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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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ging er aufgrund einer göttlichen Offenbarung auf eine gefährliche Mission und ließ sein geregeltes Leben hinter sich, andererseits aber brachte er nicht genug Vertrauen in die Götter auf, um von ihnen Hilfe zu erwarten.Die Sonne hatte gerade ihren mittäglichen Höchststand erreicht, als seine Gedanken jäh unterbrochen wurden. Darija hatte seine Hand ergriffen und zog ihn auf die Füße. Auch Zada hatte sie so aus ihren Gedanken gerissen. Gemeinsam traten sie zum Würfel und wie auf ein geheimes Zeichen hin legten sie ihre Hände übereinander und Darija, deren Hand zuunterst lag, berührte den Würfel.
     
    Das helle Licht blendete sie und sie schloss die Augen. Ihre Hand jedoch ließ sie fest auf den Würfel gedrückt. Dann spürte sie es: Ein leichtes Vibrieren durchlief den Würfel und die einstmals raue, aber gleichmäßige Oberflächenstruktur veränderte sich. Linien entstanden, erhabene Flächen und Vertiefungen. Was immer es war, Schrift war es keine, soviel stand fest. 
    Erst als die Vibrationen verklungen waren, wagte Darija, die Augen zu öffnen. Was sie sah, erstaunte sie und versetzte sie in Erregung. Auf der Fläche, auf die sie ihre Hand gelegt hatte, war eine Landkarte entstanden, mit Bergen, Flüssen, Tälern und Küsten. Durch die Reliefstruktur sah es so unglaublich lebendig aus. Auf den ersten Blick war ihr klar, dass die nicht das Abbild Cytrias war. Die gezeigte Insel war eher länglich und auch die Lage der Berge war nicht so, wie sie es von Karten Cytrias kannte. Bevor sie jedoch begann, sich genauer damit zu beschäftigen, blickte sie sich nach Mawen und Zada um. Die Hände der beiden lagen noch immer auf der ihren und auch ihre Blicke waren gebannt auf die Zeichnung vor ihnen gerichtet. Zada brach das Schweigen mit nur einem Wort, das mehr ein Flüstern war, halb Frage und halb Gewissheit: „Helwa.“
     
    Zuerst hatte sie geglaubt, sie spüre ein Zittern von Darijas Hand, doch schnell hatte sie gemerkt, dass die Bewegung von dem schwarzen Würfel ausgingen. Da sie die gleißende Helligkeit trotz ihrer geschlossenen Augenlider hatte erahnen können, hatte Zada jedoch nicht gewagt, die Augen zu öffnen. Mit dem Zittern erstarb auch die Helligkeit und blinzelnd öffnete sie die Augen. Was sie sah, raubte ihr zunächst den Atem. Als sie sich gefangen hatte, entwich ihr unwillkürlich der Name ihrer Heimat. Sie wollte noch so viel mehr sagen, doch ihr fehlte die Kraft. Sie musste sich setzen.
     
    Hätte er sie nicht aufgefangen, sie wäre sicher gefallen. Behutsam half Mawen Zada, sich niederzusetzen. Die Karte, die auf dem Würfel erschienen war, hatte auch ihn in Erstaunen versetzt, Zada jedoch schien überwältigt. Wahrscheinlich schossen ihr gerade tausende Bilder und Erinnerungsfetzen durch den Kopf. So gern er sie danach fragen wollte, so wusste er doch, dass sie Zeit brauchen würde, um sie zu sammeln. Als er sie sicher sitzend wusste, widmete er sich daher wieder dem Würfel. Er umrundete ihn, um einen Blick auf die anderen Seiten zu werfen. Anders als beim Heiligen Würfel im Tempel von Aaran, waren hier vier der Flächen unverändert geblieben. Neben der Fläche, die Darija berührt hatte, wies nur eine weitere Fläche eine sichtbare Veränderung auf: jene, die an die obere Kante der Fläche mit der Karte Helwas grenzte. Auf ihr war deutlich eine kartografische Abbildung Cytrias zu sehen und dies in einer Präzession, die Mawen noch bei keiner anderen Karte gesehen hatte. Er wies Darija, die versunken auf das Abbild Helwas starrte, auf seine Entdeckung hin und, während Zada sich im Gras ausgestreckt erholte, verbrachten sie den Nachmittag damit, die beiden Karten genauer zu studieren. Auch wenn die Karte Helwas die für sie interessantere war, blieb auch die Cytrias nicht unbeachtet. Von ihr wollte Mawen ebenfalls eine Kopie anfertigten, da er von der Genauigkeit der Darstellung beeindruckend war. Während er bereits mit der Anfertigung der Kopien beschäftigt war, untersuchte Darija noch die Details der Darstellungen. Gelegentlich wies sie ihn auf Besonderheiten hin. 
     
    Darija war fasziniert von den Abbildungen. Ein solcher Reichtum an Feinheiten und dazu die reliefartige Struktur. Nie war eine solche Karte von Menschenhand erschaffen worden, das vermochten wahrlich nur die Götter. Allerdings wäre es vielleicht möglich, etwas Ähnliches zu schaffen, indem man Karten aus Ton formte, dann könnte man ebenfalls Vertiefungen und Höhenzüge einfügen. Jedoch erforderte

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