Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
große Genugtuung für ihn. »Die Farbe steht Ihnen gut.«
Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Wange, wodurch sie die Farbe noch stärker verschmierte als zuvor. »Sie
wollen also spielen, ja?« Lachend nahm sie eine Tube Kanariengelb in die Hand.
»Wenn Sie das tun«, sagte er, wobei er nicht wußte, ob er verärgert oder belustigt war, »dann stopfe ich Ihnen die Tube samt Inhalt in den Mund.«
»Eine Concannon hat noch nie eine Herausforderung gescheut.« Grinsend hielt sie die Tube hoch, doch ehe sie drücken konnte, trat abermals jemand durch die Tür.
»Rogan, ich hoffe, du … –« Die elegante Frau in dem Chanelkostüm unterbrach sich und starrte die beiden mit großen, blaßblauen Augen an. »Oh, Verzeihung.« Verwirrt strich sie sich ihr weiches, sandfarbenes Haar zurück. »Ich wußte nicht, daß du … beschäftigt bist.«
»Du bist gerade zur rechten Zeit hereingeplatzt.« Rogan riß ein Stück Zeitungspapier ab und wischte sich die Farbe von den Fingerspitzen. »Ich glaube, sonst hätten wir uns hier ziemlich zum Narren gemacht.«
Vielleicht, dachte Maggie und legte die Tube mit einem lächerlichen Gefühl des Bedauerns auf den Tisch zurück. Sie hätten sich bestimmt ziemlich amüsiert.
»Patricia Hennessy, darf ich dir Margaret Mary Concannon vorstellen, unsere neue Künstlerin?«
Die, dachte Patricia, auch wenn ihrem zarten, edlen Gesicht nichts als höfliches Interesse anzusehen war. Diese farbverschmierte, zottelige Frau sollte M. M. Concannon sein? »Es freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Ebenfalls, Miss Hennessy.«
»Missus«, sagte Patricia und setzte ein dezentes Lächeln auf. »Aber bitte sagen Sie doch Patricia zu mir.«
Wie eine einzelne Rose hinter Glas, dachte Maggie, war Patricia Hennessy lieblich, zart und perfekt. Und unglücklich, dachte sie, als sie das elegante, ovale Gesicht ihres Gegenübers sah. »Ich räume sofort das Feld. Ich bin sicher, daß Sie lieber mit Rogan allein sprechen wollen.«
»Lassen Sie sich meinetwegen ruhig Zeit.« Patricias Augen blieben von ihrem Lächeln unberührt. »Eben hat mir Joseph Ihre Arbeiten gezeigt. Sie haben ein unglaubliches Talent.«
»Vielen Dank.« Maggie zerrte Rogans Taschentuch aus der Brusttasche seines Jacketts.
»Lassen Sie…« Der Befehl erstarb auf seinen Lippen, denn schon hatte sie das irische Leinen in Terpentin getaucht. Mit einem Knurren entriß er ihr das Tuch und schrubbte erbost an seinen Händen herum. »Es scheint, als würde mein Büro augenblicklich als Atelier mißbraucht.«
»Sonst gibt es hier ja keinen Raum, in dem man mal fünf Minuten seine Ruhe hat«, sagte Maggie, wobei sie bewußt in ihren gedehnten westirischen Akzent verfiel. »Wissen Sie, offenbar habe ich hier heiligen Boden betreten, was ihn ziemlich verärgert hat. Wenn Sie Rogan schon länger kennen, wissen Sie ja, wie pingelig er ist.«
»Ich bin nicht pingelig«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Oh, natürlich nicht«, erwiderte Maggie und rollte die Augen himmelwärts. »Sie sind ein ganz Wilder, so unberechenbar wie die Farben eines Sonnenaufgangs.«
»Im allgemeinen wird ein gewisser Ordnungssinn nicht als Fehler gesehen, das Fehlen dieses Bedürfnisses hingegen schon.«
Wieder hatten sie sich einander zugewandt und schlossen Patricia, wenn auch unabsichtlich, aus. Patricia spürte die Spannung zwischen den beiden und dachte an die Zeit zurück, in der sie selbst von ihm begehrt worden war. Dachte daran zurück, denn sie begehrte Rogan immer noch. »Es tut mir leid. Offenbar bin ich zu einem unpassenden Zeitpunkt aufgetaucht.« Sie haßte die steife Förmlichkeit, mit der sie sprach.
»Ganz und gar nicht.« Rogans gerunzelte Stirn glättete sich, und er setzte ein charmantes Lächeln auf. »Es ist mir immer ein Vergnügen, dich zu sehen.«
»Ich kam zufällig vorbei und dachte, du hättest vielleicht gerade nichts zu tun. Ich bin auf einen Drink bei den Carneys eingeladen und hatte gehofft, du kämst vielleicht mit.«
»Tut mir leid, Patricia.« Rogan blickte auf sein ruiniertes Taschentuch und warf es verächtlich auf das auf dem Tisch ausgebreitete Zeitungspapier. »Aber da morgen die Ausstellungseröffnung ist, habe ich noch hundert Dinge zu erledigen.«
»Unsinn.« Maggie sah ihn grinsend an. »Ich halte Sie bestimmt nicht von Ihrer wohlverdienten Mittagspause ab.«
»Es ist nicht Ihretwegen – ich habe einfach noch zu tun. Bitte entschuldige mich bei Marion und George.«
»Das werde
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