Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
doch sie stürzte bereits zur Tür. »Patty! Verdammt.« Am besten ließe er sie gehen, sagte er sich. Vielleicht käme sie auf diese Weise zur Vernunft. »Es tut mir leid, Rogan«, sagte er steif. »Ich hätte die Szene vermieden, wenn ich gewußt hätte, daß wir nicht alleine sind.«
»Da ich aber nun einmal Zeuge dieser Auseinandersetzung geworden bin, erklären Sie mir vielleicht, worum es geht.« Ebenso steif umrundete Rogan seinen Schreibtisch und nahm in möglichst autoritärer Haltung Platz. »In der Tat muß ich sogar auf einer Erklärung bestehen.«
Ohne mit der Wimper zu zucken registrierte Joseph Rogans Verwandlung vom Freund zum Chef. »Es ist wohl offensichtlich, daß es zwischen Patricia und mir eine Beziehung gibt.«
»Ich glaube, sie hat die Bezeichnung umeinander herumschleichen gewählt.«
Endlich kehrte ein wenig Farbe in Josephs Wangen zurück. »Wir – ich hielt es für das beste, in der Sache möglichst diskret zu sein.«
»Ach ja?« Rogans Augen blitzten zornig auf. »Eine Frau wie Patricia wie eine heimliche Liebschaft zu behandeln entspricht also Ihrer Vorstellung von Diskretion.«
»Daß wir mit Ihrer Mißbilligung rechnen müßten, Rogan, hatte ich mir bereits gedacht.« Unter seinem maßgeschneiderten Jackett nahm Joseph eine starre Haltung an. »Ich habe nichts anderes erwartet.«
»Damit hatten Sie durchaus recht«, stellte Rogan mit ruhiger Stimme fest.
»Genau wie ich die Reaktion ihrer Mutter erwartet hatte, nachdem Patricia mich dazu überredet hatte, gestern abend mit ihr und ihren Eltern essen zu gehen.« Er ballte die Fäuste. »Der Geschäftsführer einer Galerie ohne einen Tropfen blauen Blutes. Sie hätte es ebensogut laut sagen können, so deutlich hat man ihr ihre Gedanken angesehen. Ihrer Meinung nach hätte ihre Tochter etwas Besseres verdient. Und bei Gott, das hat sie wohl. Aber ich werde nicht länger hier stehenbleiben und mir anhören, daß das, was sich zwischen uns abspielt, nichts weiter als eine heimliche Liebschaft ist.«
»Was ist es dann?«
»Ich liebe sie. Ich liebe sie, seit ich ihr vor beinahe zehn Jahren zum ersten Mal begegnet bin. Aber damals war da Robert … und dann kamen Sie.«
»Ich habe niemals irgendeine derartige Rolle in Patricias Leben gespielt.« Verblüfft fuhr sich Rogan mit den Händen übers Gesicht. War denn die ganze Welt übergeschnappt?
überlegte er. Seine Großmutter und Maggies Onkel, er und Maggie und nun auch noch Joseph und Patricia. »Wann hat es angefangen?«
»In der Woche, bevor Sie nach Paris geflogen sind.« Joseph erinnerte sich an jene schwindelerregenden Stunden, jene wunderbaren Tage und Nächte, ehe er in die Realität zurückgeworfen worden war. »Ich hatte es nicht geplant, aber das hat nichts geändert. Sie werden nun wohl umdisponieren.«
Rogan ließ die Hände sinken. »Inwiefern umdisponieren, wenn ich fragen darf?«
»Sicher suchen Sie sich jetzt lieber einen anderen Geschäftsführer für die Galerie.«
Er brauchte keinen neuen Geschäftsführer, dachte Rogan, sondern sein Zuhause und ein paar Aspirin. »Warum?« fragte er matt.
»Ich bin Ihr Angestellter.«
»Das sind Sie, und ich hoffe, daß es noch lange so bleiben wird. Ihr Privatleben hat mit Ihrer Arbeit hier nichts zu tun. Großer Gott, sehe ich etwa wie ein Monster aus, das Sie feuern will, nur weil Sie behaupten, Sie lieben eine Freundin von mir?« Seine Schläfen pochten, und einen Moment lang rieb er mit Daumen und Zeigefinger an seinen müden Augen herum. »Ich komme arglos hier hereinspaziert – in mein eigenes Büro, falls ich Sie daran erinnern darf – und finde Sie und Patricia vor, wie Sie einander anblaffen wie zwei wild gewordene Terrier. Und ehe ich überhaupt Luft holen kann, fährt Patricia mich an, ich hielte sie für unfähig, eine Kindertagesstätte zu leiten.« Er schüttelte den Kopf, und abermals sanken seine Hände schlaff herab. »Ich habe sie bisher noch nie für unfähig gehalten, egal, worum es ging. Sie ist eine der intelligentesten Frauen, denen ich jemals begegnet bin.«
»Sie sind einfach zwischen zwei Fronten geraten«, murmelte Joseph und gab dem verzweifelten Verlangen nach einer Zigarette nach.
»Den Eindruck habe ich auch. Natürlich haben Sie das Recht, mir zu erklären, es ginge mich nichts an, aber als jemand, der Sie seit über zehn Jahren und der Patricia noch länger kennt, habe ich ein begründetes Interesse an Ihrer beider Wohlergehen. Worum in aller Welt ging es bitte bei diesem
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