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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Knecht darf sein Leben verlieren! Der Burgherrin und den anderen Weibern darf ebenfalls nichts geschehen. Sonst haben wir eine Blutfehde am Hals, die uns in Teufels Küche bringen kann.«
    Erneut nickten die Männer, und diesmal widersprach auch Bertschmann nicht.
    »Dann kommt mit!« Bruno von Reckendorf wandte sein Pferd und ritt zur Straße zurück. Seine Männer folgten ihm in einer langen Reihe, als Letzter Bertschmann, der seinen Herrn im Stillen einen argen Zauderer schimpfte.
    Marie und ihre Begleitung hatten die vorgesehene Stelle für den Überfall noch nicht passiert, und so ritt Reckendorf mit seinem Trupp ihr entgegen. Als er ein Stück vor sich ein Pferd wiehern hörte, fasste er den Zügel mit der Linken und langte zum Schwert. Er ließ den Griff jedoch mit einem leisen Fluch wieder fahren. Nicht blutiger Kampf war sein Ziel, sondern ein überraschender Angriff und die Entführung Hildegard Adlers.

4.
    M arie ging es gut wie lange nicht mehr. Es war ihr gelungen, in Schweinfurt alle Waren zu besorgen, die in den nächsten Wochen auf Kibitzstein gebraucht wurden, und das zu einem guten Preis. Noch mehr freute sie sich darüber, dass sie dort auch ihre Töchter Trudi und Lisa getroffen hatte. Ihr lag viel daran, die beiden eine Weile um sich zu haben, und so hatte sie sie zu sich eingeladen und direkt mitgenommen. Immerhin würde Lisa in weniger als drei Monaten ihr erstes Kind gebären, und da wollte sie ihr etliche Ratschläge erteilen. Auch freute sie sich, Trudi und ihren ersten Enkel auf Kibitzstein zu wissen.
    Gerade als sie daran dachte, welch beneidenswertes Leben sie doch führte, vernahm sie vor sich Hufschlag. Rasch lehnte sie sich aus ihrer Sänfte und wies ihre Leute an, eine Seite der Straße freizugeben, damit die Fremden passieren konnten. Die Knechte reagierten sofort, und so zog sich ihr Reisezug beinahe auf das Doppelte seiner ursprünglichen Länge auseinander. Trudi, die auf einer in Maries Augen viel zu temperamentvollen Stute ritt, reihte sich gleich hinter ihrer Sänfte ein. Ihr folgte die Pferdesänfte mit Lisa, während Hildegard nun zwischen den beiden Karren ritt. Ganz am Schluss marschierten vier Waffenknechte, während die beiden anderen Lisas Sänfte flankierten. Marie nahm an, dass ihr Schwiegersohn Otto von Henneberg diesen Männern aufgetragen hatte, seine Frau nicht aus den Augen zu lassen.
    Es erschien ihr immer noch unglaublich, dass Graf Otto um ihre mittlere Tochter geworben hatte. Immerhin hatte er vor etlichen Jahren auf der Seite ihrer Feinde gestanden und dabei von Trudi einen Schnitt quer übers ganze Gesicht erhalten. Die Narbe war immer noch zu sehen, entstellte Otto jedoch nicht so sehr, dass man ihn als hässlich bezeichnen müsste. Lisa hatte ihn auf jeden Fall männlich genug gefunden und sie gebeten, seinen Antrag anzunehmen. Nun zählte Otto von Henneberg ebenso wie ihr anderer Schwiegersohn Peter von Eichenloh zu ihren engsten Verbündeten. Daher dachte Marie sich auch nichts dabei, als ihr die Reiterschar entgegenkam und deren Anführer sie ohne Gruß passierte.
    »War das nicht Bruno von Reckendorf?«, hörte sie Trudi rufen.
    Da brach um sie herum die Hölle los. Die fremden Reiter stürzten sich auf ihre Leute. Schwerter fuhren auf die Helme der sechs Bewaffneten und die ungeschützten Köpfe der Knechte herab. Gleichzeitig durchtrennten andere Angreifer die Stränge der Karren und Sänften.
    Marie merkte, wie ihre Sänfte zu Boden stürzte, während die, in der Lisa reiste, noch an einem Riemen hing und von dem durchgehenden Führpferd mitgerissen wurde. Der entsetzte Schrei der Hochschwangeren gellte in ihren Ohren, und sie sprang wütend auf.
    »Ihr verdammten Schufte!«, schrie sie empört.
    Da lenkte ein Mann sein Pferd neben sie und versetzte ihr einen Schlag mit der gepanzerten Faust auf den Kopf. Vor Maries Augen begannen Sterne zu tanzen, und dann versank sie in einer schwarzen Wolke. Das Letzte, was sie sah, war Bruno von Reckendorf, der Hildegard vom Pferd riss und sie bäuchlings vor seinen Sattel legte.

5.
    A ls Marie erwachte, war ihr so übel, dass sie ihren gesamten Mageninhalt erbrach. Noch während sie würgte, versuchte sie zu sprechen. »Was ist mit Lisa?«
    Ihre Worte waren kaum zu verstehen, doch Trudi, die den Kopf ihrer Mutter hielt, wusste sofort, was gemeint war.
    »Lisa ist ein kluges Mädchen und hat sich aus der Sänfte fallen lassen, bevor das Pferd sie hinter sich herschleifen konnte.«
    »Und Hildegard?«
    Trudi

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