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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Teller voll. Zu Hause ließ sie oft ganze Mahlzeiten aus, denn mit
ihren eigenen Kochkünsten war es nicht allzuweit her, aber wenn es Essen in solcher Menge und von solcher Güte gab, machte sie die übersprungenen Mahlzeiten wieder wett.
    »Wird Mr. Sweeney mit mir zusammen frühstücken?« fragte sie und trug ihren Teller zum Tisch zurück.
    »Er hat bereits gegessen, Miss. Mr. Sweeney frühstückt jeden Tag um Punkt halb sieben.«
    »Ein Gewohnheitsmensch, was?« Maggie zwinkerte dem Mädchen zu und strich sich frische Marmelade auf den warmen Toast.
    »Allerdings«, erwiderte Noreen, wobei sie leicht errötete. »Ich soll Sie daran erinnern, daß er um acht fahren möchte, Miss.«
    »Danke, Noreen. Ich werde daran denken.«
    »Bitte klingeln Sie, falls irgend etwas fehlt.«
    Leise wie eine Maus zog sich Noreen in die Küche zurück, und Maggie machte sich über ihr königliches Frühstück her, wobei sie gemütlich in der ordentlich neben ihrem Teller liegenden Irish Times zu blättern begann.
    Das Leben war ziemlich bequem, wenn man nur mit dem Finger zu schnippen brauchte, damit irgendein Dienstbote kam, dachte sie. Aber machte es Rogan nicht ab und zu wahnsinnig zu wissen, daß er niemals ganz alleine war?
    Allein bei der Vorstellung graute ihr. Sie selbst würde ohne gelegentliches Alleinsein verrückt, das wußte sie.
    Sie musterte das Zimmer mit der dunkel schimmernden Vertäfelung, den glitzernden Doppellüstern aus Kristall, dem glänzenden Silber auf der antiken Anrichte, dem blitzenden Porzellan und Waterfordglas.
    Ja, selbst in dieser luxuriösen Umgebung würde sie verrückt, wenn sie niemals allein wäre.
    Sie nahm sich eine zweite Tasse Tee, wandte sich wieder der Zeitung zu und leerte ihren Teller, bis kein einziger Krümel mehr übrig war. Irgendwo im Haus schlug eine Uhr. Sie überlegte,
ob sie sich noch einmal bedienen sollte, schalt sich einen Vielfraß und widerstand.
    Ein paar Minuten lang sah sie sich die Kunstwerke an den Wänden an, von denen ein Aquarell ihr besonderes Gefallen fand. Nach einer letzten gemütlichen Runde durch den Raum trat sie schließlich in die Halle hinaus.
    Rogan erwartete sie bereits. In seinem tadellosen grauen Anzug und der marineblauen Krawatte sah er elegant wie immer aus. Er sah sie an, und dann blickte er auf seine Uhr. »Sie sind zu spät.«
    »Ach ja?«
    »Es ist acht nach.«
    Sie zog die Brauen hoch, merkte, daß die Kritik ernst gemeint war, und unterdrückte ihre Belustigung. »Dafür hätte ich natürlich ein paar Schläge verdient.«
    Er musterte ihre halbhohen Stiefel, die dunklen Leggings und das bis zu ihren Schenkeln reichende und von zwei Ledergürteln zusammengehaltene weiße Männerhemd. Von ihren Ohren baumelten glitzernde, durchsichtige Steine herab, und zum ersten Mal, seit er sie kannte, hatte sie einen Hauch von Make-up aufgelegt. Eine Uhr hingegen trug sie nicht.
    »Wenn Sie keine Uhr tragen, woher wollen Sie dann wissen, wie spät es ist?«
    »Vielleicht ist genau das der Grund, daß ich es eben nicht weiß.«
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, zog er seinen Stift und einen Block hervor.
    »Was machen Sie da?«
    »Ich schreibe mir auf, daß ich eine Uhr, einen Anrufbeantworter und einen Kalender für Sie besorgen muß.
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen, Rogan.« Sie wartete, bis er die Tür öffnete und ihr bedeutete, voranzugehen. »Aber warum tun Sie all das für mich?«
    »Die Uhr bekommen Sie, damit sie in Zukunft pünktlich sind. Den Anrufbeantworter, damit ich wenigstens eine Nachricht hinterlassen kann, wenn Sie mal wieder nicht ans Telefon gehen, und den Kalender, damit Sie wissen, wann der Tag der nächsten Lieferung ist.«
    Beim letzten Teil des Satzes klang seine Stimme, als kaue er an einem Stück zähen Fleisches herum, fand Maggie und sagte: »Da Sie heute morgen so guter Laune sind, wage ich es, Ihnen zu sagen, daß keins dieser Dinge mich auch nur im geringsten ändern wird. Ich bin einfach verantwortungslos, Rogan. Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie einfach die Leute, die von meiner Familie noch übrig sind.« Sie drehte sich um, ignorierte sein ungeduldiges Zischen und betrachtete eingehend das Haus.
    Es ging auf einen lieblichen, schattigen Park – St. Stephen’s, wie sie später erfuhr – hinaus und ragte stolz, vielleicht sogar ein wenig hochmütig in einen strahlend blauen Himmel hinauf.
    Obgleich das Mauerwerk bereits ein wenig verwittert war, wiesen die Konturen die Geschmeidigkeit eines jungen

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