Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Ladenschluß in der Galerie vorbeizuschauen. Er wollte einfach nicht glauben, daß das, was er gesehen hatte, tatsächlich geschehen war. Aber genau wie Maggie einmal gesagt hatte, sandte ein verliebtes Paar unübersehbare Signale aus.
Seine Großmutter, Gott stünde ihm bei, flirtete mit Maggies mondgesichtigem Onkel aus der Provinz.
Nein, beschloß er, als er die Galerie betrat, der Gedanke war einfach absurd. Vielleicht hatten die zwei Signale ausgesandt, aber zweifellos hatte er sie falsch interpretiert. Schließlich war seine Großmutter eine über siebzigjährige Frau mit einem tadellosen Geschmack, einem einwandfreien Charakter und einem ausgeprägten Sinn für Stil.
Niall Feeney hingegen war ein…
Himmel, er war einfach unbeschreiblich.
Was Rogan brauchte, waren ein paar Stunden des Friedens und der Ruhe in seinem Büro – weit weg von Menschen und Telefonen und allem, was auch nur im entferntesten persönlich zu nennen war.
Kopfschüttelnd ging er den Korridor hinab. Er fand, daß er eindeutig zu sehr wie Maggie klang.
Noch ehe seine Hand auf dem Knauf seiner Bürotür lag, blieb er beim Klang der erhobenen Stimme stehen. Zwischen den beiden Menschen hinter der Tür war offenbar ein lautstarker Streit entbrannt. Seine guten Manieren rieten ihm, sich diskret zurückzuziehen, doch dann gewann seine Neugier
die Oberhand, er trat lautlos ein und sah Joseph und Patricia vor sich stehen.
»Ich sage dir, benutz endlich einmal deinen Verstand«, brüllte Joseph sie an. »Ich will nicht schuld an deiner Entfremdung zwischen dir und deiner Mutter sein.«
»Es ist mir vollkommen egal, was meine Mutter denkt«, brüllte Patricia zurück, und Rogan blieb vor Überraschung der Mund offenstehen. »Das Ganze hat mit ihr nicht das geringste zu tun.«
»Die Tatsache, daß du das sagst, beweist nur, daß meine Behauptung richtig ist. Offenbar denkst du einfach nicht nach. Sie ist – Rogan.« Joseph sah seinen Freund und Arbeitgeber mit versteinerter Miene an. »Ich hatte Sie nicht erwartet.«
»Das ist wohl offensichtlich.« Rogan blickte vorsichtig zwischen Joseph und Patricia hin und her. »Anscheinend bin ich in einem unpassenden Augenblick hereingeplatzt.«
»Vielleicht kannst du ihn ja dazu bewegen, daß er endlich seinen elenden Stolz aufgibt.« Mit blitzenden Augen warf Patricia ihr Haar über die Schultern zurück. »Ich kann es jedenfalls nicht.«
»Rogan hat mit der Sache nichts zu tun.« Josephs Stimme war leise, doch sie enthielt einen unüberhörbaren warnenden Unterton.
»Stimmt, und schließlich ist es von größter Bedeutung, daß niemand etwas erfährt.« Zornig wischte Patricia die erste Träne fort. »Lieber schleichen wir weiter wie zwei Einbrecher umeinander herum. Aber von all der Heimlichtuerei habe ich endgültig die Nase voll, Joseph. Ich liebe dich, und es ist mir egal, wer es weiß.« Sie wirbelte zu Rogan herum. »Nun? Was hast du dazu zu sagen?«
Er hob eine Hand, als suche er verzweifelt nach seinem Gleichgewicht. »Ich denke, ich lasse euch beide besser allein.«
»Nicht nötig.« Sie nestelte an ihrer Handtasche herum. »Er hört einfach nicht auf mich. Es war mein Fehler, daß ich
dachte, er würde es tun. Daß ich dachte, wenigstens er würde sich für das, was ich zu sagen habe, wirklich interessieren.«
»Patricia.«
»Sprich nicht in diesem Ton mit mir«, fuhr sie Joseph an. »Mein Leben lang haben mir immer andere Leute erzählt, was ich tun und lassen soll. Was anständig ist, was akzeptabel ist, und nun habe ich endgültig genug davon. Ich habe die Kritik an meinen Plänen für die Kindertagesstätte ertragen und die anmaßende, wenn auch unausgesprochene Überzeugung meiner Freunde und meiner Familie, daß das Vorhaben sowieso mißlingen wird. Nun, das wird es nicht.« Abermals fuhr sie zu Rogan herum, als hätte er etwas gesagt. »Hast du gehört, es wird nicht mißlingen. Ich werde genau das machen, was ich will, und ich werde es gut machen, ihr werdet sehen. Und ebensowenig wie die Kritik an meinen Plänen für die Tagesstätte dulde ich irgendeine Kritik an der Auswahl meiner Liebhaber. Nicht von dir, nicht von meiner Mutter und erst recht nicht von dem Mann, der von mir als Liebhaber ausgesucht worden ist.«
Mit tränenfeuchten Augen, doch erhobenem Kopf wandte sie sich wieder Joseph zu. »Wenn du mich nicht willst, dann sei so ehrlich und sag es mir. Aber wag ja nicht, mir zu erzählen, was das beste für mich ist.«
Joseph machte einen Schritt auf sie zu,
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