Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
waren feiner, ihre Glieder weicher, und sie roch nach Wildblumen statt nach Rauch und Schweiß.
Alles in allem war sie eher der Typ Frau, der ihm gefiel.
Und doch kehrten seine Gedanken immer wieder zu Maggie mit ihrem kompakten Körper, ihrem launischen Blick und ihrem ungezügelten Temperament zurück. Wegen ihres übersteigerten Egos, das oft gepaart war mit einer gewissen Unsicherheit, brauchten Künstler eine feste Hand. Sein Blick wanderte zu der von gläsernen Strudeln durchzogenen rosenfarbenen Vase zurück. Maggie Concannon mit fester Hand zu führen war eine Aufgabe, der er bereits mit Freude entgegensah.
»Und, ist er hier?« Maggie glitt aus dem Regen in die warme, von diversen Düften erfüllte Küche hinein.
Brianna fuhr ungerührt mit dem Kartoffelschälen fort. Der Besuch ihrer Schwester war keine Überraschung für sie. »Wer ist er?«
»Sweeney.« Maggie ging an die Arbeitsplatte, griff nach einer gewaschenen Karotte und biß hinein. »Groß, dunkel, gutaussehend und reich wie die Sünde. So jemand fällt einem einfach auf.«
»Im Wohnzimmer. Nimm dir doch einfach eine Tasse und trink einen Tee mit ihm.«
»Ich will ihn nicht sehen.« Maggie setzte sich auf die Arbeitsplatte und ließ die Beine baumeln. »Was ich will, meine liebe Brie, ist wissen, was du von ihm hältst.«
»Er ist höflich und redegewandt.«
Maggie rollte die Augen himmelwärts. »Das sind die Chorknaben in der Kirche ebenfalls.«
»Er ist Gast in meinem Haus –«
»Ein zahlender Gast.«
»Und ich habe nicht die Absicht«, fuhr Brianna fort, »hinter
seinem Rücken über ihn zu tratschen, auch wenn meine Einstellung vielleicht eine Enttäuschung für dich ist.«
»Die heilige Brianna.« Maggie biß abermals in die Karotte und fuchtelte mit dem Rest in der Luft herum. »Was wäre, wenn ich dir erzählen würde, daß er die Absicht hat, meine Karriere zu fördern?«
»Zu fördern?« Briannas Hände zuckten kurz, doch dann fiel sie in ihren alten Arbeitsrhythmus zurück, und erneut fielen Kartoffelschalen auf das auf der Arbeitsplatte ausgebreitete Zeitungspapier. »Inwiefern?«
»Finanziell. Indem er meine Arbeiten in seinen Galerien ausstellt und reiche Kunden dazu überredet, sie für Unsummen zu kaufen.« Sie winkte noch einmal mit dem Karottenstumpen, ehe sie ihn verschlang. »Das einzige, woran dieser Mann denken kann, ist, wie man möglichst viel Geld verdient.«
»In seinen Galerien?« wiederholte Brianna. »Heißt das, daß er eigene Galerien besitzt?«
»In Dublin und Cork. Und dann hat er, glaube ich, noch Anteile an Galerien in London, New York und Paris. Wahrscheinlich auch in Rom. Die gesamte Kunstwelt weiß, wer Rogan Sweeney ist.«
Die Kunstwelt war von Briannas Leben ungefähr ebensoweit entfernt wie der Mond, doch bei dem Gedanken, daß ihre Schwester in dieser Welt zu Hause war, verspürte sie warmen Stolz. »Und er ist an deiner Arbeit interessiert.«
»Er bildet sich allen Ernstes ein, daß er seine edle Aristokratennase einfach in meine Angelegenheiten stecken kann«, schnaubte Maggie erbost. »Ruft an, schickt Briefe und verlangt, daß er die Rechte an all meinen Werken bekommt. Und heute taucht er plötzlich bei mir auf und erklärt mir, ich bräuchte ihn.« Sie stieß ein verächtliches Schnauben aus.
»Was du natürlich nicht tust.«
»Ich brauche niemanden.«
»Nein.« Brianna trug die Kartoffeln zum Spülbecken und öffnete den Wasserhahn. »Du brauchst niemanden, Margaret Mary.«
»Oh, du klingst genau wie Mutter. Ich hasse es, wenn du in diesem kühlen, überlegenen Ton mit mir sprichst.« Sie glitt von der Arbeitsplatte, stapfte zum Kühlschrank, spähte hinein und nahm ein Bier heraus. »Wir kommen doch auch so zurecht«, sagte sie, da sie wegen ihres Ausbruchs Schuldgefühle empfand. »Die Rechnungen werden pünktlich bezahlt, wir haben genügend zu essen auf dem Tisch und ein Dach über dem Kopf.« Sie sah die starre Haltung ihrer Schwester und stieß einen ungeduldigen Zischlaut aus. »Es wird nie mehr so werden, wie es einmal war, Brie.«
»Meinst du, das weiß ich nicht?« Briannas melodiöse Stimme wies eine gewisse Schärfe auf. »Meinst du, ich bräuchte mehr? Meinst du, ich wäre nicht zufrieden mit dem, was ist?« Mit einem Mal wallte unerträgliche Traurigkeit in ihr auf, und sie blickte starr aus dem Fenster auf die Felder hinaus. »Es liegt nicht an mir, Maggie. Es liegt bestimmt nicht an mir.«
Maggie runzelte die Stirn. Sie wußte, Brianna war diejenige,
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