Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Wunsches behilflich zu sein.
Und nun bestand die vage Möglichkeit, daß Rogan Sweeney die dringend benötigte Rolle der guten Fee übernahm.
Es klopfte kurz und ungeduldig an der Tür. Diese gute Fee, dachte Maggie, während sie öffnen ging, kam nicht wie andere gute Feen in Engelsstaub und hellem Licht hereingeschwebt.
Als sie ihn sah, lächelte sie. Er war ebenso naß und ebenso elegant gekleidet wie am Tag zuvor, und sie fragte sich, ob er vielleicht sogar in Anzug und Krawatte schlafen ging.
»Guten Morgen, Mr. Sweeney«, sagte sie.
»Guten Morgen, Miss Concannon.« Eingehüllt in eine regenfeuchte Nebelschwade trat er durch die Tür.
»Geben Sie mir doch Ihren Mantel, damit ich ihn zum Trocknen aufhängen kann.«
»Vielen Dank.« Er schälte sich aus dem Kleidungsstück, und sie hängte es über einen Stuhl vor dem Kamin. Sie ist anders als gestern, dachte er. Richtiggehend nett. Doch ihre Verwandlung rief seinen Argwohn wach. »Sagen Sie, gibt es auch Tage ohne Regen in Clare?«
»Im Frühling ist es hier sehr angenehm. Keine Sorge, Mr.
Sweeney. Normalerweise hält selbst ein Dubliner einen westirischen Schauer aus, ohne daß er sich auflöst.« Sie setzte ein eiliges, charmantes Lächeln auf, doch ihr Blick verriet boshafte Belustigung. »Wie wär’s mit einem Tee?«
»Sehr gern.« Doch ehe sie in die Küche gehen konnte, legte er ihr die Hand auf den Arm und nickte in Richtung der Plastik, die auf dem Flurtisch stand. Es war eine lange, gewundene Linie in eisigem Blau. In der Farbe eines arktischen Sees. Glas an Glas, das sich wie flüssiges Eis in Wellen von der Spitze der Skulptur über ihren Sockel ergoß.
»Ein interessantes Stück.«
»Finden Sie?« Seine kaum merkliche und doch besitzergreifende Hand auf ihrem Arm, der subtile holzige Duft seines Rasierwassers und seiner Seife irritierten sie, und als er mit einer Fingerspitze über die Rundungen der Plastik fuhr, erschauerte sie. Einen verrückten Augenblick lang hatte sie das Gefühl gehabt, als gleite sein Finger ihren Hals hinab.
»Sehr feminin«, murmelte er, und obgleich er das Glas ansah, war er sich ihrer Nähe – ihres angespannten Arms, ihres kurzen Erschauerns, des dunklen, wilden Dufts ihrer Haare – sehr bewußt. »Kraftvoll. Eine Frau, die im Begriff steht, sich einem Mann sexuell hinzugeben.«
Die Bemerkung verblüffte sie, denn genau das zeigte die Skulptur. »Und in welcher Beziehung kann eine Hingabe Ihrer Meinung nach kraftvoll sein?«
Er sah sie mit seinen unergründlichen blauen Augen an. »Es gibt nichts Kraftvolleres als eine Frau in dem kurzen Augenblick, ehe sie sich einem Mann ergibt.« Ohne seine Hand von ihrem Arm zu nehmen, strich er mit den Fingern der anderen Hand erneut über das Glas. »Das ist Ihnen offenbar bewußt.«
»Und wie steht’s mit dem Mann?«
Sein Mund wies die Spur eines Lächelns auf, und auch wenn sein Blick ein gewisses amüsiertes Interesse verriet, kam ihr sein Griff mit einem Mal beinahe zärtlich, beinahe fragend
vor. »Das, Margaret Mary, kommt ganz darauf an, wie die Frau die Sache sieht.«
Nur durch ein unmerkliches Nicken gab sie ihm zu verstehen, daß der sexuelle Seitenhieb nicht vergeblich gewesen war. »Nun, dann sind wir uns also dahingehend einig, daß Sex und Kraft Sache der Frauen sind.«
»Das habe ich weder gesagt noch gemeint. Wie kommen Sie zur Schaffung eines solchen Werks?«
»Einem Geschäftsmann Kunst zu erklären ist schwer.«
Sie trat einen Schritt zurück, doch statt nachzugeben, verstärkte sich sein Griff um ihren Arm. »Versuchen Sie es.«
Mit einem Mal wurde sie ärgerlich. »Diese Dinge ergeben sich einfach so, ohne jeden Plan. Ich arbeite mit Gefühl und Leidenschaft und nicht aus praktischen oder finanziellen Erwägungen heraus. Wenn ich das wollte, würde ich kleine Glasschwäne für Andenkenläden produzieren. Himmel, allein der Gedanke ist absurd.«
Sein Lächeln verbreiterte sich. »Grauenhaft. Glücklicherweise habe ich kein Interesse an kleinen Glasschwänen. Aber eine Tasse Tee wäre tatsächlich nicht schlecht.«
»Kommen Sie mit in die Küche.« Wieder trat sie einen Schritt zurück, wieder verstärkte sich sein Griff, und wieder wallte Verärgerung in ihr auf. »Sie versperren mir den Weg.«
»Ich glaube nicht. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall.«
Endlich ließ er von ihr ab, woraufhin sie sich schweigend in die Küche begaben.
Ihr Cottage bot das genaue Gegenteil der ländlichen Gemütlichkeit, die es im Haus ihrer Schwester
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