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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die unter der Situation am stärksten litt. Brianna war diejenige, die immer zwischen den Fronten stand. Und nun, dachte Maggie, bot sich ihr die Gelegenheit, dafür zu sorgen, daß ihrer aller Leben eine neue Richtung nahm. Sie bräuchte nur einen Teil ihrer Seele zu verkaufen, mehr nicht.
    »Sie hat schon wieder rumgenörgelt.«
    »Nein.« Brianna schob eine lose Strähne in ihren festen Knoten zurück. »Nicht richtig jedenfalls.«
    »Ich sehe dir an, daß sie mal wieder ausgerastet ist – und daß sie es wie immer an dir ausgelassen hat.« Ehe Brianna etwas sagen konnte, winkte Maggie ab. »Sie wird nie glücklich sein, Brianna. Niemand kann sie glücklich machen, niemand auf der ganzen Welt. Und ich am allerwenigsten. Sie wird ihm nie verzeihen, daß er so war, wie er war.«
    »Wie war er denn?« Brianna fuhr zu ihrer Schwester herum. »Wie war unser Vater, Maggie? Sag es mir.«
    »Menschlich. Mit Fehlern behaftet.« Sie stellte ihr Bier auf den Tisch und ging zu Brianna, die immer noch an der Spüle stand. »Wunderbar. Erinnerst du dich noch daran, Brie, wie er den Maulesel gekauft hat, weil er ein Vermögen machen wollte, indem er ihn, mit einem komischen Hut auf dem Kopf und mit unserem alten Hund auf dem Rücken, von Touristen fotografieren ließ?«
    »Ich erinnere mich noch genau.« Brie hatte sich abgewandt, aber Maggie hielt sie fest. »Und ich erinnere mich auch daran, daß ihn das Futter für dieses verdammte, übellaunige Biest mehr gekostet hat, als er je mit den Fotos eingenommen hat.«
    »Ja, aber wir hatten unseren Spaß. Wir waren an den Klippen von Moher, und es war ein wunderbarer Sommertag. Überall liefen Touristen herum, und irgendwer hat Musik gemacht. Und mittendrin stand Dad mit dem dämlichen Maulesel, und der arme Hund, der gute alte Joe, hatte mehr Angst vor dem Vieh als vor sonst irgendwas auf der Welt.«
    Briannas Miene wurde weich. »Ich weiß noch genau, daß der arme Joe vor Angst zitternd auf dem Rücken des Esels gekauert hat. Und dann kam dieser Deutsche und wollte unbedingt ein Bild von sich mit Joe und dem Vieh.«
    »Woraufhin ihn der Maulesel einmal kräftig getreten hat.« Maggie grinste, griff nach ihrem Bier und hob es zu einem Toast. »Und der Deutsche ist auf einem Fuß durch die Gegend gehopst und hat in drei verschiedenen Sprachen rumgeschrien. Und Joe ist vor lauter Entsetzen vom Rücken des Mulis gesprungen, mitten in einen Stand, an dem es Spitzenkrägen zu kaufen gab, und der Maulesel ist durchgebrannt. Den Anblick vergesse ich nie. Überall rannten und brüllten Leute rum, und ein paar Frauen haben vor Angst geschrien. Weißt du noch, da war doch noch dieser Geigenspieler, der die
ganze Zeit ungerührt einen Reel gefiedelt hat, als fingen wir alle jeden Augenblick zu tanzen an.«
    »Und dieser nette Junge aus Killarny, der den Muli wieder eingefangen hat. Dad hat sofort versucht, ihm das Biest anzudrehen.«
    »Und hätte es fast geschafft. Das ist doch eine wunderbare Erinnerung, Brie, findest du nicht?«
    »Er hat dafür gesorgt, daß es viele lustige Erinnerungen gibt. Aber vom Lachen allein lebt es sich nun einmal ziemlich schlecht.«
    »Ohne Lachen lebt es sich noch schlechter. Das sieht man ja an ihr. Er war lebendig. Ohne ihn hat man den Eindruck, als wäre die ganze Familie tot.«
    »Sie ist krank«, war Briannas knappe Erwiderung.
    »Seit über zwanzig Jahren ist sie das. Und sie wird so lange krank bleiben, wie sie dich hat, die sie durch die Gegend scheuchen kann.«
    Es stimmte, aber dieses Wissen reichte nicht. »Sie ist unsere Mutter«, sagte Brianna in angespanntem Ton.
    »Das ist sie.« Maggie leerte ihre Bierflasche und stellte sie fort. Der Hefegeschmack kämpfte gegen die Bitterkeit, die ihr auf der Zunge lag. »Ich habe ein weiteres Stück verkauft. Spätestens Ende des Monats haben wir also wieder Geld.«
    »Wofür ich dir dankbar bin. Und sie ebenfalls.«
    »Den Teufel ist sie.« Maggie sah ihre Schwester an, und ihr Blick verriet all die Leidenschaft, den Zorn und den Schmerz, den sie empfand. »Ich tue es nicht für sie. Wenn wir genug haben, besorgst du ihr eine eigene Wohnung und stellst eine Krankenschwester für sie ein.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »O doch«, fiel ihr Maggie ins Wort. »So war es abgemacht. Ich stelle mich nicht hin und gucke zu, wie du für den Rest ihres Lebens nach ihrer Pfeife tanzt. Sie kriegt eine Wohnung im Dorf und eine Krankenschwester, Schluß, aus.«
    »Wenn sie will.«
    »Es ist mir egal, ob sie es will

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