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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sich erneut an Christine. »Ich habe meinen Onkel schon seit Jahren nicht mehr gesehen, aber ich hörte, daß er in seiner Jugend ein rechter Schwerenöter war.«
    »Allerdings.« Wieder brach Christine in jugendliches, fröhliches Gelächter aus. »Als junges Mädchen habe ich seinetwegen manch schlaflose Nacht verbracht. Ehrlich gesagt« – sie wandte sich mit leuchtenden, schelmisch blitzenden Augen an ihren Enkelsohn – »wäre Michael nicht aufgetaucht, hätte ich wie eine Löwin um Niall gekämpft. Interessant, nicht wahr? Dann wärt ihr beide miteinander verwandt.«
    Rogan sah Maggie an und hob eilig sein Glas an den Mund. Entsetzlich, dachte er. Grauenhaft.
    Maggie kicherte. »Wissen Sie, daß Niall Feeney nie geheiratet hat und daß er immer noch in einer Junggesellenwohnung in Galway lebt? Vielleicht haben Sie ihm ja das Herz gebrochen, Mrs. Sweeney, wer weiß?«
    »Ein netter Gedanke.« Die Schönheit von Christine Sweeneys Gesicht wurde durch die schmeichelhafte Röte, die ihr in die Wangen stieg, noch betont. »Aber die traurige Wahrheit ist, daß ich Niall niemals in irgendeiner Weise aufgefallen bin.«
    »Dann muß er blind gewesen sein«, sagte Rogan und wurde von seiner Großmutter mit einem strahlenden Lächeln belohnt.
    »Nicht blind.« Maggie seufzte, als ihr der verführerische Duft des zweiten Gangs, eines Fischgerichts, in die Nase stieg. »Aber vielleicht törichter als die meisten anderen.«
    »Und er hat nie geheiratet, sagen Sie?« Christines Frage hatte, so stellte Rogan stirnrunzelnd fest, einen allzu beiläufigen Ton.
    »Nie. Meine Schwester steht in Briefkontakt mit ihm.« Das Glitzern in Maggies Augen war nicht zu übersehen. »Ich werde sie bitten, in ihrem nächsten Brief zu erwähnen, daß ich Ihnen begegnet bin. Mal sehen, ob seine Erinnerung besser als sein jugendliches Urteilsvermögen ist.«
    Obgleich sie verträumt lächelte, schüttelte Christine den Kopf. »Es ist fünfundfünfzig Jahre her, seit ich mit Michael von Galway nach Dublin gezogen bin. Gütiger Himmel, was für eine lange Zeit.«
    Der Gedanke, daß die Zeit unweigerlich verging, weckte eine angenehme Traurigkeit in ihr, ähnlich der, die man empfand, wenn man ein Schiff aus dem Hafen segeln sah. Auch wenn ihr Ehemann bereits vor zwölf Jahren gestorben war, vermißte sie ihn immer noch, und in einer automatischen, in Maggies Augen rührenden Geste griff sie nach Rogans Hand.
    »Sharon hat einen Hotelbesitzer geheiratet, nicht wahr?«
    »Ja, er starb zehn Jahre früher als sie.«
    »Das tut mir leid. Aber wenigstens hatte sie ja ihre Tochter. Das war gewiß tröstlich für sie.«
    »Meine Mutter. Allerdings weiß ich nicht, ob diese Tatsache tröstlich für sie war.« Mit einem Mal wurde der zarte Geschmack der Forelle in Maggies Mund von einer gewissen Bitterkeit getrübt, die sie eilig mit einem Schluck Wein hinunterzuspülen trachtete.
    »Nach Sharons Hochzeit standen wir noch jahrelang brieflich in Kontakt. Sie war stolz auf ihr Mädchen. Maeve, nicht wahr?«
    »Ja.« Maggie versuchte, ihre Mutter als Mädchen zu sehen, doch es gelang ihr nicht.
    »Ein wunderbares Kind, schrieb Sharon mir, mit schimmerndem, goldenem Haar. Die Kleine hat das Temperament einer Teufelin und die Stimme eines Engels, hat sie immer gesagt.«
    Maggie schluckte und rang nach Luft. »Die Stimme eines Engels? Meine Mutter?«
    »Nun ja. Sharon meinte, sie sänge wie eine Heilige, und ich glaube, sie hat sogar ein paar bedeutende Auftritte gehabt.« Christine machte eine Pause und dachte nach, und Maggie starrte sie verwundert an. »Ja, genau. In der Tat hat sie sogar mal hier oben in Gort gesungen, aber ich hatte leider keine Zeit, um sie mir anzusehen. Sharon hat mir hin und wieder irgendwelche Zeitungsartikel über sie geschickt, aber das ist inzwischen bestimmt dreißig Jahre her.« Sie sah Maggie mit einem interessierten Lächeln an. »Und heute singt sie gar nicht mehr?«
    »Nein.« Maggie hatte die Stimme ihrer Mutter nur quengelnd oder kreischend im Ohr. Eine Sängerin? Eine Sängerin, die mit der Stimme eines Engels gesegnet war? Das konnte unmöglich ihre Mutter sein.
    »Nun«, fuhr Christine fort. »Vermutlich war sie statt dessen mit ihrer Familie glücklich.«
    Glücklich? Bestimmt nicht die Maeve Feeney Concannon, von der sie aufgezogen worden war. »Ich nehme an«, sagte Maggie in nachdenklichem Ton, »daß sie irgendwann eben einfach zwischen zwei Dingen entschieden hat.«
    »Wie wir es alle tun. Sharon hat sich

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