Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Arbeitsplatzes hatte sie mit Wasser, Sand oder heißem Wachs gefüllte Eimer deponiert.
    Sie griff nach einer spitzen Zange und legte sie an den Rand des Gebildes, das sie gerade schuf. Rogan hatte den Eindruck, als schöbe sie das Werkzeug geradewegs durch die Kugel, die aussah, als wäre sie aus Wasser gemacht, hindurch, aber sie veränderte lediglich die Form, verlängerte, verjüngte sie.
    Als sie sich abermals erhob, setzte er zum Sprechen an, aber auf ihr unverständliches Knurren hin zog er lediglich eine Braue hoch und klappte den Mund wieder zu.
    Also gut, dachte er. Er konnte geduldig sein. Eine Stunde, zwei, solange es nun einmal erforderlich war. Wenn sie die Hitze ertrug, bei Gott, dann hielte auch er sie aus.
    Sie spürte die Wärme nicht einmal, so konzentriert war sie auf ihr Werk. Sie tauchte eine Seite des neuen Kunstwerks in ein Gefäß mit geschmolzenem Glas, und als die Wand durch die Hitze weich geworden war, schob sie eine mit Wachs überzogene spitze Feile hinein.
    Sanft, ganz sanft.
    Flammen sprühten unter ihren Händen, als das Wachs zu brennen begann, und sie mußte sich beeilen, wenn sie nicht wollte, daß das Werkzeug am Glas kleben blieb. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, brauchte sie einen genau bemessenen Druck. Die innere Wand des Gebildes berührte die äußere Wand, verschmolz mit ihr, schuf die einem Engelsflügel gleichende innere Form.
    Glas in Glas, flüssig und von durchscheinender Helligkeit.
    Auf ihrem Gesicht zeigte sich fast so etwas wie ein Lächeln.
    Vorsichtig blies sie erneut in die Form, bis sie schließlich den Boden mit einem Spatel flachzuklopfen begann. Anschließend machte sie das Gebilde an einem heißen Bindeeisen
fest, tauchte eine Feile in einen Wassereimer und hielt sie über das Kunstwerk, so daß etwas Wasser auf die Vertiefung am Ansatz troff. Dann schlug sie mit einer Vehemenz, die Rogan zusammenfahren ließ, mit der Feile gegen das Rohr, schob das am Bindeeisen befestigte Gebilde zur Erhitzung des Randes in den Schmelzofen, trug es von dort zum Glühofen und klopfte mit einer Feile gegen das Bindeeisen, damit das Siegel brach.
    Sie stellte die gewünschte Temperatur und Brennzeit ein und ging, ohne ein Wort zu sagen, zu einem kleinen Kühlschrank in einer Ecke.
    Er stand so niedrig, daß sie sich bücken mußte, und Rogan konnte feststellen, daß ihre Jeans an mehreren interessanten Stellen schon recht dünn geworden war. Sie richtete sich wieder auf, drehte sich zu ihrem ungebetenen Besucher herum und warf ihm eine der beiden Getränkedosen, die sie aus dem Kühlschrank genommen hatte, zu.
    Instinktiv fing Rogan das Geschoß auf, ehe es auf seine Nase traf.
    »Immer noch da?« Sie öffnete ihre Dose, setzte sie an ihre Lippen und nahm einen großen Schluck. »Inzwischen müssen Sie in Ihrem Anzug doch vor Hitze umgekommen sein.« Nun, da ihre Arbeit beendet und ihr geistiges Auge wieder frei geworden war, musterte sie ihn.
    Groß, schlank, dunkel. Abermals setzte sie die Dose an ihren Mund. Eine ordentliche Frisur, rabenschwarzes Haar und Augen so blau wie eine der Seen in Kerry. Nicht unangenehm, dachte sie, klopfte mit einem Finger gegen die Dose und starrte ihn weiter unverhohlen an. Er hatte einen wohlgeformten, üppigen Mund, der allerdings nicht oft zu lächeln schien. Nicht bei einem solchen Augenpaar. So blau und so hübsch es auch war, wirkte sein Blick kühl, berechnend und allzu selbstbewußt auf sie.
    Ein scharfgeschnittenes, feinknochiges Gesicht. Feine Knochen verrieten die feine Herkunft eines Menschen, hatte ihre
Granny immer gesagt. Und wenn sie nicht völlig danebenlag, dann wies dieser Typ außer feinen Knochen bestimmt noch ein paar Liter blauen Blutes auf.
    Der wohl englische Anzug war maßgeschneidert, die Krawatte diskret, und an den Aufschlägen seines Hemdes machte sie kleine goldene Manschettenknöpfe aus. Er stand da wie ein Soldat – einer von der Sorte, der man ständig irgendwelche Orden verlieh.
    Nun, da ihre Arbeit zu ihrer Zufriedenheit beendet war, setzte sie sogar ein Lächeln auf. »Haben Sie sich vielleicht verirrt?«
    »Nein.« Mit ihrem Lächeln sah sie wie ein Kobold aus, ein Kobold, der stets auf irgendeinen Zauber oder irgendwelche Streiche sann. Das Stirnrunzeln, das sie während der Arbeit getragen hatte, paßte besser zu ihr. »Ich bin von weither gekommen, um mit Ihnen zu reden, Miss Concannon. Ich bin Rogan Sweeney.«
    Nun kam ihr Lächeln eher einem verächtlichen Grinsen gleich. Sweeney, dachte

Weitere Kostenlose Bücher