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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Wir sollten ihn nicht noch mit dieser Sache belasten.«
    Mit einem verkrampft wirkenden Lächeln klopfte Falko seinem Freund auf die Schulter und erklärte, dass er jetzt wieder zu Ladislaus zurückkehren müsse. »Nicht, dass Kaspar Wendel ihn zu einem Spaziergang überredet, von dem er nicht wiederkehrt.«
    Hilbrecht wollte ihn noch fragen, wie ein Spaziergang am Tag mit seiner Theorie zusammenpasse, der Knabe würde in der Nacht entführt, sah ihm aber nur stumm nach und ging zum Campo Santo Teutonico, um mit Ritter Oskar zu sprechen. Auch wenn er Falko voll und ganz vertraute, wollte er auch die Meinung dieses erfahrenen Mannes hören.

19.
    N och nie hatte Francesca die Abendstunde mehr herbeigesehnt als an diesem Tag. Nachdem ihr Vater ihr erklärt hatte, sie werde am nächsten Tag in aller Stille mit Cirio d’Specchi getraut, wollte sie die Nacht nicht mehr unter dem Dach dieses Hauses verbringen. Durch geschicktes Fragen hatte sie von ihrem Vater erfahren, dass Falko sich noch in Rom befand und eine Rolle beim Besuch des Kaisers gespielt hatte. Nun klammerte sie sich an die Hoffnung, er werde sie vor ihrem verhassten Verlobten beschützen.
    Als sich vom Osten her die ersten Schatten der Dämmerung über die Stadt senkten, nahm Francesca eines ihrer alten Schultertücher und presste es sich gegen die Brust. Wohl war ihr nicht dabei zumute, ihr Elternhaus heimlich und zu später Stunde zu verlassen, doch es musste sein. Sie horchte, ob sich jemand im Flur aufhielt, und trat, als sie nichts hörte, aus ihrem Zimmer. So rasch, wie es ihr mit ihrer Leibesfülle möglich war, stieg sie die Treppen hinab und verließ den Wohnturm durch die Rückpforte. Dort schlang sie ihr Schultertuch um sich, trat auf das Tor zu und öffnete es wie eine Magd, die es nicht wagte, den Torwächter zu behelligen.
    Zu ihrer Erleichterung war es bereits zu dunkel, als dass dieser sie erkennen konnte. »Wenn du zurückkommst, musst du klopfen, denn ich lege jetzt den Riegel vor«, rief er ihr noch nach und wollte das Tor verschließen.
    Da tauchte eine weitere Gestalt auf. »Halt, ich will auch noch nach draußen!«
    »Ist was im Haus geschehen, weil ihr Weiber alle losrennt?«, fragte der Mann verwundert, öffnete aber noch einmal und ließ Annunzia hinaus.
    Diese eilte so vorsichtig hinter der jungen Herrin her, dass sie nicht von ihr bemerkt wurde. Francescas Ausflug würde gewiss nicht Signore Cirios Zustimmung finden, davon war sie überzeugt, und sie bezweifelte auch, dass Conte Orsini gutheißen würde, was auch immer seine Tochter planen mochte.
    Unterdessen hastete Francesca in Richtung Tiber und überquerte den Fluss, ohne behelligt zu werden. Sie atmete auf, als sie an das Tor des Campo Santo Teutonico trat und den dortigen Wächter aufforderte, sie einzulassen.
    »Huren dürfen hier nicht herein!«, antwortete dieser ungerührt.
    Da schlug Francesca ihr Schultertuch zurück und zeigte auf ihren Bauch. »Glaubst du etwa, ich wäre eine Hure? Ich muss mit einem deutschen Ritter sprechen.«
    Die vornehme Sprache, derer sie sich bediente, verwirrte den Mann, und er öffnete mit einem Brummen die Pforte. »Wenn du hier unerwünscht bist und Schläge bekommst, ist es nicht meine Schuld.«
    Francesca hörte es nicht mehr. So schnell ihre schwerfällige Gestalt es zuließ, eilte sie weiter und sprach die erste Frau an, der sie begegnete.
    »Kannst du mir sagen, wo ich Ritter Falko Adler auf Kibitzstein finde?« Da sie nicht sofort Antwort erhielt, dachte sie, die andere wäre nur des Deutschen mächtig. Diese Sprache würde sie zwar lernen müssen, wenn sie mit Falko zusammenlebte, doch vorerst kannte sie keine drei Wörter dieses barbarischen Dialekts. Daher wiederholte sie ihre Frage noch einmal ganz langsam und achtete darauf, Falkos Namen so auszusprechen, wie dieser es ihr erklärt hatte.
    »Zu Falko Adler willst du?«, antwortete ihr Gegenüber in einem recht gut verständlichen römischen Dialekt.
    »Ja!«, sagte Francesca, die erleichtert war, sich verständigen zu können.
    Margarete hatte Wein für Pater Luciano und Giso holen wollen, die in ihrer Kammer zusammensaßen und sich berieten. Nun sah sie jene Frau vor sich, um derentwillen Falko bereit gewesen war, sich mit seinen besten Freunden zu entzweien. Allerdings wirkte Francesca nicht mehr so strahlend wie im letzten Herbst. Fast schien es Margarete, als sei die Römerin krank. Trotzdem zwang etwas in ihr sie zu einer scharfen Antwort.
    »Wenn du zu Falko Adler willst,

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