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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aufdringlichen, bäurischen Hochstapler wohl an der Nase herumführen, fragte er sich.
    Nach zwei Wochen beschloß er, daß der Zeitpunkt für ein klärendes Gespräch gekommen war.
    Rogan wartete im Salon – dem Salon, der den Stil und die gute Erziehung einer eleganten, vernünftigen und großherzigen Frau widergab.
    »Nun, Rogan.« Christine glitt in den Raum und wirkte, wie ihr Enkel fand, für ihr Alter wesentlich zu attraktiv. »Was für eine schöne Überraschung. Ich dachte, du wärst auf dem Weg nach Limerick.«
    »Das bin ich auch. Ich bin unterwegs zum Flughafen und habe nur noch einen kurzen Abstecher gemacht.« Er küßte sie auf die Wange und warf über ihre Schulter einen Blick in Richtung der Tür. »Du bist… allein?«
    »Ja. Niall macht ein paar Besorgungen. Hast du Zeit, einen Happen zu essen, bevor du weitermußt? Die Köchin hat wunderbare Törtchen gebacken. Niall hat sie mit seinem Charme becirct, und nun serviert sie uns täglich irgendeine Köstlichkeit.« Christine setzte sich, und Rogan rollte die Augen himmelwärts.
    »Becirct?«
    »Allerdings. Er schaut immer mal wieder in der Küche vorbei, um ihr zu sagen, was für eine köstliche Suppe, was für eine phantastische Ente oder was sonst für ein kulinarisches Wunder sie zubereitet hat. Und nun überschlägt sie sich regelrecht für ihn.«
    »Er sieht auch nicht gerade wie ein Kostverächter aus.«
    Christines Mund wurde von einem nachsichtigen Lächeln umspielt. »Oh, er liebt sein Essen, unser Niall.«
    »Ich bin sicher, daß er es vor allem liebt, wenn er es umsonst bekommt.«
    Ob dieser Bemerkung sah Christine ihren Enkel mit hochgezogenen Brauen an. »Soll ich einem Freund vielleicht seine Mahlzeit in Rechnung stellen, Rogan?«
    »Natürlich nicht. Aber inzwischen ist er schon recht lange hier«, versuchte er es auf einem anderen Weg. »Ich bin sicher, daß er sein Zuhause und seine Arbeit vermißt.«
    »Oh, er ist pensioniert. Wie Niall sagt, ist wohl kaum ein Mann für lebenslange Arbeit gemacht.«
    »Wenn er überhaupt jemals gearbeitet hat«, knurrte Rogan erbost. »Großmutter, ich bin sicher, daß es nett für dich ist, einen Freund aus deiner Kindheit wiederzusehen, aber …«
    »Allerdings. Es ist wunderbar. Ich fühle mich wieder richtiggehend jugendlich.« Sie lächelte. »Wie ein junges Mädchen.
Erst gestern abend waren wir zusammen tanzen. Ich hatte ganz vergessen, was für ein guter Tänzer Niall immer gewesen ist. Und wenn wir erst in Galway sind …«
    »Wir?« Rogan wurde kreidebleich. »Wenn wir erst in Galway sind?«
    »Ja, wir haben für die nächste Woche eine gemütliche Fahrt in den Westen geplant. Dadurch werden bestimmt zahlreiche Erinnerungen wieder wach. Und natürlich interessiert es mich, Nialls Zuhause zu sehen.«
    »Aber das ist unmöglich. Vollkommen absurd. Es geht ja wohl nicht an, daß du einfach so mit diesem Mann nach Galway fährst.«
    »Warum denn wohl nicht?«
    »Weil es – weil du, um Gottes willen, meine Großmutter bist. Ich lasse nicht zu, daß du …«
    »Daß ich was?« fragte sie in gefährlich ruhigem Ton.
    Ihre Stimme, die einen bisher nur selten gegen ihren Enkel gerichteten Zorn verriet, sorgte dafür, daß er innehielt. »Großmutter, mir ist klar, daß du von dem Mann, von den Erinnerungen regelrecht überwältigt bist, und ich bin sicher, das ist nicht weiter schlimm. Aber die Vorstellung, daß du mit einem Mann, den du seit über fünfzig Jahren nicht mehr gesehen hast, durch die Gegend kutschierst, ist einfach lächerlich.«
    Wie jung er doch ist, dachte Christine. Und was für ein erbärmlicher Tugendbold. »Ich denke, daß mir in meinem Alter ein wenig Lächerlichkeit durchaus gefällt. Obgleich ich nicht unbedingt der Ansicht bin, daß eine Reise an den Ort meiner Kindheit mit einem Mann, den ich sehr gerne mag, einem Mann, den ich schon kannte, lange, ehe du auch nur geboren warst, in die Kategorie des Lächerlichen fällt. Aber vielleicht bist du der Ansicht«, sagte sie und hob, als er den Mund öffnete, abwehrend die Hand, »daß eine Beziehung, eine erwachsene, befriedigende Beziehung zwischen mir und Niall etwas Lächerliches hat.«
    »Du willst mir doch wohl nicht erzählen – du meinst ja wohl nicht – du hast doch wohl nicht tatsächlich…«
    »Mit ihm geschlafen?« Christine lehnte sich zurück und trommelte mit ihren sorgsam manikürten Nägeln auf die Sessellehne. »Das ist ja wohl ausschließlich meine Angelegenheit, meinst du nicht? Und auf keinen

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