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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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und nervös und schrecklich empfindsam. Erst wenn er sprach, merkte man, daß er einen ganz anderen Beruf hatte. Aber andererseits, wenn man diesen Beruf kannte, spürte man, daß er seine ureigene Ausstrahlung hatte.
    »Nun«, sagte er, »Miß Thompson. Hallo.«
    Ich sagte: »Mr. Brangwyn, Sie hätten sie uns wirklich nicht schicken sollen, diese bezaubernden Orchideen.«
    »Warum nicht? Es ist gar nichts.«
    Ich stellte ihn Alma und Donna vor.
    Donna sagte: »Mr. Brangwyn, dies sind die entzückendsten aller Miniatur-Orchideen — nie in meinem Leben habe ich so etwas gesehen. Sie sind hinreißend.«
    »Tja«, sagte er und trat von einem Fuß auf den anderen. »Sie wachsen hier in Florida.«
    Alma hielt sich das Sträußchen an den Busen, es biß sich scheußlich mit ihrer roten Rose. Sie sagte nichts. Sie seufzte nur und schmachtete Mr. Brangwyn an.
    »Mr. Brangwyn, wollen Sie sich nicht zu uns setzen?« sagte Donna. Er schaute mich an, als erbäte er meine Erlaubnis.
    Ich sagte: »Oh, tun Sie das. Bitte.«
    Er setzte sich zwischen Alma und Donna, so daß er mir gegenübersaß. Er sagte: »Nun, wie geht’s sonst so? Behandelt Maxwell Courtenay Sie gut?«
    Donna sagte: »Mr. Courtenay war wie ein Engel zu uns. Er ist so großzügig.«
    »Tja. Maxwell ist gar kein so übler Bursche, wenn er sich ‘n bißchen anstrengt — He! Wo hab’ ich nur meine Gedanken. Wir wollen was zu trinken bestellen. Was möchten Sie gern haben?«
    Ehe Donna noch den Mund aufmachen konnte, sagte ich: »Mr. Brangwyn, das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, aber wir trinken nichts.«
    Das verblüffte ihn anscheinend. »Nichts?«
    »Wirklich«, sagte ich. »Wirklich nichts.«
    »Oh, kommen Sie schon. Wie war’s mit ‘nem Cognac?«
    »Oh, Junge«, rief Donna. »Ich hätte liebend gern einen Cognac.«
    Alma stöhnte: »Ah! Cognac!«
    »Auf keinen Fall«, sagte ich. Und ich verstand mich selber nicht ganz: Wie kam ich eigentlich zu dieser Rolle?
    »Ein Cognac kann Ihnen doch nichts schaden«, beschwichtigte Mr. Brangwyn mich. »Ich werd’ einen Kellner rufen —«
    »Sehen Sie, Mr. Brangwyn«, fing ich wieder an. »Es ist eine Regel, das ist alles. Wir haben keine Erlaubnis, in der Öffentlichkeit zu trinken. Punkt.«
    Donna sagte: »Wir haben nicht einmal die Erlaubnis, im geheimen zu trinken. Punkt.«
    Mr. Brangwyn sagte mit echter Empörung: »Was soll das eigentlich? Sie sind doch in Amerika, wie? Sie haben genau den gleichen Ärger schon im Flugzeug gehabt, als wir herkamen, Miß Thompson. Hören Sie mal, wenn die Magna International Airlines so mit ihren Mädchen umspringt, dann fliege ich nicht mehr mit denen. Es gibt genug andere Fluggesellschaften. Heiliger Bimbam — Sie sind doch über achtzehn, wie?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Fein. Wie wär’s also mit einem Gläschen?«
    Wir diskutierten diese brennende Frage noch eine Zeitlang, und es kam natürlich nichts dabei heraus; aber etwas anderes Interessantes zeigte sich dabei. Da war Donna, schlechthin atemberaubend, und da war Alma, einfach hinreißend, und da war ich, ein Mauerblümchen gegen die beiden. Und dennoch blieb Mr. Brangwyn dieser Freundschaft treu, die wir geschlossen hatten, als wir im Flugzeug nebeneinander gesessen hatten. Ich konnte es fühlen. Er wandte die Augen mir zu, mit einem verwirrten Ausdruck; er wandte die Augen von mir ab, mit einem verwirrten Ausdruck, und ich merkte, ich hatte einen festen Platz in seinem Herzen erobert. Es war schmeichelhaft. Da wir mit den beiden anderen an einem Tisch saßen, war es natürlich schwierig für ihn, sich mir verständlich zu machen. Schließlich sagte er: »Nun, wenn Sie nichts trinken dürfen, dann ist wohl nichts zu machen... Eh, Miß Thompson?«
    »Ja.«
    Er konnte mir nicht richtig in die Augen schauen. »Haben Sie diese Terrasse gesehen, wo getanzt wird? Gleich hier draußen? Ist ganz hübsch da.«
    »Ich hab’ sie schon bewundert.«
    Er räusperte sich. »Hätten Sie Lust, eine Runde zu tanzen?«
    O Gott! Wie verzwickt das alles war! Ich versuchte, mir die Regeln von eins bis tausend ins Gedächtnis zu rufen — war darin irgend etwas enthalten über das Tanzen unter Lampionen, war es den Häftlingen gestattet, eine Runde auf der Terrasse zu tanzen?
    »Geh schon, Carol«, lachte Donna. Sie wußte wohl, warum ich zögerte. »Die Kapelle spielt traumhaft.«
    Und das stimmte. Sie spielte südamerikanische Musik, sehr sanft, und ich hatte schon die ganze Zeit während des Essens hingehört. Ich sagte: »Ja, sehr

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