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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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paar Acrylfarben gekauft, aber oft führte ihre Ungeduld mit den unvollkommenen Materialien dazu, daß sie einfach nahm, was ihr zur Verfügung stand – daß sie ihren Pinsel in Kaffeesatz oder feuchte Asche tauchte oder breitere Linien mit Lippen- oder Augenbrauenstiften zog.
    Ihre Skizzen betrachtete sie nur als ersten Schritt. Obgleich sie sich für eine adäquate Handwerkerin hielt, hätte sich Maggie nie als Meisterin mit Pinsel und Farben gesehen. Ihre Zeichnungen waren nur ein Weg, ihre Visionen zu bannen, bis ihr die Umsetzung in ein gläsernes Kunstwerk gelang. Daß Rogan ein paar ihrer Skizzen in die Ausstellung einbezog, war ihr eher peinlich, als daß es ihr gefiel.
    Aber, so sagte sie sich, die Leute kauften eben alles, wenn man sie glauben machte, daß es qualitativ hochwertig und wertvoll war.
    Ich bin eine elende Zynikerin, dachte sie, während sie sich mit zusammengekniffenen Augen ihr jüngstes Kunstwerk
ansah. Und eine elende Erbsenzählerin dazu, die bereits die Gewinne zählt, ehe auch nur ein einziges Stück verkauft worden war. Großer Gott, sie hatte sich mitreißen lassen von Rogans Traum, und sie würde sich selbst noch mehr hassen als ihn, wenn sie gezwungen wäre, als Versagerin nach Clare zurückzugehen.
    Lag ihr das Versagen vielleicht im Blut? überlegte sie. War sie wie ihr Vater, und erreichte sie vielleicht nie das Ziel, das ihr am allerwichtigsten war? Sie war so in ihre Arbeit und in ihre finsteren Gedanken vertieft, daß sie überrascht und verärgert zusammenfuhr, als jemand durch die Bürotür trat.
    »Raus! Raus! Muß man die verdammte Tür etwa abschließen, damit man mal für fünf Minuten seine Ruhe hat?«
    »Genau das habe ich mich eben auch gefragt.« Rogan sah sie fragend an. »Was in aller Welt machen Sie hier?«
    »Experimente in Atomphysik«, schnauzte sie. »Wonach sieht’s denn Ihrer Meinung nach aus?« Immer noch verärgert, weil sie in ihrer Arbeit unterbrochen worden war, blies sie ihren Pony aus der Stirn und blitzte ihn wütend an. »Was wünschen Sie hier?«
    »Ich glaube, diese Galerie und somit auch dieses Büro gehören mir.«
    »Das habe ich nicht vergessen.« Maggie tauchte ihren Pinsel in ein auf einem alten Brett angerührtes Farbgemisch. »Denn schließlich ist das erste, was hier jedem über die Lippen kommt, Mr. Sweeney dies und Mr. Sweeney das.« Von diesem kleinen Wortgefecht angeregt, verstrich sie die Farbe auf dem dicken Papier, das auf einem zweiten Brett befestigt war.
    Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihren Händen hinab, und einen Augenblick starrte er sie sprachlos an. »Gütiger Himmel, was machen Sie denn da?« Er war ehrlich verblüfft. Sein unbezahlbarer, geliebter Schreibtisch war mit farbverspritztem Zeitungspapier, mit Pinseln, Stiften und – wenn ihn seine Nase nicht trog – Terpentinflaschen vollgestellt.
»Sind Sie denn wahnsinnig? Ist Ihnen klar, daß das ein Georg-II.-Schreibtisch ist?«
    »Ein robustes Stück«, erwiderte sie, nicht ohne Respekt für den toten englischen König. »Sie stehen mir im Licht.« Geistesabwesend fuchtelte sie mit einer farbverklecksten Hand in der Luft herum. »Und gut geschützt«, fügte sie hinzu. »Außer mit Zeitungspapier habe ich ihn noch mit einer Plastikfolie abgedeckt.«
    »Oh, dann ist ja alles in Ordnung.« Er nahm eine Handvoll ihres Haars und zwang sie, ihn anzusehen. »Wenn Sie eine Staffelei brauchen, warum haben Sie dann nichts gesagt?« fragte er und starrte sie zornig an. »Ich hätte Ihnen eine besorgt.«
    »Statt einer Staffelei brauche ich einfach, daß man mich in Ruhe arbeiten läßt. Wenn Sie sich vielleicht wieder genauso dünn machen könnten, wie es Ihnen in den letzten beiden Tagen so hervorragend gelungen ist…« Sie versetzte ihm einen leichten Stoß, und beide blickten auf die leuchtendroten Flekken an den Aufschlägen seines Nadelstreifenjacketts.
    »Oh«, sagte sie.
    »Idiotin.« Er kniff die Augen zu gefährlichen Schlitzen zusammen, als sie zu kichern begann.
    »Es tut mir leid. Ehrlich.« Aber die Entschuldigung wurde durch ihr ersticktes Lachen Lügen gestraft. »Wenn ich arbeite, bin ich immer ziemlich verschmiert, und ich habe einfach nicht an meine Hände gedacht. Aber soweit ich weiß, haben Sie ja ein ganzes Anzugsortiment, so daß Ihnen diese eine Jacke nicht besonders fehlen wird.«
    »Das denken Sie.« Blitzschnell tauchte er seine Finger in einen der Farbtöpfe und fuhr ihr damit über das Gesicht. Ihr überraschtes Quietschen war eine

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