte: »Das ist ein Gutschein für einen Rückflug nach New York. Gehen Sie damit zu unserem Counter im Flughafen. Sobald ein Platz frei ist, können Sie fliegen.«
    Ich schaute das Papier an. Ich starrte wie gebannt darauf, wohl einige Sekunden lang. Ich konnte nicht ein Wort lesen, mir schwamm alles vor den Augen, aber es mußte wohl dort stehen, so, wie er es gesagt hatte, schwarz auf weiß. Nachdem ich es genügend lange angesehen hatte, reichte ich es ihm zurück; er war jedoch nicht gewillt, es zu nehmen, und so flatterte es auf den Schreibtisch.
    Ich sagte: »Wenn Sie nichts dagegen haben, Mister Garrison, möchte ich lieber keinen Gebrauch davon machen.«
    Er fuhr mich an. »Warum nicht?«
    »Ich ziehe es vor, meinen Rückflug nach New York selber zu bezahlen.«
    Er sagte: »Aber nicht doch, nicht doch.«
    Ich sagte: »Außerdem fliege ich lieber mit der Pan American oder der National oder der Eastern. Nicht mit der Magna International Airlines, in diesem Fall. Adieu, Mrs. Montgomery, ich habe mich gefreut, Sie kennengelernt zu haben.« Und da ich fand, ich müsse auch höflich sein zu dem Mann mit der Hornbrille, wenn er mir auch nicht vorgestellt worden war, sagte ich zu ihm: »Adieu, Sir«, und er schaute mich so sonderbar an, daß mir ein jäher Schauer über die Haut lief, als hätte ich eine elektrische Leitung berührt.
    Ich war schon auf dem Weg zur Tür, da rief Mr. Garrison: »Miß Thompson!«
    Ich blieb stehen. Ich drehte mich nicht um, und ich blickte ihn nicht an.
    »Miß Thompson«, sagte er, »wollen Sie nicht Stellung nehmen zu Ihrer Entlastung? Oder zu Ihrem Benehmen gestern abend?«
    Ich wandte mich langsam um. »Mister Garrison, ich soll Stellung dazu nehmen, jetzt?«
    »Ja. Wenn Sie irgend etwas zu sagen haben.«
    Junge, und ob ich etwas zu sagen hatte. Ich sagte: »Sie haben mich entlassen. Sie verlangen von mir, Miami mit der ersten besten Maschine zu verlassen. Und ich soll Stellung dazu nehmen? Jetzt?«
    Er sagte: »Sie und zwei andere aus Ihrem Appartement haben gestern abend Ihre Zimmer verlassen und sind hinuntergegangen in das Hauptrestaurant des Hotels Charleroi, in einem Aufzug, den ich nur als herausfordernd bezeichnen kann, Sie haben sich Alkohol zum Essen bestellt und dann einen Mann an Ihren Tisch gebeten, der im Ruf steht, ein billiger Spieler zu sein. Sie keimen unsere Regeln, Miß Pierce hat sie Ihnen Punkt für Punkt vorgelesen. Sie wissen, was wir von unseren Stewardessen und Stewardeß-Anwärterinnen in erster Linie erwarten; daß sie sich wie Damen benehmen. Ihr Betragen war ausgesprochen schamlos, und es kann nur eine Strafe dafür geben: sofortige Entlassung.«
    Ich weiß nicht, warum, aber immer, wenn ich ungerecht behandelt werde, schäume ich und nicht nur vor Wut, sondern auch in Worten. Worte ballen sich in mir zusammen wie Gewitterwolken, Worte, Worte, Worte, und ich entlade mich in einer Beredsamkeit, die mir für gewöhnlich nicht eigen ist. Es ist verblüffend.
    Ich legte also los: »Mister Garrison. Mir scheint, Sie und ich leben nicht in ein und demselben Lande. Wir müssen in vollkommen verschiedenen Ländern leben. Sie haben mich soeben bestraft, weil ich gewisse Regeln übertreten hätte. Dann, nachdem Sie die Strafe verhängt haben, verlangen Sie von mir, dazu Stellung zu nehmen. Ich finde das außerordentlich. Sehen Sie, in dem Lande, in dem ich lebe —«
    »Miß Thompson«, unterbrach er mich.
    »Würden Sie mich bitte ausreden lassen, Sir?«
    »Werden Sie nicht ausfallend!«
    Er hatte mich herausgefordert, und, bei Gott, er sollte es zu hören bekommen. Nichts auf der Welt, und er schon gar nicht, sollte mich davon zurückhalten. »In dem Land, in dem ich lebe«, wiederholte ich, »gilt als A und O allen

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