Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
einer Leinendecke und frischen Blumen geschmückt, die Anrichte war in warmes Kerzenlicht getaucht, das Essen war reichlich und wunderbar, und es hätte ein netter, fröhlicher Abend werden sollen – aber natürlich wurde nichts daraus.
Maeve stocherte lustlos in ihrem Essen herum, und je fröhlicher sich die Gesellschaft gab, um so finsterer wurde ihr Gesicht. Sie beneidete Christine um ihr feines, gutgeschnittenes Kleid, um die schimmernde Perlenkette an ihrem Hals, um den unaufdringlichen, doch teuren Duft ihrer Haut. Und um die Haut selbst, weich und verwöhnt, wie es nur durch Reichtum möglich war.
Die Freundin meiner Mutter, dachte sie. Ihre Spielkameradin, mit der sie in eine Klasse gegangen war. Das Leben, das Christine Sweeney zuteil geworden war, hätte sie selbst gern geführt. Und sie hätte es auch geführt, hätte sie nicht den einen großen Fehler gemacht. Hätte sie nicht Maggie auf die Welt gebracht. Sie hätte weinen können vor Zorn und Scham. Wegen des schrecklichen, unabänderlichen Verlusts.
Um sie herum perlte die Unterhaltung wie teurer Wein, man sprach überschäumend und vergnügt über Blumen und alte
Zeiten, über Dublin und Paris … und dann wandte sich die Unterhaltung auch noch Kindern zu.
»Wie wunderbar für Sie, eine so große Familie zu haben«, sagte Christine an Lottie gewandt. »Ich habe es immer bedauert, daß Michael und ich nicht mehr Kinder haben konnten. Unser Sohn war immer das Wichtigste für uns und jetzt ist es mein Enkel Rogan für mich.«
»Ein Sohn«, murmelte Maeve. »Ein Sohn vergißt seine Mutter nicht.«
»Das stimmt, es ist eine ganz besondere Beziehung, die eine Mutter zu ihrem Sohn genießt.« Christine lächelte, denn sie hoffte, Maeves harter Mund würde ein wenig weicher durch ihre Freundlichkeit. »Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich mir immer eine Tochter gewünscht. Und Sie sind gleich mit zweien gesegnet, Mrs. Concannon.«
»Sie sind wohl weniger ein Segen als vielmehr ein Fluch.«
»Probieren Sie doch mal die Pilze, Maeve«, sagte Lottie, während sie ihr bereits einen Löffel voll auf den Teller gab. »Sie sind genau auf den Punkt fritiert. Sie sind einfach eine begnadete Köchin, Brianna, wenn ich es mal so sagen darf.«
»Das habe ich von meiner Großmutter gelernt«, setzte Brianna an. »Ich habe immer so lange herumgenörgelt, bis sie mir eins ihrer Rezepte verraten hat.«
»Und mir hast du ständig Vorwürfe gemacht, weil ich keine Lust hatte, den ganzen Tag am Herd zu stehen.« Maeve warf trotzig den Kopf zurück. »Ich fand einfach keinen Gefallen daran. Ich wette, Sie bringen ebenfalls nicht allzuviel Zeit in der Küche zu, Mrs. Sweeney.«
»Ich fürchte, das ist wahr.« Christine spürte, daß ihre Stimme merklich kühler klang, und bemühte sich um einen freundlicheren Ton. »Und ich muß zugeben, daß keiner meiner Versuche je an das herangekommen ist, was Sie uns heute abend servieren, Brianna. Rogan hatte ganz recht, als er Sie für Ihre Kochkünste in den Himmel gehoben hat.«
»Schließlich verdient sie sich ihren Lebensunterhalt dadurch, daß sie Fremde bei sich aufnimmt und sie auch noch bekocht.«
»Laß sie in Frieden.« Maggies Stimme klang ruhig, aber ihr Blick war so tödlich wie ein Schuß. »Schließlich hat sie dich weiß Gott lange genug ebenfalls beherbergt und verpflegt.«
»Wie es ihre Pflicht gewesen ist. Es sitzt wohl niemand hier am Tisch, der leugnen würde, daß es die Pflicht einer Tochter ist, sich um ihre Mutter zu kümmern, wenn diese leidend ist. Was mehr ist, als du je getan hast, Margaret Mary.«
»Oder als ich je tun werde. Also dank dem lieben Gott dafür, daß Brianna dich so lange ertragen hat.«
»Ich wüßte nicht, wofür ich dem lieben Gott danken sollte, nachdem ich von meinen eigenen Kindern aus meinem eigenen Haus hinausgeworfen worden bin. Und jetzt sitze ich in einer fremden Umgebung, krank und allein.«
»Seit ich für Sie arbeite, waren Sie nicht einen einzigen Tag lang krank, Maeve«, stellte Lottie fröhlich fest. »Und wie können Sie allein sein, wenn ich Tag und Nacht bei Ihnen bin?«
»Wofür man Sie schließlich bezahlt. Es sollte mein eigen Fleisch und Blut sein, das mich umsorgt, aber nein. Meine Töchter wenden mir den Rücken zu, und auch meinem Onkel, der ein schönes Haus in Galway besitzt, bin ich vollkommen egal.«
»Nun, zumindest achte ich noch gut genug auf dich, um festzustellen, daß du dich kein bißchen verändert hast, Maeve.« Niall betrachtete sie
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