Toechter Der Suende
nächsten Tiberbrücke einschlugen. Falko hätte gerne gewusst, wer die Männer waren, denn er hatte weder sie noch die Wappen, die ihre Wämser schmückten, jemals gesehen.
Er wandte sich ab und strebte dem Teil der Pilgerherberge zu, in dem die Mitglieder seiner Reisegruppe Quartier bezogen hatten. Dort sah er sich ausgerechnet Margarete gegenüber. »Der verlorene Sohn kehrt zurück?«, fragte sie spöttisch.
Am liebsten hätte Falko auf den Fersen kehrtgemacht. Da es ihm jedoch wichtig erschien, Giso von seiner Begegnung in der Kapelle zu berichten, rang er sich ein Lächeln ab. »Dann lauft schon mal los, um mir zu Ehren ein Kalb zu schlachten!«
»Wie käme ich dazu? Ich bin weder Eure Schwester noch Eure Mutter«, fauchte Margarete ihn an.
»Gott sei Dank!«, entfuhr es Falko, er ließ das Mädchen stehen und machte sich auf die Suche nach Giso.
Der Priester saß mit Hilbrecht und Oskar von Frammenberg zusammen und diskutierte. Als er Falko entdeckte, verstummte er, und seine Miene wurde abweisend. »Was führt Euch hierher, Herr Ritter?«
Falko hatte sich einen freundlicheren Empfang erhofft und schluckte. »Pater Luciano schickt mich. Ich soll dir diese Botschaft überbringen!« Bei diesen Worten zog er einen kleinen Umschlag aus der Tasche und reichte ihn Giso, der ihn misstrauisch von allen Seiten beäugte. Dann erst erbrach er das Siegel und las. »Pater Luciano erklärt, dass du treu zu König Friedrich stehst, und bittet mich, dir zu verzeihen.«
Hatte Giso seinen Freund eben noch wie einen hohen Herrn angesprochen, um Distanz zu zeigen, wechselte er nun wieder in das persönliche Du.
»Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben«, erklärte Falko zerknirscht.
»Nicht der Rede wert! Setz dich, lass dir von Hilbrecht einen Becher Wein einschenken, und dann sag, was du in Trastevere beobachtet hast. Wird Pater Luciano noch immer bedroht?«
Falko schüttelte den Kopf. »Derzeit nicht. Aber ich sehe immer wieder Männer vor der Kirche und vor der Taverne herumlungern. Sie tragen lange Dolche in den Gürteln und gehören zu jenem Gesindel, dem ich ungern allein im Dunkeln begegnen möchte.«
»Das kann ich mir vorstellen. Ich möchte es auch nicht.« Giso lachte kurz auf, wurde dann aber ernst. »Die letzte Nachricht, die ich bekommen habe, lautet, dass der König sich im Dezember auf den Weg machen will.«
»Mitten im Winter?«, fragte Falko verwundert.
»Von der Neustadt bei Wien, von der aus der König aufbrechen will, muss er nicht die hohen Pässe überqueren wie wir auf unserer Reise. Er wird über Venedig, Ferrara, Bologna und Florenz nach Rom ziehen. Sein Gefolge ist nicht besonders groß, daher wird es keine Probleme mit der Unterbringung und Verköstigung geben.« Giso zählte Falko die hochrangigsten Begleiter auf, unter denen sich auch Ladislaus, der Sohn König Albrechts II. und Enkel Kaiser Sigismunds, befand.
»Du hast gewiss schon von dem Jungen gehört. Er ist der Erbe von Ungarn, Böhmen und Niederösterreich und überdies König Friedrichs Mündel. Dessen Feinde verlangen von ihm, ihnen den Knaben zu überlassen, damit sie sich des Erben zweier Kronen für ihre Zwecke bedienen können.«
»Aha! Das ist wohl der Grund!«, entfuhr es Falko.
»Was sagst du?«, fragte Giso, der sich in seinem Vortrag gestört fühlte.
»Ich habe vorhin in der Kirche zwei Herren belauscht, die von Ladislaus gesprochen haben. Sie meinten, die Kaiserkrone stünde nur diesem zu.«
Als Falko jetzt in Gisos Gesicht sah, spürte er, dass die letzten Schatten zwischen ihnen gewichen waren. Sein Freund kniff die Lippen zusammen und notierte sich etwas. »Kannst du mehr über diese beiden Männer sagen?«
Falko beschrieb ihm Aussehen und Kleidung sowie deren Wappen. »Sie sprachen einen mir unbekannten Dialekt, der ähnelte dem jenes bayrischen Ritters, welcher vor zwei Jahren auf Kibitzstein Rast gemacht hat.«
»Die Männer stammen gewiss aus Niederösterreich oder Böhmen. Den Herren dort passt es nicht, König Friedrich gehorchen zu müssen. Deshalb revoltieren sie immer wieder gegen ihn und behaupten, nur Ladislaus als ihr Oberhaupt anerkennen zu wollen. Dabei geht es ihnen um ihre eigene Macht.« Giso ballte kurz die Faust und sah Falko besorgt an.
»Mit Sicherheit haben diese Männer etwas vor, was gegen die Interessen des Königs gerichtet ist. Wir müssen die, die du beobachtet hast, ausfindig machen und überwachen. Daher schlage ich vor, du kehrst unverzüglich nach Trastevere zurück
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