Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Du hättest doch bestimmt Lust, dich einmal im Louvre umzusehen. Also habe ich für heute morgen nichts geplant, so daß wir auf Besichtigungstour gehen können oder einkaufen oder was du sonst gerne willst. Und heute nachmittag müßten wir kurz in die Galerie.«
Die Vorstellung, durch das großartigste der Pariser Museen zu spazieren, sagte ihr durchaus zu. Sie trank eilig Rogans
Kaffee aus und hob ihre Tasse Tee an den Mund. »Ich nehme an, es wäre ganz nett, sich die Stadt anzusehen. Und was Einkäufe angeht, so hätte ich gern ein Geschenk für Brie.«
»Du solltest auch etwas für Maggie kaufen.«
»Maggie braucht nichts. Und außerdem ist sie blank.«
»Das ist ja wohl lächerlich. Du hast durchaus ein, zwei Geschenke verdient. Und außerdem schwimmst du momentan im Geld.«
»Davon ist nichts mehr da.« Sie sah in ihre Tasse und verzog angewidert das Gesicht. »Haben sie tatsächlich den Nerv und nennen das Gebräu hier Tee?«
»Was soll das heißen, davon ist nichts mehr da?« Er legte seine Gabel auf den Tisch. »Ich habe dir erst vor einem Monat einen Scheck über eine sechsstellige Summe ausgestellt. Es ist ja wohl unmöglich, daß du das ganze Geld verjubelt hast.«
»Verjubelt?« Sie fuchtelte zornig mit dem Messer vor seiner Nase herum.
»Sehe ich so aus, als würde ich alles Geld verjubeln, das mir in die Finger kommt?«
»Großer Gott, nein.«
»Was willst du dann sagen? Daß ich weder den Geschmack noch den Stil habe, um mein Geld auf eine Weise auszugeben, die auch in deinen Augen vernünftig ist?«
Er hob besänftigend die Hand. »Es heißt, was ich gesagt habe. Nein. Aber falls du das Geld, das ich dir gegeben habe, tatsächlich bereits zur Gänze verbraten hast, dann wüßte ich gerne wofür.«
»Ich habe keinen einzigen Penny verbraten, aber im Grunde geht dich das gar nichts an.«
»Und ob. Du gehst mich etwas an, und falls du nicht mit Geld umgehen kannst, kümmere ich mich vielleicht besser von nun an darum.«
»Das wirst du nicht. Denn schließlich, du aufgeblasener Pfennigfuchser, ist es mein Geld, um das es geht, oder nicht?
Und ein Großteil dieses Geldes ist nun einmal weg. Also sieh zu, daß du meine Arbeiten verkaufst, damit neues Geld in die Kasse kommt.«
»Genau das werde ich tun. Also, was hast du mit dem ganzen Geld gemacht?«
»Ich habe es ausgegeben.« Wütend und verlegen zugleich sprang sie von ihrem Stuhl. »Ich hatte eben Unkosten. Ich brauchte ein paar Vorräte, und dann war ich so verwegen und habe mir ein Kleid gekauft.«
Er faltete die Hände auf dem Tisch. »Du hast also innerhalb eines Monats fast zweihunderttausend Pfund für Vorräte und ein Kleid ausgegeben, ja?«
»Außerdem hatte ich noch Schulden zu begleichen«, knurrte sie. »Aber was geht dich das eigentlich an? In deinem verdammten Vertrag steht nichts darüber, wie ich mein Geld ausgeben soll.«
»Der Vertrag hat nichts damit zu tun«, sagte er geduldig, denn er sah, daß weniger Zorn als vielmehr Scham ihr die Röte in die Wangen trieb. »Ich habe dich gefragt, wo das Geld geblieben ist, aber natürlich bist du in keiner Weise verpflichtet, mir diesbezüglich Rede und Antwort zu stehen.«
Durch seinen vernünftigen Ton wurde ihre Verlegenheit noch verstärkt. »Ich habe meiner Mutter ein Haus gekauft, auch wenn sie mir niemals dafür danken wird. Und dann mußte ich es ihr einrichten, denn sonst hätte sie Brianna noch das letzte Sofakissen geraubt.« Sie raufte sich frustriert das Haar, bis es in wilden Strähnen in alle Richtungen stand. »Und dann mußte ich Lottie engagieren und dafür sorgen, daß sie einen Wagen bekommt. Lottie bekommt jede Woche ihr Gehalt, also habe ich Brie genug gegeben, damit sie sie sechs Monate lang bezahlen kann. Dann war da noch die Hypothek auf Bries Haus, obwohl meine liebe Schwester bestimmt wütend ist, wenn sie erfährt, daß sie getilgt worden ist. Aber da Dad die Hypothek aufgenommen hat, um mir die Ausbildung
in Venedig zu finanzieren, war es auch an mir, sie zu begleichen. Ich habe mein Wort gehalten und meine Schulden abgetragen, und ich werde nicht zulassen, daß du mir erzählst, was ich mit meinem Geld tun soll oder nicht.«
Während sie gesprochen hatte, war sie zornig auf- und abgestampft, und nun trat sie vor den Tisch, an dem Rogan noch ebenso ruhig und gelassen wie zu Beginn ihrer Auseinandersetzung saß.
»Wenn ich also zusammenfassen dürfte«, sagte er, »dann hast du deiner Mutter ein Haus gekauft, es eingerichtet, ihr einen Wagen
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