Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Streit?«
Joseph blies eine dichte Rauchwolke aus. »Sie will mit mir durchbrennen.«
»Durchbrennen?« Wenn Joseph gesagt hätte, Patricia hätte nackt auf dem St. Stephen’s Square getanzt, hätte ihn das nicht mehr überrascht. »Patricia?«
»Sie hat irgendeinen verrückten Plan entwickelt, demzufolge ich mit ihr nach Schottland fahren soll. Anscheinend hatte sie einen Streit mit ihrer Mutter und kam dann direkt hierhergestürmt.«
»Ich habe Patricia noch nie irgendwohin stürmen sehen. Nun, ich nehme an, daß ihre Mutter der Beziehung kritisch gegenübersteht.«
»Das ist noch milde ausgedrückt.« Joseph setzte ein schwaches Lächeln auf. »Um die Wahrheit zu sagen, sie denkt immer noch, daß Patricia sich weiter um Sie bemühen soll.«
Diese Neuigkeit überraschte Rogan keineswegs. »Dann kommt sie wohl um eine Enttäuschung nicht herum«, sagte er. »Ich habe nämlich anderes im Sinn. Falls es der Sache dienlich ist, mache ich ihr das gerne klar.«
»Zumindest würde es wohl nicht schaden.« Joseph zögerte, doch dann nahm er wie gewöhnlich auf der Kante von Rogans Schreibtisch Platz. »Sie haben also nichts dagegen? Es stört Sie also nicht?«
»Warum sollte es? Und was Anne betrifft, so bringt Dennis sie schon zur Vernunft.«
»Das hat Patricia auch gesagt.« Joseph studierte die zwischen seinen Fingern glimmende Zigarette, zog seinen kleinen aufklappbaren Aschenbecher hervor und drückte sie darin
aus. »Sie scheint sich einzubilden, wenn wir einfach davonrennen und heiraten, wäre ihre Mutter bald der festen Überzeugung, sie selbst hätte als erste die Idee gehabt.«
»Da gehe ich jede Wette ein. Von Robbie war sie anfangs auch nicht allzu begeistert.«
»Ach nein?« Joseph hatte den Blick eines Mannes, der langsam Licht am Ende des Tunnels sah.
»Sie war sich nicht sicher, daß er gut genug für ihre wunderbare Tochter war.« Rogan wippte nachdenklich mit seinem Schreibtischstuhl. »Aber es hat nicht lange gedauert, bis sie ihn förmlich angebetet hat. Natürlich hatte er keinen Knopf im Ohr.«
Grinsend zupfte Joseph an seinem Ohrläppchen herum. »Patty gefällt er.«
»Hmm«, war Rogans einziger Kommentar. »Das dürfte Anne ein wenig anders sehen.« Josephs rüdes Schnauben ignorierte er. »Aber am Ende ist sie einzig am Glück ihrer Tochter interessiert. Und wenn Sie derjenige sind, der sie glücklich macht, dann wird bald auch Anne ganz vernarrt in Sie sein. Wissen Sie, wir kommen bestimmt auch eine Weile ganz gut allein zurecht, falls Ihnen der Sinn nach einer plötzlichen Schottlandreise steht.«
»Das kann ich nicht machen. Es wäre ihr gegenüber einfach nicht fair.«
»Das ist natürlich Ihre Sache. Aber…« Rogan lehnte sich gemütlich zurück. »Ich habe den Eindruck, daß in den Augen einer Frau eine wilde Flucht über die Grenze, eine Zeremonie in einer modrigen Kapelle und eine Hochzeitsreise in die Highlands vielleicht der Inbegriff von Romantik ist.«
»Ich möchte nicht, daß sie es hinterher bedauert«, meinte Joseph, wobei seine Stimme verriet, daß er sich seiner Sache inzwischen weniger sicher war.
»Die Frau, die eben hier hinausgestürmt ist, schien mir recht genau zu wissen, was sie will.«
»Das tut sie auch, und darüber hinaus weiß sie inzwischen auch allzu genau, welches meine Wünsche sind.« Er drückte sich vom Schreibtisch ab. »Vielleicht mache ich mich besser auf die Suche nach ihr.« In der Tür blieb er stehen und drehte sich noch einmal grinsend um. »Rogan, kommen Sie tatsächlich eine Woche ohne mich zurecht?«
»Auch zwei. Und küssen Sie die Braut von mir.«
Das Telegramm, das Rogan drei Tage später von dem glücklichen Ehepaar Mr. und Mrs. Joseph Donahoe erhielt, bewies ihm, daß er kein hartherziger alter Knochen war. In der Tat sonnte er sich in dem Glauben, daß er seinen Teil dazu beigetragen hatte, daß dem Glück der beiden Liebenden nichts mehr im Wege stand. Aber es gab zwei andere Liebende, an deren gemeinsamem Glück ihm deutlich weniger lag, und es verging kein Tag, an dem er nicht überlegte, wie sich Niall Feeney am besten nach Galway zurückverfrachten ließ.
Zu Beginn versuchte Rogan so zu tun, als hätte er von der Liebelei der beiden Senioren nichts bemerkt, doch als Niall nach über einer Woche immer noch nicht aus Christine Sweeneys Haus verschwunden war, war er am Ende seiner Geduld. Wie lange ließ sich eine Frau mit dem Geschmack und der Empfindsamkeit seiner Großmutter von einem wenig charmanten,
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