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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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öfteren erzählt.« Wie alles andere, das sie in den letzten paar Tagen in die Hand genommen hatte, weigerte sich das Glas, die Form
anzunehmen, die sie vor ihrem geistigen Auge sah. Und selbst die Vision begann zu verschwimmen, was sie gleichermaßen ängstigte, wie es sie zornig werden ließ. Nur der reine Trotz hielt sie davon ab, daß sie das Rohr einfach in die Ecke warf.
    »Du hast Onkel Niall seit der Totenwache von Dad nicht mehr gesehen. Und dann bringt er auch noch Rogans Großmutter mit. Um Himmels willen, du hast doch gesagt, du hättest sie gern.«
    »Habe ich auch.« Verdammt, was war nur mit ihren Händen, was war nur mit ihrem Herzen los? Sie verschmolz zwei Glasstäbe miteinander, löste sie wieder, verschmolz sie erneut, trennte sie ein zweites Mal. »Vielleicht ist es ja gerade einer der Gründe, weshalb ich nicht kommen will, daß sie keins unserer glücklichen Familientreffen miterleben muß.«
    Maggies Sarkasmus war ebenso heiß wie die Flamme des Bunsenbrenners, den sie in den Händen hielt, doch Brianna begegnete ihm mit eisiger Gelassenheit. »Es wird dich nicht viel kosten, wenn du deine Gefühle einen Abend lang für dich behältst. Wenn Onkel Niall und Mrs. Sweeney sich schon die Mühe machen, auf ihrer Fahrt nach Galway bei uns hereinzuschauen, dann nehmen wir sie auch freundlich auf. Und zwar wir alle, auch du.«
    »Hör auf, mich zu bedrängen, ja? Du hackst wie eine verdammte Ente auf mir herum. Siehst du nicht, daß ich beschäftigt bin?«
    »Da du ständig beschäftigt bist, muß ich dich wohl stören, wenn ich mit dir reden will. Sie werden bald hier sein, Maggie, und falls du nicht kommst, entschuldige ich dich nicht.« Mit einem Starrsinn, der dem ihrer Schwester durchaus ähnlich war, kreuzte Brianna die Arme vor der Brust. »Ich bleibe so lange hier stehen und rede auf dich ein, bis du tust, was von dir erwartet wird.«
    »Himmel. Dann komme ich eben zu diesem verdammten Essen, wenn es dir so wichtig ist.«
    Brianna setzte ein zufriedenes Lächeln auf. Daran, daß sie ihre Schwester herumbekäme, hatte sie nie auch nur den geringsten Zweifel gehabt. »Halb acht. Meinen Gästen serviere ich ihr Essen früher, damit wir ganz in Familie sind.«
    »Na wunderbar. Ich bin mir sicher, es wird für uns alle ein Riesenspaß.«
    »Es wird schon werden, wenn du mir versprichst, daß du die Klappe hältst. Mehr verlange ich ja gar nicht von dir.«
    »Ich werde lächeln, ich werde höflich sein, und ich werde auch nicht mit den Fingern essen, falls es dich beruhigt.« Mit einem verbitterten Seufzer schob Maggie ihre Schutzbrille hoch und zog die Form am Ende der Röhre aus der Flamme heraus.
    »Was hast du da?« Neugierig trat Brianna einen Schritt näher an das Kunstwerk heran.«
    »Nichts Besonderes.«
    »Es ist hübsch. Ein Einhorn oder so?«
    »Allerdings, ein Einhorn – es fehlt nur noch ein bißchen Gold auf dem Horn.« Lachend drehte sie die mythische Figur in der Luft. »Es ist nur als Scherz gedacht, Brie, als schlechter Scherz. Über mich selbst. Ich bin sicher, als nächstes kommen Schwäne dran. Oder diese kleinen Hunde mit Wattebäuschen als Schwanz.« Sie legte die Arbeit zur Seite und drehte entschieden die Schweißbrenner aus. »Tja, ich nehme an, das war’s. Da ich heute wohl kaum noch was Vernünftiges hinkriegen werde, komme ich eben zu deinem Familienfest. Gott steh uns bei.«
    »Warum ruhst du dich vorher nicht noch ein wenig aus, Maggie? Du siehst furchtbar müde aus.«
    »Vielleicht mache ich das noch, aber erst packe ich noch eins der Stücke ein.« Sie warf die Schutzbrille fort, rieb sich das Gesicht und merkte, daß sie tatsächlich hundemüde war. »Keine Sorge, Brie. Ich habe gesagt, daß ich komme, also komme ich auch.«
    »Wofür ich dir wirklich dankbar bin.« Brianna drückte ihrer Schwester die Hand. »Und jetzt muß ich zurück und sehen, was noch alles vorzubereiten ist. Also vergiß nicht, Maggie, halb acht bei mir.«
    »Ich weiß.«
    Sie winkte ihre Schwester hinaus, und um nicht nachdenken zu müssen, nahm sie eine der selbstgezimmerten Kisten und legte sie mit Holzwolle aus. Anschließend breitete sie mit Luftblasen gefülltes Zellophan auf der Tischplatte aus und wandte sich den an der Rückwand des Ateliers befindlichen Regalen zu, auf denen sich ein einziges Stück befand, das letzte, das vor Rogans Besuch fertig geworden war.
    Groß und kräftig, mit einem nach oben ragenden Stamm, dann jedoch geschwungen, mit schlankem, geschmeidigem Geäst,

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