Töchter der Sechs (German Edition)
hinzufügte: „Allerdings müssten wir eine genaue Kopie machen und die Entfernungen ausmessen und mit bekannten Schifffahrtsstrecken vergleichen.“
Zada schaltete sich in das Gespräch ein: „Was meint Ihr, wie lange Ihr für eine Kopie der gesamten Karte und eine Berechnung der Entfernung braucht?“
„Sofern mir Darija hilft, werden wir maximal sechs Tage brauchen für exakte Kopien. Ihr könntet in der Zeit versuchen, eine Bestätigung für unsere Vermutung bezüglich der korrekten Entfernungsdarstellung von den Göttern zu erhalten.“
Sie hatte befürchtet, dass Mawen dies von ihr erwartete. Da sie Priesterin war, glaubten stets alle, sie habe eine besondere Verbindung zu den Göttern und könne nach Belieben mit ihren kommunizieren. Doch so einfach war das nicht. Nur weil sie ihr Leben den Göttern gewidmet hatte, erhörten sie ihre Gebete auch nicht öfter als die gewöhnlicher Menschen. Dennoch würde sie ihr Bestes geben, um die Erwartungen der anderen beiden zu erfüllen. Bei der Kopie der Karten konnte sie ohnehin nur wenig helfen. Weder konnte sie besonders gut zeichnen, noch kannte sie sich mit Karten und Geografie im Allgemeinen aus. Nur bei den helwarischen Ortsnamen würde sie eventuell helfen können, doch dies war nur ein kleiner Teil der Arbeit. Daher antworte sie Mawen: „Gut, so lange können wir auf jeden Fall bleiben. Selbst wenn wir bis Ende des Mondes bleiben, können wir ohne Probleme vor Ablauf des siebten Mondes wieder in Jal sein. Während ihr die Kopien anfertigt, werde ich zu den Göttern beten und sie um ein Zeichen bitten.“
Über ihre Diskussionen war es Abend geworden und sie beschlossen, zu essen und sich zur Ruhe zu begeben. Die Ereignisse des Tages hatten sie alle erschöpft, und obgleich es noch einige Zeit hell sein würde, fehlte ihnen die Kraft, mit dem Kopieren fortzufahren.
Jahr 3619 Mond 6 Tag 26
Uralt-Wald
Durch Darijas Unterstützung war er schneller vorangekommen, als vermutet. Am Mittag hatte er die letzten Striche an den Karten getan. Nun betrachtete er gemeinsam mit den beiden Frauen die drei Blätter Pergament. Sie hatten je eine Kopie der Karten Cytrias und Helwas angefertigt und zusätzliche eine, die beide Länder und das dazwischenliegende Meer zeigte. Anhand letzterer hatten sie eine genauere Bestimmung der Entfernung vorgenommen. Seine anfängliche Schätzung hatte sich als korrekt erwiesen. Der Entfernung nach würde die Überfahrt knapp zwei Monde dauern. Der Welten-Nebel lag auf ungefähr auf halber Strecke. Daher hatten sie beschlossen, Mitte des achten Mondes in Jal aufzubrechen. Sie wollten lieber etwas zu früh dran sein als den richtigen Zeitpunkt aufgrund von Flaute oder anderer unvorhersehbarer Ereignisse zu verpassen.
Am nächsten Tag würden sie nach Jal aufbrechen. Da sein Fuß wieder vollständig genesen war, würden sie diesmal schneller vorankommen und voraussichtlich Mitte des siebten Mondes wieder in Jal sein. Sie hätten dann noch einen Mond, um ihre Abreise nach Helwa vorzubereiten.
Obgleich sie fast ununterbrochen gebetet und meditiert hatte, waren die Götter still geblieben. Um die anderen und auch sich selbst zu beruhigen, hatte sie dies jedoch als gutes Zeichen gewertet. Wenn sie auf dem falschen Weg gewesen wären, hätten die Götter sicher eingegriffen.
Fast bedauerte sie, dass die Karten nun fertiggestellt waren. Die Arbeit daran hatte ihr viel Freude bereitet. Außerdem hatte sie ihr Gelegenheit gegeben, viel Zeit mit Mawen zu verbringen. Meist waren sie während der Arbeit zu zweit gewesen, da Zada sich häufig zum Beten zurückzog. Ohne Zadas Gegenwart war es ihr viel leichter gefallen, eine Bindung zu Mawen aufzubauen. Sie fühlte sich nicht mehr ausgeschlossen und auch ihr Neid auf Zada war verschwunden. Mawen hatte sich Darija gegenüber ebenso freundlich und aufgeschlossen gezeigt wie Zada gegenüber, sie hatten gescherzt und gelacht, aber auch ernsthafte Gespräche geführt. Mawens Nähe hatte ihr gut getan, sie war glücklich und positiv gestimmt. Jetzt hoffte sie, dass die Vertrautheit auch auf der Reise erhalten blieb.
Jahr 3619 Mond 7 Tag 13
Jal
Der Rückweg war frei von Überraschungen gewesen und nach nur vierzehn Tagen hatten sie Syyn erreicht. Noch zwei weitere Tage auf dem Meer und dann legten sie am Nachmittag mit dem kleinen Schiff wohlbehalten im Hafen von Jal an. Die Wiedersehensfreude bei Darijas Eltern und Geschwistern war riesig und das kleine Haus war mit
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