Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
»Am besten fangen wir eine solche Debatte nicht mit leerem Magen an. Aber sagen
Sie, Rogan, wie genau bin ich in das große Bett gekommen, in dem ich vorhin wach geworden bin?«
    »Ich habe Sie dort hineingelegt.«
    »Ach ja?« Falls er gehofft hatte, sie erröten zu sehen, dann wurde ihm eine Enttäuschung zuteil. »Dann haben Sie vielen Dank.«
    »Sie haben geschlafen wie eine Tote. Fast hätte ich Ihnen einen Spiegel über die Lippen gehalten, um zu sehen, ob Sie noch atmen oder nicht.« Nun allerdings bestand nicht mehr der geringste Zweifel daran, wie lebendig sie war. »Möchten Sie vielleicht einen Brandy?«
    »Solange ich nichts gegessen habe, lieber nicht.«
    Er erhob sich, trat an ein Sideboard und goß sich selbst aus einer kristallenen Karaffe ein. »Bei unserer Abfahrt waren Sie ziemlich erregt.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite und sah ihn an. »Da haben Sie sich aber ziemlich diplomatisch ausgedrückt.« Ihr Weinkrampf brachte sie nicht in Verlegenheit, denn sie betrachtete ihn als normalen Gefühlsausdruck, so real und menschlich wie Gelächter oder Lust. Aber daß er einfach ihre Hand gehalten hatte, ohne dem Sturm der Gefühle nutzlose Worte entgegenzustellen, rührte sie. »Falls ich Sie dadurch in Verlegenheit gebracht habe, tut es mir leid.«
    Das hatte sie, und zwar nicht zu knapp, doch nun schüttelte er die Erinnerung an sein Unbehagen lieber ab. »Sie wollten mir nicht sagen, was Sie derart erschüttert hat.«
    »Das wollte ich nicht, und das will ich auch jetzt noch nicht.« Sie atmete tief ein, denn nach all der Freundlichkeit ihr gegenüber hatte er die Schärfe in ihrer Stimme nicht verdient. »Das Ganze hat mit Ihnen nichts zu tun, Rogan. Altes Familienelend, sonst nichts. Aber da ich gerade sanftmütig gestimmt bin, sage ich Ihnen, daß es sehr tröstlich war, Ihre Hand zu halten. Ich hätte nicht gedacht, daß Sie so mitfühlend sind.«
    Er hob den Blick von seinen Papieren und sah sie wieder an.
»Offenbar kennen wir einander nicht genug, um beurteilen zu können, wie der jeweils andere ist.«
    »Ich habe immer gedacht, daß ich andere Menschen recht gut beurteilen kann, aber vielleicht haben Sie recht. Also erzählen Sie, Rogan Sweeney« – sie stützte einen Ellbogen auf die Sessellehne und legte ihr Kinn in die Faust – »Was sind Sie für ein Mensch?«
    Zu seiner Erleichterung kam er durch das Auftauchen eines adretten, uniformierten Hausmädchens um eine sofortige Antwort herum. Die junge Frau stellte ein Tablett vor Maggie hin, wobei außer dem leisen Rascheln ihrer Kleider und dem Klimpern des neben dem Teller liegenden Silberbestecks nichts zu hören war. Als Maggie ihr dankte, machte sie einen kurzen Knicks, und als Rogan erklärte, mehr bräuchten sie nicht, zog sie sich diskret zurück.
    »Ah, was für ein Duft.« Zuerst machte sich Maggie über die verführerisch sämige Suppe mit den dicken Gemüsestücken her. »Möchten Sie vielleicht auch etwas?«
    »Nein, ich habe bereits gegessen.« Statt wieder auf seinen Schreibtischstuhl zurückzukehren, setzte er sich in einen Sessel neben sie. Es war seltsam gemütlich, bei ihr zu sitzen, während sie aß, und das Gefühl zu haben, ganz in die friedliche Stille des Hauses eingehüllt zu sein. »Da Sie nun wieder unter uns Lebenden weilen, würden Sie sich morgen vielleicht gern einmal die Galerie ansehen.«
    »Hmmm.« Den Mund voll knusprigen Brötchenteig, nickte sie. »Und wann?«
    »Sagen wir um acht. Am späten Vormittag habe ich noch ein paar Termine, aber wir könnten gemeinsam hinfahren, und Sie bekämen dann dort einen Wagen zur Verfügung gestellt.«
    »Einen Wagen.« Sie brach in lautes Gelächter aus und hielt sich eilig die Hand vor den Mund. »An derartige Annehmlichkeiten gewöhnt man sich bestimmt recht schnell. Und was soll
ich Ihrer Meinung nach mit einem mir zur Verfügung gestellten Wagen tun?«
    »Was immer Sie wollen.« Ihre Reaktion ärgerte ihn, auch wenn er nicht wußte, weshalb. »Oder aber Sie spazieren zu Fuß in Dublin herum, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Kann es sein, daß Sie heute abend ein wenig empfindlich sind?« Sie hatte den Suppenteller geleert, und nun wandte sie sich dem Hühnchen in Honig zu. »Ihr Koch oder Ihre Köchin ist ein Schatz, Rogan. Meinen Sie, daß er oder sie sich dieses Rezept für Brie entlocken läßt?«
    »Er«, sagte Rogan. »Und Sie dürfen es gerne versuchen, wenn Ihnen danach ist. Er ist ein überheblicher, anmaßender Franzose, der zu gelegentlichen

Weitere Kostenlose Bücher