Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Zeit hast du ganz für dich.« Er wartete auf eine Antwort, doch sie starrte ihn nur sprachlos an.
»Und?« fragte er.
»Wann?«
»Morgen.«
»Morgen.« Ein Anfall von Panik schnürte ihr regelrecht die Kehle zu. »Du willst, daß ich morgen mit dir nach Paris fliege?«
»Es sei denn, du hättest schon etwas anderes vor.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Dann ist es also abgemacht.« Die Erleichterung traf ihn wie ein Hieb. »Und wenn wir sichergegangen sind, daß die Ausstellung in Paris erfolgreich verläuft, möchte ich, daß du mit mir in den Süden fährst.«
»In den Süden?«
»Ich habe eine Villa am Mittelmeer. Ich möchte mit dir alleine sein, Maggie. Ohne Ablenkung, ohne Störung, nur wir zwei.«
Sie sah ihn an. »Während der freien Zeit, die du dir in den letzten Wochen erarbeitet hast?«
»Genau.«
»Hättest du mir das früher erklärt, hätte ich dich nicht so angeschnauzt.«
»Ich mußte mir erst selber darüber klarwerden. Und, kommst du mit?«
»Ja, ich komme mit.« Sie lächelte. »Jetzt, wo du mich so nett darum gebeten hast.«
Eine Stunde später stürmte sie in die Galerie, wo sie vor Anspannung zitternd warten mußte, bis Joseph mit einem Kundengespräch fertig war. Während er eine Frau becircte, die alt genug war, seine Mutter zu sein, wanderte Maggie im Hauptraum umher und sah sich die Metallskulpturen an, durch die die Sammlung indianischer Kunstwerke ersetzt worden war. Von den Formen fasziniert, vergaß sie völlig, daß sie in Eile war.
»Ein deutscher Künstler«, sagte Joseph hinter ihr. »Diese Arbeit hier zum Beispiel empfinde ich als tiefschürfend und fröhlich zugleich. Eine Huldigung der elementaren Kräfte der Natur.«
»Erde, Feuer, Wasser, und in der Auffederung des Kupfers auch noch die Andeutung von Wind«, sagte sie in einer perfekten Imitation seines vornehmen Tons. »In seiner Größe kraftvoll und zugleich von einer subtilen Boshaftigkeit, die die satirische Absicht des Künstlers verrät.«
»Und Sie bekommen das Stück bereits für lächerliche zweitausend Pfund.«
»Ein Schnäppchen, wenn ich so sagen darf. Nur bedauerlich,
daß ich ohne einen Penny gekommen bin.« Lachend drehte sie sich zu ihm um und küßte ihn. »Sie sehen prächtig aus, Joseph. Wie viele Herzen haben Sie gebrochen, seit ich abgefahren bin?«
»Nicht ein einziges. Schließlich gehört mein Herz Ihnen allein.«
»Ha! Es ist ein Glück für uns beide, daß ich weiß, daß Sie ein unverbesserlicher Schmeichler sind. Haben Sie vielleicht eine Minute für mich Zeit?«
»Tage, Wochen.« Er küßte ihre Hand. »Jahre.«
»Eine Minute reicht vollkommen aus. Joseph, was brauche ich für Paris?«
»Einen engen schwarzen Pullover, einen kurzen Rock und extrem hohe Absätze.«
»Sie sind meine Rettung. Nein, wirklich, ich soll Hals über Kopf nach Paris, und ich habe keinen Schimmer, was man dort trägt. Ich habe schon versucht, Mrs. Sweeney zu erreichen, aber sie ist heute unterwegs.«
»Also bin ich nur Ihre zweite Wahl. Ich bin am Boden zerstört.« Er winkte einem der Angestellten, die Betreuung der Kunden zu übernehmen. »Im Grunde brauchen Sie für Paris nur ein romantisches Herz.«
»Wissen Sie, wo ich eins kaufen kann?«
»Sie haben schon eins. Das können Sie nicht vor mir verbergen, denn schließlich habe ich Ihre Arbeit gesehen.«
Sie verzog das Gesicht, doch dann hakte sie sich bei ihm ein. »Hören Sie, ich gebe es nur ungern zu, aber ich bin noch nie im Leben verreist. In Venedig habe ich mich nur um meine Ausbildung gekümmert und nichts getragen, was leicht entflammbar war. Davon abgesehen hat mich nur noch die regelmäßige Bezahlung meiner Miete interessiert. Wenn ich jetzt nach Paris reisen soll, habe ich keine Lust, mich zu blamieren.«
»Das werden Sie auch nicht. Ich nehme an, Sie sind mit
Rogan unterwegs, und er kennt Paris wie ein Einheimischer. Sie brauchen nur ein bißchen arrogant und ein bißchen gelangweilt zu tun, und schon passen Sie dort hervorragend ins Bild.«
»Aber was ziehe ich dort nur an? Es ist mir peinlich, es zu sagen, aber so wie jetzt laufe ich dort wohl besser nicht herum. Nicht, daß ich mich unbedingt wie ein Model herrichten will, aber ebensowenig möchte ich, daß die Leute denken, ich wäre Rogans Cousine vom Land.«
»Hmm.« Joseph nahm die Frage ernst, schob sie auf Armeslänge von sich fort und unterzog sie einer eingehenden Musterung. »Ich finde, daß Ihr Aussehen gar nicht so übel ist, aber ...«
»Aber?«
»Kaufen
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