Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
eingestehen, daß sie bereits mit ihm ins Bett gegangen wäre, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. »Soweit ich sehe, haben Sie beschlossen, in mir einen Menschen mit ziemlich lockeren Moralvorstellungen zu sehen. Nun, ich sehe keine Veranlassung, Ihnen zu erklären, was für ein Mensch ich in Wahrheit bin. Und was Zuneigung und Respekt angeht, so haben Sie sich diese beiden Dinge noch lange nicht verdient.«
»Also gut, dann sind wir uns ja einig.«
»Wir sind uns insofern einig, als daß Sie der Teufel holen soll. Und außerdem heißt Ihr Mädchen Noreen.«
Dieser letzte Satz lenkte ihn so weit ab, daß er den Blick von der Straße nahm. »Was?«
»Ihr Mädchen, Sie idiotischer, hochnäsiger Aristokrat. Sie heißt nicht Nancy, sondern Noreen.« Maggie kreuzte die Arme vor der Brust und wandte sich entschlossen ab.
Rogan schüttelte den Kopf. »Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie diese Sache geklärt haben. Es wäre weiß Gott peinlich geworden, hätte ich sie den Nachbarn mit dem falschen Namen vorgestellt.«
»Blaublütiger Snob«, murmelte sie.
»Spitzzüngige Viper«, schnaubte er, und den Rest der Fahrt brachten sie in zornigem Schweigen hinter sich.
7. Kapitel
Von der Dubliner Worldwide-Galerie nicht beeindruckt zu sein war ein Ding der Unmöglichkeit. Die Architektur allein war es wert, daß man das Gebäude einmal betrat, und tatsächlich hatten bereits ein Dutzend Zeitschriften und Kunstbücher Fotos dieses strahlenden Beispiels des georgianischen Stils, der Teil des architektonischen Erbes der irischen Hauptstadt war, veröffentlicht.
Obgleich Maggie den Bau bereits auf Hochglanzpapier gesehen hatte, verschlug es ihr die Sprache, als sie die Pracht zum ersten Mal dreidimensional vor sich sah.
Während ihrer Ausbildung in Venedig hatte sie einen Großteil ihrer Freizeit mit dem Besuch zahlreicher Galerien verbracht, aber sie alle wurden durch die Herrlichkeit von Rogans Gebäude in den Schatten gestellt.
Und trotzdem sagte sie keinen Ton, als er die beeindruckende Eingangstür öffnete und sie in die Eingangshalle bat.
Beinahe hätte sie einen Knicks gemacht, so beeindruckt war sie von der kirchenähnlichen Ruhe, vom Spiel des Lichts und von der duftenden Luft, die sie umfing. Die momentan ausgestellten Kunstgegenstände der amerikanischen Ureinwohner – getöpferte Schalen, prachtvolle Körbe, rituelle Masken, Schamanenrasseln und Perlenketten – hatte man wunderschön und sorgfältig arrangiert, und an den Wänden hatte man primitive und gleichzeitig anspruchsvolle Bilder aufgehängt. Maggies Aufmerksamkeit und Bewunderung galten besonders einem cremefarbenen, mit Perlen und glatten, leuchtenden Steinen
geschmückten Wildledergewand, das gemäß Rogans Anweisungen wie ein Wandbehang drapiert worden war. Am liebsten hätte Maggie das Kunstwerk vorsichtig berührt.
Statt dessen begnügte sie sich mit einem knappen Kommentar: »Beeindruckend«, sagte sie und wandte sich ab.
»Es freut mich, daß es Ihnen gefällt.«
»Außer in Büchern habe ich noch nie irgendwelche indianischen Arbeiten gesehen.« Sie beugte sich über ein tönernes Gefäß.
»Genau aus diesem Grund habe ich die Ausstellung organisiert. Wir konzentrieren uns allzu häufig auf die europäische Geschichte und Kultur und vergessen, daß es auf dieser Welt auch noch anderes gibt.«
»Es ist kaum zu glauben, daß die Menschen, die diese Dinge geschaffen haben, dieselben sind wie die Wilden, die es in den alten John-Wayne-Filmen zu sehen gibt. Aber andererseits« – lächelnd richtete sie sich auf – »waren meine Vorfahren auch nichts anderes als Wilde, die ihre nackten Körper mit blauer Farbe bemalt haben, ehe es ins Kampfgetümmel ging. Und von solchen Geschöpfen stamme ich ab.« Sie legte den Kopf auf die Seite und musterte ihn. »Genau wie Sie.«
»Man könnte sagen, daß derartige Neigungen im Verlauf der Jahrhunderte bei einigen Menschen ziemlich zurückgegangen sind. Ich zumindest habe schon seit Jahren nicht mehr das Bedürfnis verspürt, mich blau anzumalen.«
Sie lachte, aber statt weiter darauf einzugehen, sah er abermals auf seine Uhr.
»Ihre Arbeiten werden im zweiten Stock ausgestellt.« Er wandte sich der Treppe zu.
»Gibt es dafür einen speziellen Grund?«
»Mehrere.« Ungeduldig wartete er darauf, daß sie hinter ihm die Stufen erklomm. »Mir ist es immer lieb, wenn eine Ausstellung wie die Ihre eine Art gesellschaftliches Ereignis ist. Die Menschen entwickeln mehr Sinn für Kunst oder
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