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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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bemüht hatte, so oft sie die Worte leise wiederholt hatte, stets hatte sie nur einen weit entfernten Widerhall gefunden. Sie wusste, die Antworten, die sie suchte, waren in ihr, aber sie konnte sie nicht erreichen. Teile ihres Gedächtnisses waren in einen undurchdringlichen Nebel gehüllt. Gerne hätte sie noch weitere Versuche unternommen, doch Yerina bestand darauf, dass sie genug getan hätte, und sie sich ausruhe solle. 
     
    Yerina hatte die Arbeit der Gelehrten interessiert beobachtet. Offensichtlich hatte Mawen gute Arbeit geleistet, seine Umsetzungen der Zeichen in Klänge waren sämtlich korrekt gewesen. Wenn er doch nur auch in der Lage wäre, den Sinn der Worte zu entschlüsseln. Der Morgen war nicht mehr fern, als die Untersuchungen abgeschlossen waren. Nachdem Yerina die erschöpfte Zada entlassen hatte, bat sie Mawen und Ruwen zu einem Gespräch, um das weitere Vorgehen mit ihnen zu erörtern.
     
    Jahr 3619 Mond 4 Tag 10
    Aaran
    Nachdenklich betrachtete Tharet seine Tochter, die auf dem Tempelboden saß und meditierte. Nachdem es ihr in der vorangegangenen Nacht nicht gelungen war, die Bedeutung der fremden Worte zu ergründen, hatte sie ihn aufgesucht, um ihn von ihrem Versagen zu unterrichten. Er hatte sich alle Mühe gegeben, ihre Selbstvorwürfe zu zerstreuen. Seine Versicherungen, dass niemand mehr von ihr erwartet hatte, als dass sie es versuchte, hatten jedoch wenig bewirkt. Er konnte sie ja verstehen. Die Angelegenheit war untrennbar mit ihrer Vergangenheit und ihrer Herkunft verknüpft und es verlangte sie danach, das Geheimnis darum zu lüften. Es hatte ihn geschmerzt, sie so niedergeschlagen zu sehen. Als er ihr daraufhin von der Meditationstechnik, die er ihr beizubringen gedachte, berichtet hatte, war jedoch Hoffnung in ihren Blick getreten. Sie hatte ihn gedrängt, sofort damit zu beginnen. Es war ihm schwergefallen, ihre Erwartungen zu dämpfen. Auch diese Technik, so nützlich sie auch sein konnte, garantierte keinen Erfolg. Es wäre lediglich ein Versuch. Davon hatte sich Zada jedoch nicht entmutigen lassen und ihm weiter zugesetzt, sodass er schließlich eingewilligt hatte, noch am selben Abend zu beginnen. Gerne hätte er es gesehen, wenn seine Tochter sich nach der letzten Nacht noch etwas ausgeruht hätte, aber er konnte ihr Drängen verstehen.
     
    Der Tempel war ihr die geeignete Umgebung für ihre Bemühungen erschienen. Sie hatten auch Mawen und Ruwen hinzu gebeten, damit diese etwaige Fortschritte sogleich notieren konnten. Die beiden saßen etwas abseits und beobachtet, die Schreibgeräte jedoch stets griffbereit. Der Morgen nahte und sie hatten zu ihrem Verdruss noch nichts erreicht. Zwar war es ihr leicht gefallen, die Technik des meditativen Erinnerns nach Anleitung ihres Vaters zu erlernen, doch so sehr sie sich bemühte, es gelangten nur Erinnerungen an die Oberfläche, die nach ihrem sechsten Geburtstag lagen. Sie war nahe daran aufzugeben, sie war müde und ausgelaugt. Die Gedanken unterbrachen ihre Konzentration und sie erhob sich, um ihre steifen Glieder zu strecken. Dabei streiften ihre Blicke den Heiligen Würfel. Warum fiel ihr das erst jetzt ein. Sie trat dicht an den schwarzen Steinwürfel heran und versenkte sich erneut in die Meditation. Dann ließ sie ihre Hand über die von Zeichen durchzogene Oberfläche wandern. Sie spürte, wie die Worte aus ihr herausströmten, doch diesmal ergaben sie einen Sinn. Ihre Hand stellte die Wanderung über den Stein ein, berührte ihn nur noch leicht, und ohne dass sie es verhindern konnte, bahnte sich eine Melodie den Weg in ihren Kopf und von dort über ihre Lippen. Sie sang alle auf dem Heiligen Würfel verzeichneten Zeilen und sie verstand. Vor ihrem inneren Auge stieg das Bild einer Frau auf, die ein etwa vierjähriges Kind auf dem Schoß hielt. Zada war, als blicke sie in einen Spiegel. Die Frau hatte das gleiche braune Haar, die gleichen brauen Augen und eine ebenso zierliche Statur wie sie selbst. Sie hätte ihr Zwilling sein können. 'Meine Mutter!' schoss es ihr durch den Kopf, während sie noch immer das Lied sang, welches in ihrem Herzen ein Gefühl von Heimat zum Klingen brachte. Nach und nach zogen weitere Bilder an ihr vorbei. Ein lachender Mann, in dem sie ihren Vater zu erkennen glaubte, ein kleines Haus an einer stürmischen Küste, ein kleiner weißer Vogel, der durch Seegras hüpfte. 
     
    Voller Staunen lauschte Mawen der Priesterin, deren Stimme den ganzen Tempel füllte. Er erkannte, dass die Worte

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