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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Teutonico erneut zu verlassen und sich im Lateranpalast einzuquartieren. Da er nun öfter mit Kaiser Friedrichs Mündel sprechen konnte, hatte er sich eine Meinung über den Knaben gebildet. Trotz seiner elf Jahre war Ladislaus sich voll und ganz der Bedeutung bewusst, die er als Erbe des deutschen Königs und niederösterreichischen Herzogs Albrecht und vor allem seiner Mutter Elisabeth als König von Böhmen und Ungarn genoss. In dieser Haltung wurde er von seinem Lehrer Kaspar Wendel bestärkt, der dem Knaben zudem mit geschickt gesetzten Worten das Gefühl zu vermitteln suchte, von seinem Vormund schlecht behandelt zu werden.
    An Friedrichs Stelle hätte Falko diesen Lehrer längst zum Teufel gejagt, aber ihm war klar, dass der Kaiser auf die Stände in Niederösterreich und die Reichsverweser von Ungarn und Böhmen, die hinter Wendel standen, Rücksicht nehmen musste. So war es beinahe ein Wunder, dass Ladislaus trotz der ständigen Einflüsterungen an Friedrich hing und seinem Lehrer widersprach, wenn dieser den Kaiser in ein zu schlechtes Licht rückte.
    Falko fragte sich jedoch, was sein würde, wenn der Knabe noch stärker unter Kaspar Wendels Einfluss geriet. Würde er sich dann offen gegen seinen Vormund stellen und die Zahl der Feinde verstärken, die nach Friedrichs Fersen schnappten? Dies war auch für ihn persönlich wichtig, denn als freier Reichsritter auf Kibitzstein war er ein Vasall des Kaisers und auf dessen Schutz gegen gierige Nachbarn wie den Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach oder die beiden Fürstbischöfe von Würzburg und Bamberg angewiesen. Wenn die Macht des Kaisers nicht mehr ausreichte, diese im Zaum zu halten, konnte es einem von ihnen einfallen, ihm den Huldigungseid abzupressen.
    An diesem Morgen saß Falko auf einem Mauervorsprung unterhalb des Lateranpalastes und ließ sich von Hilbrecht, der die beiden Österreicher beobachtet hatte, auf den neuesten Stand bringen.
    »Die Kerle sind in den letzten Wochen wohl nicht in der Stadt gewesen. Zumindest laut Aussage des Stallknechts, mit dem ich über sie gesprochen habe«, erklärte Hilbrecht gerade.
    Falko bedachte ihn mit einem mahnenden Blick. »Du hast hoffentlich kein Aufsehen erregt oder gar Misstrauen?«
    »Für wen hältst du mich? Ich habe mich nur erkundigt, wem der stattliche Rotfuchs gehört, den einer der beiden Männer am Vortag geritten hat, und so getan, als wolle ich ihn kaufen. Der Knecht meinte daraufhin, dass der Ritter dieses Pferd und drei andere auf seinen Rat hin erst vor wenigen Tagen selbst gekauft habe. Es handelt sich um ebenso schnelle wie ausdauernde Reisepferde, mit denen der Edelmann angeblich seine Zucht verbessern will. Glaubst du das?«
    »Nein! Das war ein vorgeschobener Grund. Um gute Pferde zu kaufen, muss man nicht nach Rom reisen. Ich bin davon überzeugt, die Männer wollen ihre unguten Pläne in den nächsten Tagen durchführen.«
    Nachdenklich starrte Falko auf das Gemäuer des Palastes und legte Hilbrecht die Hand auf die Schulter. »Gut gemacht! Ich hätte es nicht besser gekonnt.«
    »Du hast ja auch von mir gelernt«, sagte Hilbrecht lachend und kehrte damit das eine Jahr heraus, welches er Falko voraushatte.
    Dieser reagierte nicht auf den Scherz, sondern schüttelte sich wie unter einem kalten Guss. »Wären die Männer mit überzähligen Pferden in Rom eingeritten, hätten sie Misstrauen erregt. Daher mussten sie die Tiere hier kaufen. Wenn es ihnen jetzt gelingt, den Prinzen unauffällig zu entführen, können sie mit ihm die Stadt verlassen, ohne dass es jemandem auffällt.«
    »Aber wie wollen sie den Prinzen entführen? Immerhin wird er ständig bewacht«, wandte Hilbrecht ein.
    »Wenn ich das wüsste!« Falko überlegte, wie er an der Stelle dieser Leute handeln würde. »Lange werden sie nicht warten! Der Kaiser kann jederzeit einen Boten schicken, der Ladislaus fortholt. Ich würde sagen, es passiert heute oder spätestens morgen Nacht.«
    »Also werden wir in den beiden Nächten nicht zum Schlafen kommen!«
    Falko nickte. »Wenn die Kerle den Prinzen erst morgen Nacht entführen, dürftest du recht haben. Bitte Ritter Oskar um Unterstützung und halte mit ihm zusammen das Quartier der österreichischen Ritter unter Bewachung. Ich kümmere mich um den Prinzen und dessen Lehrer.«
    »Und was ist mit Ritter Michel?«, fragte Hilbrecht.
    »Michel wird morgen mit Nikolaus Muffel und seinen Leuten aufbrechen, um die Reichskleinodien zurück nach Nürnberg zu bringen.

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